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Weiter geht es mit Long Tall Dexter … LTD/XXL Live at the Left Bank präsentieren ihn exakt einen Monat nach der zweiten Power-Session im legendären Ballroom der Left Bank Jazz Society in Baltimore, MD. Bobby Timmons sitzt am komplett verstimmten Klavier, am Bass hören wir Victor Gaskin (von 1966 bis 1970 bei Cannonball Adderley), am Schlagzeug sitzt der wenig bekannte Percy Brice (*1923, anscheinend noch unter uns, seine Karriere Begann gegen Ende des 2. Weltkriegs u.a. mit Benny Carter, Luis Russell und Cleanhead Vinson, in den 50ern spielte er in New York mit zahlreichen Leuten wie Tiny Grimes, Oscar Pettiford, Lucky Thompson, gehörte dann zur Band von George Shearing, spielte mit Sarah Vaughan und dann in den Sechzigern lange Zeit mit Harry Belafonte – ziemlich beeindruckend, aber irgendwie ist sein Name doch nie zu einem klingenden geworden). Timmons passt – eine essentielle Fähigkeit für einen Jazzpianisten in der Zeit! – sein Spiel dem Instrument an und es gelingt ihm, das lausige Instrument gut einzusetzen … sehr funky natürlich.
Im Ersten Set („L.T.D.“) geht es mit „Boston Bernie“ los (den Track nahm Gordon bei den „Power“-Sessions auch auf), dann folgt eine wunderbare Version von Ellingtons „In a Sentimental Mood“ und schliesslich eine beeindruckende Blues-Performance in „Blues Up and Down“. Das zweite Set („XXL“) knüpft nahtlos dran an, es geht los mit Monks „Rhythm-a-Ning“, dann folgt als Ballade „Misty“ von Erroll Garner, den Abschluss macht dann „Love for Sale“, das Gordon auf „Our Man in Paris“ (Blue Note, 1963) in einer der schönsten Versionen überhaupt eingespielt hat.
@dietmar_ Die Quartett-Tracks von den Sessions zu „Tower of Power“ und „More Power!“ sind super! Aber die Session mit Moody ging in die Hose, weil Moody einfach nicht liefert. Sehr schade, denn ich schätze ihn ja bekanntlich sehr (es gibt einen Moody-Thread, da kann man das ausführlicher nachlesen). Die Gordon-Funde der letzten Jahre ranked & rated:
In the Cave: Live at Persepolis Utrecht 1963 (Nederlands Jazz Archief, 2018) * * * *
Espace Cardin 1977 (Elemental, 2018) * * * *
At the Subway Club 1973 (Elemental, 2019) * * *1/2
Tokyo 1975 (Elemental, 2018) * * *1/2
Bei der CD aus Utrecht ist vielleicht auch ein halber mehr drin, ansosten ist das alles solide, bei der immensen Diskographie Gordons ist aber eben auch bloss Utrecht wirlkich eine bedeutende Ergänzung (Live-Aufnahmen gibt es sonst erst so ab 1966/67 aus dem Jazzhus Montmartre in Kopenhagen, wo Gordon ja von den Sechzigern an bis 1976 seine Basis hatte, davor war er ab 1963 in Paris und nur für Plattensessions hie und da in den USA, und wenn die Reise schon organisiert war, wie im Frühling 1969, dann nutzte er die Chance und gab auch noch ein paar Konzerte, z.B. in Baltimore, s.o.).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba