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IrrlichtIch hätte auch schreiben können, dass mir manche zu sehr in Nostalgie schwelgen und sichtlich die einmaligen kaum mehr von den eher mäßigen Tracks unterscheiden können (wäre aber irgendwie fies gewesen ;-)). Ich gehe davon aus, dass „Nevermind“ zu den Werken zählt, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren, die gleichermaßen soviel Qualität besitzen, um auch den Sprung über die Jahre zu bewältigen, die aber aus besagtem Grund – wie auch viele andere zum Klassiker gewordene Werke (die Liste ist da nahezu endlos) – gerne etwas weniger kritisch unter die Lupe genommen werden, nicht nur, weil es nicht angebracht scheint, sondern weil es bei manchem eben in der ganz persönlichen Biografie seinen Platz findet.
Ich würde auch sagen, Nevermind ist sehr stark an den zeitlichen Kontext gebunden, in dem es erschien und das sollte bei einer Verortung und Bewertung auch berücksichtigt werden. Nach meinem Empfinden kein Album, das man leichtfertig als zeitlos bezeichnen würde. Natürlich spielt bei solchen Schlüsselalben auch die persönliche Sozialisation eine große Rolle. Keine Frage. Nostalgisch verklären tue ich das Album rückblickend aber dennoch nicht, weil ich diese einmalige Symbiose aus Pop, Punk und Metal erst im Laufe der Zeit wirklich zu schätzen gelernt habe. Nevermind ist faszinierend widersprüchlich, negiert sich praktisch pausenlos auf engstem Raum selbst. Laut – leise, melodiös – brachial, breitbeinig – sensibel, poliert – rauh, wütend – melancholisch, hyperaktiv – lethargisch, makellos – kaputt. Nichts passt aber alles fügt sich zusammen. Kenne bis heute kein vergleichbares Album. Vermeintlich schwächere Kompositionen wie Territorial Pissings und Endless, Nameless gehören da für mich zum Gesamtbild unbedingt dazu.
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