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@friedrich Ja, die Diskussion ist schon spannend – wenn sie denn geführt wird (im Elvis-Thread wurde sie ja quasi von der einen Seite abgewürgt, drum hab ich dort auch keine weitere Antwort geschrieben).
@redbeansandrice Das erste Stück überspringen … gute Idee, ich probier’s beim nächsten Anlauf (ich wollte das Album am Wochenende direkt nach „Escoudé in L.A.“ hören, schaltete es aber nach 2 Minuten aus und legte stattdessen die tolle Kondo-CD ein).
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Was die letzten Tage auch mal noch lief ist die erste CD von diesem 2-CD-Set:
Äusserst lobenswertes Unterfangen von Fresh Sound (ich habe gleichzeitig auch noch die Einzel-CD mit Aufnahmen von Michel de Villers gekauft, der bei Fol auch mal kurz auftaucht) … hier gibt es die wohl frühesten Bebop-Aufnahmen aus Frankreich zu hören. Hubert Fol war der erste, der sich der neuen Musik völlig verschrieb, dabei aber seine früheren Einflüsse – Johnny Hodges vor allem – nicht vergass. Er spielt mit einem wunderbaren Ton, der wohl auch einem klassischen Saxophonisten gut angestanden wäre, aber er verstand eben auch als einer der ersten Europäer überhaupt, wie Bop funktioniert … Katalysatoren waren Sidemen der Don Redman (mehr dazu hier), die in Paris blieben, das ja schon früher Musikerinnen aus den USA anzog (der Bruch war naturgemäss viel weniger krass als in Deutschland, wo ja Berlin wenigstens in den Zwanzigern eine ähnliche Anziehungskraft entwickelt hatte).
Der wichtigste Katalysator ist aber Kenny Clarke, der gleich bei mehreren Sessions zugegen ist und für den passenden Beat sorgte. Er war glaube ich 1949 für das Jazzfestival nach Paris gekommen, bei dem Miles Davis in einer Band mit Tadd Dameron auftrat (es gibt davon ein Album, James Moody am Sax, Clarke am Schlagzeug, Barney Spieler am Bass) … Dameron war übrigens der Komponist/Arrangeur des Stückes „For Europeans Only“, das im Repertoire der Don Redman-Band 1946 mehr als einen Hauch Bebop nach Europa trug (die Band war sonst eine Swing-Big Band, aber eine erstklassige, u.a. mit Don Byas, Tyree Glenn, Ray Abrams, Peanuts Holland, Quentin Jackson und dem Pianisten Billy Taylor).
Im Vergleich mit ähnlichen Aufnahmen aus Deutschland oder Österreich (oder der Schweiz, da gibt es aber nur sehr wenig soweit ich weiss) wirken die Franzosen jedenfalls superkompotent … sie mögen keinen Hans Koller in ihren Reihen haben, dafür aber Pianisten und Drummer, die schon in den späten Vierzigern besser waren als die meisten Cool Jazzer, die in den Fünfzigern im Umfeld von Koller, Gulda, Mangelsdorff usw. auftauchten.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba