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gypsy-tail-wind
Blödsinn. Wenn Du hier mitliest, kennst Du meine Meinung zu Sun Ra vielleicht? Und sonst ist es wohl Wurst, aber dann können wir weiter in Ruhe parallel weiterleben, ist dann auch egal (ich beobachte bloss, wie das Arkestra heute, unter Marshall Allen, beim Publikum als Sensation abgeht – und nein, es geht nicht um Arroganz oder Besserwisserei, ums Näschen in der Höhe, es geht darum, dass solche Musik seit den Fünfzigern oder noch länger da ist, dass sie teils sogar besser da war, aber dass das auch heute keine Sau interessiert, es ist halt etwas anstrengender den Dingen auf den Grund zu gehen als auf der Welle mitzusurfen … das bringt mich nicht in Rage sondern eher zum Heulen – es geht nicht um Besudeln sondern um die Oberflächlichkeit bzw. den Mangel an Neugierde, aber das ist ein Thema, das weit weg führt … von mir aus kommt alle mit und öffnet die Ohren und alles ist gut). Obendrein habe ich das neue Album zweimal gehört, das erste wohl über ein Dutzend Male, und „An Unruly Manifesto“ auch schon ein halbes Dutzend mal – und im Gegensatz zu euch allen habe ich branch auch schon live erlebt. Es mag jetzt wohlfeil scheinen, wenn ich das schreibe, aber glaub mir: ich bin selbst am untröstlichsten, dass ich ihr Spiel nicht besser mag. Meine Meinung geht da auch gar nicht konform mit den Leuten, die ich bei Konzerten und Festivals öfter mal antreffe – bei vielen von ihnen geniesst jaimie branch einen guten Ruf … aber auch das ändert halt nichts, wenn bei nur wenig ankommt (ein ähnlicher Fall, aber das ganz jenseits der Trends, ist die Saxophonistin Angelika Niescier, die sich mir auch partout nicht erschliessen will … da gehe ich Ende Monat aber mal wieder einen Versuch machen, wenn sie im Duo mit Alexander Hawkins auftritt … a propos Hawkins, da ist mal ein Engländer, den man gerne etwas hypen könnte!) —
Natürlich war das überspitzt und teils auch ironisch von mir formuliert. Ich lese hier hin und wieder mit, wenn es mir meine Zeit gestattet. Auch sehr mit Interesse und ich entdecke, lerne, kaufe. Ich selbst habe jahrelang nur die Klassiker im Jazz gehört: Coltrane, Roach, Davis, Mingus, Blakey, Ellington usw. Zeitgenössischer Jazz hingegen hat mir lange Zeit wenig gegeben. Warum dagegen Jaimie Branch, Matana Roberts, Ill Considered, „ECM Jazz“ mein Interesse erregt ist auch teils diesem Forum geschuldet. Und ja… auf den Konzerten von Ill Considered und Mantana Roberts habe ich viele junge Menschen gesehen und auch mit einigen kommuniziert die über Hip Hop zum Jazz gekommen sind. Mich freut sowas ungemein, generell auch das ein wiedergefundes Interesse für Jazz besteht. Einige davon wollen bestimmt nur Teil einer Bewegung sein, andere entdecken dann sicherlich auch die Klassiker und forschen dann noch weiter. So war das bei mir und meiner „Clique“ als wir noch jung waren und ist es auch heute noch. Warum sollten junge Leute heute anders ticken, da ihnen doch quasi für low price ein großes Sammelsurium an Jazz Alben vor die Füße gelegt wird?
Ich habe auch kein Problem mit damit, dass Dir Jaimie Branch nicht zusagt (ich prophezeie zudem, dass Dir Makaya McCraven nicht zusagen wird). Allergisch reagiert habe ich nur auf die sich verbindenden Schlagwörter, die mir etwas zu überheblich vorkamen wie „hip“, „taugt nichts“ „dilettantisch“, „erst zweimal gehört“ usw da ich es a.) natürlich komplett anders höre (wie einige Abschnitte vorher beschrieben) und b.) es als eine stereotypische Degradierung angesehen hatte. Vermutet hatte ich indes auch, dass eine tiefergehende Beschäftigung nicht stattgefunden hat. Aber da war ich ja komplett auf den Holzweg wie du oben ausführlich beschrieben hast, also kann ich meine Vermutungen zu Grabe tragen. Und das stimmt mich friedlich, u.a. auch weil es letztendlich ins „Geschmäcklerische“ abzielt.
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you can't win them all