Re: Iron Maiden

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skraggy

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KoryIch kann schon verstehen, dass es auf den ersten Blick etwas hart wirkt. „Dance Of Death“ ist für mich ein echtes Lowlight in der Bandkarriere, ich mag keinen einzigen Song darauf. Selbst die Texte sind NOCH unterirdischer als sonst. Und besonders das von Dir erwähnte „No More Lies“ ist für mich völlig indiskutabel, das hätten die Burschen selbst in den 90ern nicht mal auf eine B-Seite gepackt. „Paschendale“ ist unnatürlich aufgeblasen, „Journeyman“ viel zu lang und „Dance Of Death“ hat diese folkigen „Der Hobbit Und Das Feuer“-Gitarrenläufe, die mich wahnsinnig machen. Ich muss zugeben, dass ich hier unmöglich objektiv sein kann – gerade zu jener Zeit enttäuschten mich Maiden kolossal. Die „Death On The Road“ ist so unfassbar schlecht (gespielt, gesungen, produziert und zusammengestellt), dass ich es zunächst nicht glauben konnte, dass sie SOWAS wirklich veröffentlichen. Ich bin auf diese Periode echt sehr schlecht zu sprechen, sorry. ;-)

Hey, kein Ding. Deiner Enttäuschung freien Lauf zu lassen, sei dir natürlich jederzeit zugestanden. Nur kann ich deine Kritikpunkte an den von mir hervorgehobenen Songs so gar nicht nachvollziehen. „No More Lies“ erfindet das Maiden-Rad natürlich zu keiner Sekunde neu. Struktur, Arrangement, Akkordfolgen – alles urtypisch für die Band. Aber mein Gott, die Nummer hat Kraft, treibt nach dem Intro ungemein nach vorne. Im Gegensatz zu dir denke ich, dass Maiden in den 90ern froh gewesen wären, solch einen Song auf einer ihrer Platten zu haben. Die besonders am Beispiel dieses Songs viel geübte Kritik (nicht von dir!) an den einzeiligen und massiv wiederholten Refrains läuft ins Leere, wenn man sich vor Augen hält, wie oft Maiden diese bereits in der Vergangenheit in dieser Form gestalteten.
„Paschendale“ wiederum ist meinen Ohren nicht mehr oder weniger aufeblasen als bspw. „Alexander The Great“, „Seventh Son Of a Seventh Son“ oder einer der anderen Epen. Im direkten Vergleich fällt der Song bezüglich seiner grundsätzlich Struktur und seines Arrangements sogar positiv aus dem Rahmen, wandelt er doch nicht unbedingt auf altbekannten Pfaden, wie so viele Maiden-Longtracks neueren Datums. „For The Greater Good Of God“ sei hier als Beispiel für die minimale Variation einschlägig bekannter Strickmuster genannt.
„Journeyman“ ist nun nicht unbedingt lang, aber gut, wenn dir ein Song wie „Blood Brothers“ bereits nicht gefällt, dann erübrigt sich eine weitere Diskussion. Ich für meinen Teil mag diese, nun ja, publikumsorientierten Songs sehr gerne.
Zu „Dance Of Death“ sei an dieser Stelle angemerkt, dass ich den Song gerade wegen der von dir kritisierten Melodieführung sehr mag. Eben damit ergänzen Maiden diesen wieder urtyischen Song um ein in dieser Form von der Band vorher noch nicht gehörtes Motiv.

Bei „Virtual XI“ sieht das ein bisschen anders aus – ich mochte die Platte beim Erscheinen (wie auch The X-Factor) und ich fand’s auch live sehr gut. Aber dann kam „Brave New World“, und ich war (bis auf das unsägliche „Blood Brothers“) echt enorm geplättet, hörte mir dann aber nochmal (besonders) „Virtual XI“ an und war geschockt, wie mies das Songwriting im Vergleich mit BNW war. Ich kam dann rückblickend zu dem Schluss, dass Maiden durch Dickinsons Abgang einfach völlig verunsichert und von der Rolle waren und habe dadurch meinen Frieden damit gemacht. Sowohl „X-Factor“ als auch „Virtual XI“ haben hier und da gute Momente, aber ich finde beide als Album für Maiden wirklich unwürdig. Klingt pathetisch und martialisch, aber mir fällt gerade nix anderes ein. Das hat übrigens nix mit Blaze zu tun (das will ich ausdrücklich feststellen!), sondern mit wirklich miesen Produktionen und ziellosem Songwriting. „Judgement Of Heaven“, ich bitte Euch. :lol:

Ich stimme d irbezüglich „Virtual XI“ prinzipiell ja zu. Für mich ist das Album durchaus der Tiefpunkt in der Diskographie der Band. Aber bei einer Benotung mit * stimmt für mich die Relation zu den übrigen Alben der Band nicht mehr. Persönliche Entäuschung hin oder her. Wie bereits von mir erläutert, entäuscht das Album über weite Strecken mit seiner Ideen- und Belanglosigkeit, aber Maiden garantieren selbst in dieser schwachen Form noch ein grundsätzliches Niveau, das über den Ein-Stern-Bereich hinausgeht.

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