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MelodyNelsonOhne MOE oder Declan an dieser Stelle vorweggreifen zu wollen: Die Tracklist, die damals auf die Sleeves gedruckt wurde, besitzt doch kaum Aussagekraft (See label for correct order!).
Wenn du dich, was ich annehme, mit den seitenlangen Auslassungen Domenic Priores in seinem Sammelband „Look! Listen! Vibrate! SMiLE!“ auseinandergesetzt oder dir zumindest die Spitze des Bootleg-Eisberges, i.e. die Vigotone-Releases, angehört hast, wirst du wissen, dass der Mythos von „SMiLE“ gerade auf der Nicht-Materialität des Albums beruht. Wer weiß schon, welche Passagen „Heroes And Villains“ beinhaltet, wie sich die „Elements“ konstituiert oder wie „Surf’s Up“ Anno 1967 geklungen hätte, geschweigedenn in welcher Reihenfolge die Tracks auf dem Album zu finden gewesen wären?
Alle späteren Vollendungsbestrebungen, offizieller wie inoffizieller Natur sind gezwungenermaßen Reinterpretationen, bestenfalls Rekollektionen.
Melody,
ich selbst habe bereits auf die nichtmaterielle Existenz des Albums hingewiesen. Die zugegeben variablen (aber nicht unbegrenzten) Möglichkeiten verhindern aber keineswegs die Miteinbeziehung dieses Ausnahmewerks in die Bewertung des Gesamtwerks der Beach Boys.
Diese Herangehensweise wurde auch bei Bob Dylans THE BASEMENT TAPES so vollzogen. Hierzu kann ich allerdings weniger beitragen, da ich die TAPES für nicht so bedeutend halte und diese auch weniger gut kenne. Den meisten Teil des von dir erwähnten Bootleg-Mists kann man sich, meiner Meinung nach, schenken. Er führt in eine Galaxie aus Möglichkeiten, die selbst ein Genie wie Brian Wilson nicht unter Kontrolle hätte bringen können und driftet in eine Richtung, die dem Original diametral gegenübersteht.
Bitte überdenke im Fall SMILE, was sich hier durch die faktische Nichtexistenz eines Popalbums tatsächlich ereignet hat. Seit mehr als 40 Jahren drehen sich die Songs eines Popalbums in den Köpfen vieler musikinteressierter Fans, das es gar nicht gibt! Ein einzigartiger und so nicht wiederholter Vorgang in der ganze Geschichte der Popmusik des letzten Jahrhunderts. Das was jeder für sich als sein SMILE (66/67) identifiziert, vergisst er auch nicht mehr. Dies spricht für die Magie dieses Albums und stellt ein Desaster für jede Plattenfirma dar. Für mich braucht es keine Veröffentlichung dieses Klassikers zu geben. Ich wäre sogar dagegen.
SURF’S UP von 66/67 kann man sich sehrwohl rekonstruieren. Capitol Records war da für mich etwas unvorsichtig. Man muss sich allerdings durch eine ganze Menge an Bonusmaterial und Boxen voranarbeiten.
Die erwähnte Zuordnung, sowohl der Elemental Section, als auch der Americana Section (beide gelegentlich auch als Suiten bezeichnet) war verblüffenderweise die leichteste Sache bei der Rekonstruktion dieses Meisterwerkes. Ich weise in diesem Zusammenhang besonders auch auf die Texte von Van Dyke Parks, die dies ermöglichten.
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