Antwort auf: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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fifteenjugglers
war mit Benno Fürmann in Afghanistan

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FERRIS BUELLER’S DAY OFF von John Hughes (USA 1986)

Zum ersten Mal gesehen. Nicht zeitlos, aber charmant, unschuldig und oft ziemlich komisch. Und ja, trotz der fiesen Frisur verstehe ich, dass Jennifer Grey und nicht Mia Sara der Star wurde.

EL ESPÍRITU DE LA COLMENA von Victor Erice (Spanien 1973)

Spanien kurz nach dem Ende des Bürgerkriegs. Die sechsjährige Ana (Ana Torrent mit einer unglaublichen Präsenz – alleine diese Augen!) lebt mit ihren Eltern und mit ihrer älteren Schwester in einem Dorf irgendwo auf der kargen kastilischen Hochebene. Die Eltern scheinen jeweils in einer eigenen Welt gefangen – der Vater widmet sich der Bienenzucht, die Mutter schreibt Briefe an einen Empfänger, dessen Identität unklar bleibt. Anas wichtigste Bezugsperson ist daher ihre Schwester Isabel. Als ein Wanderkino ins Dorf kommt, sieht Ana zum ersten Mal einen Film. Dabei handelt es sich dann direkt um FRANKENSTEIN von James Whale, der sie nachhaltig beeindruckt. Insbesondere die Beziehung des Monsters zu dem kleinen Mädchen, das später getötet wird, beschäftigt sie. Als sie später in einer Scheune auf einen verwundeten Soldaten trifft, löst sich die zuvor schon sehr durchlässige Grenze zwischen Realität und Phantasie fast vollständig auf. Erices Debütfilm wirkt poetisch, aber auch eindringlich und unmittelbar, kann aber auch als Allegorie auf das Heranwachsen einerseits und auf Spanien und die Frühzeit der Franco-Diktatur andererseits gesehen werden. EL ESPÍRITU DE LA COLMENA, den ich jetzt zum ersten Mal im Kino gesehen habe, gilt als einer der besten spanischen Filme aller Zeiten, und das meiner Meinung nach zu Recht. Bin allerdings für weitere Sichtungsvorschläge dankbar.(Danach dann unbedingt CRÍA CUERVOS von Saura schauen (auch mit Torrent) – der wirkt fast wie eine Fortsetzung, spielt aber ganz gegen Ende der Franco-Diktatur.)

THE ROOM von Tommy Wiseau (auch Drehbuch und Hauptrolle, USA 2003)

Das filmische Äquivalent eines multiplen Organversagens, nur lustiger. Lisa ist Johnny’s future wife, betrügt Johnny aber mit Mark, obwohl Mark Johnny’s best friend ist. Es gibt Sex zu vom Himmel regnenden Rosenblättern, ohne jeden Zusammenhang wird im Smoking Football gespielt (es wird überhaupt viel Football gespielt, besser: der Ball hin und her geworfen), Johnnys Protegé Denny hüpft regelmäßig ins Bild wie ein Kastenteufel, Dialogzeilen, die beim ersten Mal schon grottig waren, werden bis zum Überdruss recycelt und fast alle Dialoge enden mit „I’ve got to go“ oder „I don’t wanna talk about it“. Den Vogel schießt Wiseau aber mit seiner darstellerischen Leistung ab. Die „Oh, hi, Mark!“-Szene ist ja hinlänglich bekannt, aber Wiseau versagt eigentlich in jeder Szene. Entweder wirkt er so emotional wie ein Androide (sein Lachen!) oder er ergeht sich im Overacting, dass selbst ein Nicolas Cage in seinen schlimmsten Tagen auf den nächsten Baum flüchten würde (das Finale!). Tragischerweise nahm er selbst das Ganze furchtbar ernst – erst im Nachhinein erklärte er den Film zur „black comedy“.

LITTLE JOE von Jessica Hausner (Deutschland/Österreich/UK 2019)

INVASION OF THE BODY SNATCHERS reloaded: Genmanipulierte Pflanzen setzen Viren frei, mit denen sie die Menschen kontrollieren. Wissenschaftlich gesehen ist das natürlich Stuss, aber visuell toll gemacht. Laut Hausner geht es vor allem um menschliche Beziehungen – zum Glück, denn der Film lässt auch eine Lesart zu, die in Richtung verquerer Verschwörungstheorien geht.

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"Don't reach out for me," she said "Can't you see I'm drownin' too?"