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Gestern spielte Mulatu Astatke in Düsseldorf.
Im Rahmen des „düsseldorf festival!“ – mit Ausrufezeichen muss man sich heutzutage offensichtlich positionieren … immerhin in bauhäuslärischer Kleinschrift – trat er mit seiner achtköpfigen Band im Theaterzelt auf dem zentralen Burgplatz auf. Dieses Festival ist ein Kulturfest, Jazz taucht hier eher am Rande auf, tatsächlich waren Frau und ich zum allerersten Mal dort, obwohl wir seit den frühen 2000ern hier leben. Schande aber auch! ;)
Wer Astatke etwas kennt, erwartet keine Experimente. Die gab es auch nicht. Obwohl ich wenig von ihm kenne – teils auch Sachen aus den 70er Jahren – hatte ich sehr oft das Gefühl die einzelnen Titel zu kennen. Auch die Besetzungen im Vergleich zu alten Sessions haben sich nicht sonderlich verändert, so vermute ich? … Hatte MA früher schon ein Cello dabei?
Egal.
Das war eine gelungene Vorstellung im gefühlt ausverkauften Zelt.
Astatke, die zentrale Person, angereist mit Vibraphon, Hammond Orgel – ganz versteckt hinter dem viel größeren Monitor – und etwa 3 Meter Congas und anderer kleiner Trommeln, spielte viel. Ich dachte, dass er alters- oder leaderbedingt öfter einmal aussetzt. Man sah ihm seine Freude an, er fand es klasse, wenn es groovte. Und das tat es. Trompete und Tenorsaxophon (manchmal auch Querflöte) schufen eine schöne Breite, die Perkussion mit Schlagzeuger, Perkussionist plus Ausflügen von Astatke selbst plus gelegentlichem Kleinholzgegniedel des Trompeters waren immer irgendwie präsent.
Anfangs dachte ich noch warum braucht es hier ein Cello? Doch im Verlauf des Auftritts nahm das recht wichtige Positionen ein. Und es passte, es erinnerte mich an afrikanische Streich-, Zupfinstrumente, die ich nicht näher definieren könnte. Aber das gefiel mir.
Unten werde ich noch das Line-Up aufführen, möchte aber schon Alexander Hawkins und John Edwards nennen. Als @gypsy-tail-wind und @redbeansandrice in Middelheim bestätigten, dass zu Astatkes Band Hawkins und Edwards gehören, war ich Unwissender sehr erstaunt, im Anschluss glaubte ich lange nicht, dass sie auch in Düsseldorf auftreten könnten. Zu Hawkins bekam ich vorab die Bestätigung – danke! – auf die weitere Besetzung war ich sehr gespannt.
Bei Titel drei oder vier spielte Alexander Hawkins ein sehr ernergisches, unfassbar schnelles Solo, spätestens ab diesem Zeitpunkt war ich drinnen in diesem … hm … Crossover. Jetzt verstand ich, warum Hawkins in dieser Band spielt. Auch beim Bassisten John Edwards war es mir vergönnt dies noch zu verstehen, obwohl er zu keiner Zeit und erst recht nicht während seiner 2 ausführlichen Soli etwas verleugnete – es war sehr deutlich, wo Edwards musikalische Heimat liegt.
Um es kurz zu machen, das war ein rundum gelungenes Konzert, Astatke zufrieden, toller Bläsersatz – ich mag Byron Wallen an der Trompete! -, Perkussion genauso wie gewünscht und Hawkins und Edwards hatten für mich die besonderen Momente.
Aus dem Programmheft die Besetzung:
Mulatu Astatke – vibraphon, keyboard, percussion
James Arben – musikalische leitung, saxophon [und flöte]
Byron Wallen – trompete
Danny Keane – cello
Alexander Hawkins – piano, keyboard
John Edwards – kontrabass
Richard Olatunde Baker – percussion
Jon Scott – schlagzeug
Ich habe keine Fotos gemacht. Auf geäußerten Wunsch des Impresarios zückte ich das Phone nicht, wurde allerdings durch das recht ungehemmte Geknipse des Schlagzeugers Richtung Publikum etwas in meiner Standhaftigkeit erschüttert. Nun gut, man kann auch mal gönnen. ;)
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