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Mein versprochener Beitrag zu SMILE auf dieser Seite hat sich aus bestimmten Gründen etwas verzögert. Hab mich also nicht davon gemacht, sondern wurde aufgefordert ein paar Ehrenrunden ums Forum zu drehen.
Was SMILE betrifft, möchte ich vorausschicken, dass die Beschäftigung mit dem Album mich am Ende zu einem Ergebnis geführt hat. Selbstverständlich ist dieses nur eines von vielen Möglichkeiten. Anspruch auf Richtigkeit zu erheben steht mir nicht zu und ist auch gar nicht Sinn der Beschäftigung gewesen. Neugierig war ich, wie nahe man der vermuteten Wirklichkeit kommen könne.
Meine Version der von Brian Wilson beabsichtigten Teenager-Sinfonie SMILE sieht so aus:
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01.1 OUR PRAYER
02.1 HEROES AND VILLAINS
03.1 CHILD IS FATHER OF THE MAN
03.2 WONDERFUL
03.3 WITH ME TONIGHT
03.4 DO YOU LIKE WORMS
03.5 THE OLD MASTER PAINTER
04.1 CABIN ESSENCE
05.1 GOOD VIBRATIONS
06.1 HOLIDAYS
07.1 VEGA-TABLES
07.2 WIND CHIMES
07.3 MRS. O’LEARY’S COW [FIRE]
07.4 COOL COOL WATER
08.1 FRIDAY NIGHT
09.1 GOOD VIBRATIONS [Closing]
10.1 VEGA-TABLES [Reprise]
11.1 SURF’S UP
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Wie man leicht erkennen kann, hat sich Brian Wilson viele Gedanken zu Kindheit, Träumen, Wünschen und Versprechungen in der Jugendzeit eines Heranwachsenden und zur Zeit des Übergangs zum Erwachsenen gemacht. Sehr wahrscheinlich, dass er hierfür auch auf eigenes Empfinden und Erleben zurückgegriffen hat. Die Titel der Songs verweisen auf die unterschiedlich ausgeprägten Abschnitte eines Jugendlebens. Jede und Jeder hat dies mehr oder weniger selbst erfahren. Gebete, die eigentlich mehr Wünsche waren, die man im Kinderzimmer imaginär an die Decke warf (O.1), später dann Schule und die Spiele von Jugendlichen in den Rollen von Helden und Bösewichtern (0.2).
In der sogenannten Americana Suite (03.1 bis 03.5) geht es um die Suche nach Vorbildern und der Beschäftigung mit Idolen. Noch nicht erwachsen, aber bereits unter dem Einfluss und der Anziehung dieser neuen Welt stehend, beginnt man sich um den Platz Gedanken zu machen, den man wohl bald in dieser einnehmen wird. Vorher aber geht es noch einmal ins Ferienlager, zusammen mit Gleichaltrigen (04, 05, 06). Erste, nicht mehr nur freundschaftliche Kontakte mit dem anderen Geschlecht und Liebeleien erzeugen good vibrations.
In der sogenannten Elemental Suite, gelegentlich auch The Elements genannt (07.1 bis 07.4), tritt erstmals die Welt als Ganzes auf. Die Themen sind Erde, Luft, Feuer und Wasser. Brian Wilson wollte damit die Relationen einer sehr großen Welt und ihrer kleinen Bewohner deutlich machen. Unter einem wie immer auch gearteten Einfluss steht jeder von uns. Dies gilt natürlich besonders in Bezug auf die Lebensumgebung. Der staunende Jugendliche von vorhin entdeckt, dass seine eigene bisherige Welt in einer größeren eingebetet ist, welche beginnt ihn zu beeinflussen.
Der darauf folgende Song (08) gehört nicht mehr zur Suite, schließt diese aber ab. Der ursprüngliche Titel (I’m in a great shape) hätte dies noch deutlicher gemacht. Die Jugend ist vorbei und wird zu einer, manchmal auch nostalgischen, Erinnerung. Die noch einmal kurz angespielten Themen (09 und 10) verweisen darauf. Der letzte Song (11) hat dann wenig mit Surfen zu tun, sondern Brian Wilson will damit ausdrücken, dass nun etwas sehr schönes zu Ende ist, unwiederholbar in die Erinnerung absinkt, dort aber ihren festen Platz findet und stets abrufbar bleiben wird. Der Teenager aber ist Legende. Wohl an, auf zu neuen Ufern. Jetzt als Erwachsener.
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