Re: Iron Maiden

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kory

Registriert seit: 09.09.2007

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SkraggyHey, kein Ding. Deiner Enttäuschung freien Lauf zu lassen, sei dir natürlich jederzeit zugestanden. Nur kann ich deine Kritikpunkte an den von mir hervorgehobenen Songs so gar nicht nachvollziehen. „No More Lies“ erfindet das Maiden-Rad natürlich zu keiner Sekunde neu. Struktur, Arrangement, Akkordfolgen – alles urtypisch für die Band. Aber mein Gott, die Nummer hat Kraft, treibt nach dem Intro ungemein nach vorne. Im Gegensatz zu dir denke ich, dass Maiden in den 90ern froh gewesen wären, solch einen Song auf einer ihrer Platten zu haben. Die besonders am Beispiel dieses Songs viel geübte Kritik (nicht von dir!) an den einzeiligen und massiv wiederholten Refrains läuft ins Leere, wenn man sich vor Augen hält, wie oft Maiden diese bereits in der Vergangenheit in dieser Form gestalteten.
„Paschendale“ wiederum ist meinen Ohren nicht mehr oder weniger aufeblasen als bspw. „Alexander The Great“, „Seventh Son Of a Seventh Son“ oder einer der anderen Epen. Im direkten Vergleich fällt der Song bezüglich seiner grundsätzlich Struktur und seines Arrangements sogar positiv aus dem Rahmen, wandelt er doch nicht unbedingt auf altbekannten Pfaden, wie so viele Maiden-Longtracks neueren Datums. „For The Greater Good Of God“ sei hier als Beispiel für die minimale Variation einschlägig bekannter Strickmuster genannt.
„Journeyman“ ist nun nicht unbedingt lang, aber gut, wenn dir ein Song wie „Blood Brothers“ bereits nicht gefällt, dann erübrigt sich eine weitere Diskussion. Ich für meinen Teil mag diese, nun ja, publikumsorientierten Songs sehr gerne.
Zu „Dance Of Death“ sei an dieser Stelle angemerkt, dass ich den Song gerade wegen der von dir kritisierten Melodieführung sehr mag. Eben damit ergänzen Maiden diesen wieder urtyischen Song um ein in dieser Form von der Band vorher noch nicht gehörtes Motiv.

Im Grunde hast Du mit vielen Sachen, die Du beschreibst, nicht unrecht, wir empfinden das nur unterschiedlich.

Interessant, dass Du „No More Lies“ als kraftvoll empfindest, ich bemerke eher das Gegenteil. Der Einstieg der Drums und die Gitarrenanschläge sind für meinen Geschmack nicht gut arrangiert, ich finde das bremst total. „Paschendale“ hat einen anderen Aufbau als das Gros der Maiden Lontracks, ja. Aber ich finde ihn – ist vielleichgt total bescheuert, dass bei ’ner Band wie Maiden so zu schreiben, aber sei’s drum – sehr „klischeehaft“, also unangenehm klischeehaft. So pompig und voller Pathos, so gewollt anders, dazu diese Kriegslyrik, die mich auch schnell in die Flucht schlägt. Ich weiß, das ist nicht das erste Mal, dass sie sowas aufgreifen, aber bisher ging es meistens ohne den Soldatenpathosquatsch ab. Mich stört sowas ungemein (kleiner Tick meinerseits, vielleicht?) – bei der neuen Platte ist im Titeltrack die Textzeile „But I wish I could talk to my family and tell them one last goodbye.“ zu hören und da stellt sich mir (fast) alles auf. Ich kann das nicht gut finden, nicht mal ignorieren, selbst wenn ich es mit Gewalt versuchen würde. Auf der „Dance Of Death“ gibt es am Ende auch einen ganz schlimmen Text…Gott, wie hieß der Song? „Age Of Innocence“? Das Ding von Davey – ich liebe Davey Sachen normnalerweise und auch hier finde ich das musikalisch noch okay – aber Stevie-Baby musste sich unbedingt die schlimmsten Lyrics seit „Polonäse Blankenese“ rauslassen – UARGH! :lol:

Grundsätzlich ist mir „Dance Of Death“ zu gewollt gefällig, in der Produktion viel zu dick (aber so schleimig dick) und insgesamt zu klischeehaft.

SkraggyIch stimme d irbezüglich „Virtual XI“ prinzipiell ja zu. Für mich ist das Album durchaus der Tiefpunkt in der Diskographie der Band. Aber bei einer Benotung mit * stimmt für mich die Relation zu den übrigen Alben der Band nicht mehr. Persönliche Entäuschung hin oder her. Wie bereits von mir erläutert, entäuscht das Album über weite Strecken mit seiner Ideen- und Belanglosigkeit, aber Maiden garantieren selbst in dieser schwachen Form noch ein grundsätzliches Niveau, das über den Ein-Stern-Bereich hinausgeht.

Das verstehe ich nicht – warum stimmt für Dich bei * die Relation zu den übrigen Alben nicht mehr, wenn das auch für Dich der Tiefpunkt ist?

Ist jetzt natürlich eine Frage des Bewertens an sich – GERADE im Vergleich mit den übrigen Alben der Band ist 1 Stern für mich legitim. Und natürlich haben Maiden selbst in den dunkelsten Tagen immer noch ein angemessenes Basisniveau, aber das gilt dann eher gegenüber anderen Bands. Anders ausgedrückt: selbst die furchtbarste Maidengurke stellt ein Album von, nasagenwirmal, Dido locker in den Schatten. :lol: