Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

#10894739  | PERMALINK

gypsy-tail-wind
Moderator
Biomasse

Registriert seit: 25.01.2010

Beiträge: 68,342

imernst
Ein Abo bei Intakt habe ich immer noch nicht. Und ob ich mir wirklich eines zulegen soll bezweifle ich. Es gefallen mir dann doch nicht alle Aufnahmen die Intakt veröffentlicht. Obwohl es für mich eines der führenden Label aus Europa ist, soweit damit der Jazz ausserhalb (mehr oder auch weniger) des Mainstream gemeint ist. Es gibt einfach zu viel.

Abo ist ja eigentlich der falsche Begriff, und mich ärgert’s ein klein wenig: Verein (und steuerfrei wegen: Kultursubvension) wäre korrekt. Es gibt ja jährlich sechs CDs, die je nach Wohnort etwas variieren (in DE kriegte man z.B. die Brönner/Sommer-CD, ich erhielt eine andere, welche weiss ich nicht mehr). Das Label gibt aber wohl bis zu dreimal so viele CDs im Jahr heraus. Dass sich im Gesamtoutput jeweils sechs interessante finden, daran habe ich keine Zweifel, aber es sind dann halt nicht unbedingt die sechs, die man dann auch kriegt … und die Preise sind für mich als Schweizer noch viel gesalzener, nämlich 25 CHF pro CD (das sind so 22 oder 23€), drum eigentlich: Sponsor, nicht Abo (was sie auch so sagen, aber eben nicht so aufziehen, drum etwas ärgerlich). Ich bleibe kritisch, aber ich kann mir diese paar CDs im Jahr schon leisten und es ist ja am Ende schon eine gute Sache …

imernst
Und Mary Halvorson ist mir insgesamt auch einfach zu „brav“. Dann lieber gleich Charlie Christian, Attila Zoller, Egberto Gismonti oder Jim Hall. Aber vielleicht habe ich noch nicht die entscheidende Aufnahme gehört.

Aber Zoller und Hall sind doch im Vergleich mit Halvorson superbrav? Hall finde ich unglaublich gut, sicher einer meiner allerliebsten Jazzgitarristen (neben, hm … Christian, Burrell, Green, Farlow, vielleicht Raney … und ja, Montgomery rangiert bei mir hinter den gerade genannten). Anyway, Halvorson mag ich schon ziemlich gerne, hab sie ein paar Male live gehört: mit ihrem Trio, mit Anthony Braxton (Quartett mit Taylor Ho Bynum und Ingrid Laubrock), mit dem Sextett von Taylor Ho Bynum … und im (damals leider ziemlich müden) Duo mit Stephan Crump. Auf CD ist sie bei mir nicht sehr stark vertreten, aber die Thumbscrew-Alben (mit Michael Formanek und Tomas Fujiwara) sind alle auch da und die zwei jüngeren (rec. 2017, „Ours“, „Theirs“ – Eigen- bzw. Fremdkompositionen) finde ich sehr gut. Zoller kenne ich weniger gut, finde aber z.B. die frühen Aufnahmen mit Don Friedman sehr schön … und natürlich was immer man mit Hans Koller, Albert Mangelsdorff, Martial Solal etc. in die Finger kriegen kann (ZoKoSo, ZoKoMa, Exslusiv, die diversen Aufnahmen mit Oscar Pettiford – da hat Sonorama sich ja ins Zeug gelegt).

imernst
Zu Phil Woods hatten mich die Aufnahmen mit der „European Rhythm Machine“ gebracht. Das wenige aus der Zeit davor welches ich bis dahin gehört hatte, mochte mich nicht zu überzeugen. Erst als ich die 2012/13 veröffentlichte CD auf Fresh Sound (Benny Bailey & Phil Woods: Big Brass + Rights of Swing) gekauft habe hat sich mein Bild von Woods nochmal geändert. Daraufhin die CD von Jon Eardley auf Prestige (aus der Collectors Choice 50 Serie) gekauft und mich daran erfreut. „Sudan“ ist mir noch unbekannt. Aber welches Album mit John Williams meinst Du?

„Woodlore“. Ich habe kürzlich diesen Twofer auf Freshsound günstig erworben:

Da sind die Sessions mit Eardley (das waren ja zwei 10″-Alben, bevor sie in den 60ern dann als 12″ unter dem Titel „Pot Pie“ bekannter wurden, sowie „Woodlore“ drauf. Hab keine Vergleiche angestellt, was den Klang betrifft, aber ich befürchte, die Fantasy-CDs sind eh immer besser (hab ich aber von beiden auch noch Kopien).

Es läuft:

Die neue von Steve Lehman … ich bin nur mässig begeistert – schon verdammt gut, aber unterkühlter M-Base-Jazz. Throbbender Bass (nicht Matt Bewer, bei meinem Exemplar ist da ein – schief geklebter – Aufkleber drüber gemacht worden, nicht wie bei dem, das auf Discogs steht … peinlich!), komplexe Rhythmen, Fills von Taborn (die klingen ein wenig wie Bobby Hutcherson, oder bilde ich mir das nur ein, weil quasi als Motto ein Hutcherson-Zitat auf die Papphülle gedruckt wurde?), dann eben das Altsax, das nicht nur kühl ist, aber vor dem Hintergrund auf mich halt doch recht kühl wirkt.

--

"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba