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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"
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imernst
@gypsy-tail-wind
Ganz grossartig, auch beim dritten oder vierten Hören! Bertrand, der das Label führt, veröffentlicht generell wenig und immer noch Dinge, die er selbst für absolut gelungen hält … dass ich nicht immer völlig seiner Meinung bin, wird nicht weiter erstaunen, aber diese Scheibe, die zwei mit Bobby Bradford, die zwei Alben des Trio en corps um Eve Risser sind allesamt grossartig (und die anderen, die ich kenne – fast alle – zumindest sehr gut).
Bezüglich des Labels und seiner Veröffentlichungen kann ich Dir nur zustimmen. Zudem ist Bertrand auch noch ein wirlich freundlicher Zeitgenosse. Ich hoffe stark das er noch mehr von Tapscott veröffentlichen wird (ist ja geplant). Und eventuell auch von John Carter (da weiss ich nichts). Hier ein Ausschnitt einer PDF die ich eben bekommen habe. Bezieht sich – wie man sieht – auf ECM. – When Will The Blues Leave von Paul Bley, Gary Peacock und Paul Motian, 1999 live in Lugano aufgenommen – Keith Jarretts Konzertaufnahme aus dem Jahr 1987 von Buch 1 des Wohltemperierten Klaviers von Johann Sebastian Bach – Remember Me, My Dear von Jan Garbarek und dem Hilliard Ensemble, eine Live-Aufnahme von der letzten Tournee in Officium-Besetzung im Jahr 2014 – sowie eine erweiterte Fassung von Mal Waldrons Free At Last mit bisher unveröffentlichten Aufnahmen, Fotos aus dem Studio und zusätzlichen Liner Notes Erstere ist ja schon Ende Mai erschienen. Die nächsten beiden in der Liste sind für mich uninteressant. Aber das es eine Wiederveröffentlichung der ersten ECM geben wird (die ich sowohl als gebrauchte LP und als japanische CD habe – läuft eben…) finde ich spannend. Zudem mit unveröffentlichten Titel (hoffentlich keine ‚alternate tracks‘).
Übrigens ist Waldron’s ‚Free At Last‘ der Grund warum ECM Records überhaupt gegründet wurde. Gleiches gilt für die erste JAPO (Waldron – The Call) und sehr ähnlich für ENJA Records. Dort war die erste LP Waldron’s ‚Black Glory‘. Diese Informationen stammen von Matthias Winckelmann bzw. von Manfred Scheffner, welcher einer der Gründer von ECM war. Genau genommen war es nicht ‚Free At Last‘ sondern Mal Waldron, die LP kam natürlich erst nach der Taufe ECMs. Bevor es ECM oder auch JAPO gab, existierte schon, am Rande von München in Pasing, seit 1967, ein Versandhandel mit Vinyl, genannt ‚jazz by post‘. Manfred Scheffner war der Initiator und Leiter dieses Jazz-Versands. Die beiden Räume befanden sich im vierten Stock eines Kaufhauses für Elektroartikel. Der Besitzer hieß Karl Egger und der Laden entsprechend Radio Egger. Und Karl Egger war auch derjenige der über die nötigen finanziellen Mittel zur Gründung eines Labels verfügte. ‚jazz by post‘ hatte schon damals Kontakte nach Japan bezüglich japanischer Wiederveröffentlichungen aus dem klassischen Jazzkatalog. Und da bekannt war das Mal Waldron damals im wesentlichen in München lebte, erging eine Anfrage an ‚jazz by post‘ ob es nicht neue Aufnahmen gäbe bzw. ob ‚jazz by post‘ nicht gewillt wäre eine LP des Pianisten zu produzieren. Aber da die Mitarbeiter von ‚jazz by post‘ genauso wenig Ahnung von sowas hatten wie der Besitzer des Elektroladens kam Manfred Eicher ins Spiel. Er hatte schon bei einigen Klassikproduktionen mitgewirkt und wusste z.B. wie man Mikrophone platzieren musste um eine anständige Aufnahme zu erhalten. So kam es zur Gründung des bis heute grössten unabhängigen Jazz Labels. Manfred Scheffner hat sich später auszahlen lassen. Karl Egger der dies im finanziellen Sinne überhaupt erst möglich machte ist immer noch (stiller) Teilhaber von ECM. Über seine ECM GmbH läuft der Vetrieb und die Mitarbeiter Manfred Eichers werden da angestellt. Natürlich hat Eicher auch bezüglich seiner Mitarbeiter das letzte Wort. Und unbestritten ist er der künstlerische Leite und Produzent von ECM. Das Label JAPO war im übrigen kein Kind von ME sondern zuerst von Karl Egger (wieder mehr im ‚Stillen‘) und Manfred Scheffner. Auch Peter Brötzmanns ‚Nipples‘ (Calig) wurde von ‚jazz by post‘ produziert. Das bedeutet das Manfred Scheffner die Arbeit und Kommunikation besorgte und Karl Egger das nötige Kleingeld hatte. Obwohl im Falle von ‚Nipples‘ natürlich Calig selbst einen Teil der Kosten übernahm. Calig wiederum war zumindest damals eine Tochter der Herder Verlagsgruppe, welche ursprünglich als „katholischer“ Verlag begonnen hatte (also Gebetsbücher, Bibeln und später auch sprituelle Texte der Kulturen der Welt). Es scheint so manche Gebete wurden erhört…
Und weiters gab es bei „Free At Last“ noch einen privaten Financier aus Wien …. btw hast Du einen Link für News über die erweiterte Ausgabe …. ?
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)