Antwort auf: Jazz-Neuerscheinungen (Neuheiten/Neue Aufnahmen)

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gypsy-tail-wind
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dietmar_
Von seiner Erkrankung weiß ich, habe auch schon Konzertvideos mit ihm gesehen, bei denen es sehr deutlich ist.
Umso erstaunlicher finde ich sein wunderbares, offenes, lässiges Spiel. Einer der allerbesten Zeitgenossen an der Trompete, aber auch seine Kompositionen sind immer richtig gut.
Ich habe mir heute noch einmal die „Something Gold, Something Blue“ im Auto in Stückchen, letztlich komplett angehört und ich muss sagen, sie wächst bei mir. Mittlerweile mag ich sie richtig gern hören, ich wundere mich über meine anfängliche Abneigung. Aber manchmal kommen Platten zum falschen Zeitpunkt, es fehlt die Aufmerksamkeit oder Offenheit für bestimmte Dinge, das geht mir immer Mal wieder so.
Bei diesem Album habe ich den Eindruck, dass es eine Liveaufnahme wäre. Ich hatte sie entsprechend abgespeichert und war auch heute wieder überrascht, dass es im Studio aufgenommen wurde.
Eben noch läuft „Light On“ hinterher – bestimmt 5 Jahre nicht gehört – die Musik erreicht mich immer noch sehr. Bass und Schlagzeug werden hier wie dort von Ugonna Okegwo und Jonathan Blake gespielt.
Obwohl ich Harrell großartig finde, habe ich ihn ein bisschen aus dem Fokus verloren, von seinen Leaderalben habe ich ansonsten nur „Labyrinth“ (1996) und „Live at the Village Vanguard“ (2001).
Wenn du ein oder zwei außerdem empfehlen würdest … ?
;)

Wie gesagt, das fällt mir eben gerade wegen der Konstanz schwer … ich denke bei den Highnotes kann man ein wenig auf die Besetzung gucken – Wayne Escofferey hörte ich z.B. mit der Mingus Big Band mal live, Ugonna Okegwo war dabei, als ich Harrell das zweite Mal hörte (und der Standard, den sie im zweiten Set im Duo spielten war eins der Highlights des Abends), aber der ist ja immer mit dabei. Das war ja eine über Jahre eingespielte Band (ich vermute mal, sie trat auch live auf, ich hörte Harrell noch mit Vorgänger Line-Ups, Jimmy Greene am Sax, Xavier Davis am Klavier, Okegwo und Quincy Davis am Schlagzeug … mit dem Quintett mit Escofferey, Grisset, Okegwo und Blake war er 2006 auch mal in Zürich, aber leider verpasste ich das), dass bei „Number Five“ dann auch alle auf dem Cover genannt wurden ist denn auch eine schöne Geste.

„Colors of a Dream“ habe ich wohl noch nicht angehört, da sind auch noch Jaleel Shaw (der ist super – mir auch von der Mingus Big Band von vor 15 Jahren bekannt) und Esperanza Spalding an Bord, „First Impressions“ habe ich dafür schon einige Male angehört und finde es sehr schön – ein impressionistisches „with strings“-Album mit dem bekannten Quintett als Kern. „Trip“ ist dann ein klavierloses Quartett (was mich von der Besetzung her immer anspricht) und Mark Turner übernimmt am Sax, den ich ja auch sehr schätze … auf „Moving Picture“ ist Harrell dann dafür der einzige Bläser, dafür Grissett wieder dabei (und Okegwo und ein neues Gesicht am Schlagzeug, Adam Cruz) … und dann folgen ja noch die zwei neusten.

A propos klavierloses Quartett: da gibt es ja noch das BN Doppelalbum von Joe Lovano mit zwei Quartetten, das eine auch mit Tom Harrell (das andere mit Mulgrew Miller). Bei den sonstigen früheren Alben (da habe ich längst nicht den grossen Überblick) gibt es mehr mit Joe Lovano („Form“ auf Contemporary, „Passages“ auf Chesky), aber ich glaub so richtig super wird es dann bei RCA mit „Live at the Village Vanguard“ und besonders auch mit „The Art of Rhythm“, die ich auf jeden Fall empfehle.

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