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snowball-jackson
Und ja… auf den Konzerten von Ill Considered und Mantana Roberts habe ich viele junge Menschen gesehen und auch mit einigen kommuniziert die über Hip Hop zum Jazz gekommen sind. Mich freut sowas ungemein, generell auch das ein wiedergefundes Interesse für Jazz besteht. Einige davon wollen bestimmt nur Teil einer Bewegung sein, andere entdecken dann sicherlich auch die Klassiker und forschen dann noch weiter. So war das bei mir und meiner „Clique“ als wir noch jung waren und ist es auch heute noch. Warum sollten junge Leute heute anders ticken, da ihnen doch quasi für low price ein großes Sammelsurium an Jazz Alben vor die Füße gelegt wird?
Das ist genau das Verhalten, das ich eigentlich erwarten würde
Bloss bleibt hier der sichtbare Spillover zu anderen Jazz-Konzerten halt völlig aus. Ich mag da keinen Neid oder Missgunst sehen, eher Enttäuschung (dieselbe wird mich überkommen, wenn ich der einzige weit und breit bin, der die neue Box mit fast den gesamten frühen Aufnahmen von Nat „King“ Cole im Regal stehen haben wird – übrigens ein Phänomen hinsichtlich seiner allgemeinen Akzeptanz in den Vierzigern/Fünfzigern: da wirst Du, anders als mit fast jedem anderen Jazzmusiker der Zeit, kaum jemand finden, der ihn nicht mochte … aber das schützt vor Vergessen leider auch nicht).
snowball-jackson
Ich habe auch kein Problem mit damit, dass Dir Jaimie Branch nicht zusagt (ich prophezeie zudem, dass Dir Makaya McCraven nicht zusagen wird). Allergisch reagiert habe ich nur auf die sich verbindenden Schlagwörter, die mir etwas zu überheblich vorkamen wie „hip“, „taugt nichts“ „dilettantisch“, „erst zweimal gehört“ usw da ich es a.) natürlich komplett anders höre (wie einige Abschnitte vorher beschrieben) und b.) es als eine stereotypische Degradierung angesehen hatte. Vermutet hatte ich indes auch, dass eine tiefergehende Beschäftigung nicht stattgefunden hat. Aber da war ich ja komplett auf den Holzweg wie du oben ausführlich beschrieben hast, also kann ich meine Vermutungen zu Grabe tragen. Und das stimmt mich friedlich, u.a. auch weil es letztendlich ins „Geschmäcklerische“ abzielt.
In Sachen McCraven rechne ich mit demselben – aber wenn ich die Scheibe nicht mal in Ruhe anhöre (und das heisst: CD kaufen, denn Läden, in denen ich in Ruhe probehören könnte, gibt es nicht mehr) weiss ich das halt nicht … und eben: die Neugierde stirbt zuletzt. Zu denen, die finden: gab es alles schon, früher war eh alles besser, gehöre ich ja hoffentlich nie, auch wenn ich natürlich gerne mit sowas wie: „hat aber intensiv X gehört“ oder „erinnert schwer an Y“ durchaus hervorkrieche – aber das ist ja auch nichts anderes als der Lauf der Dinge, es gibt kein Vakuum, keine Tabula Rasa in der Kunst.
Zudem lässt sich ja über nichts so trefflich streiten wie über den Geschmack
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Die Wadada-Diskussion führen wir anderswo weiter, sorry für das off-Topic!
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