Antwort auf: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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motoerwolf

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Erstsichtungen im Juni in chronologischer Reihenfolge:

Summer of 84 (François Simard, Anouk Whissel und Yoann-Karl Whissel, 2018)
Der Film hat gute Ansätze, aber man hätte mehr daraus machen können. So ist er leider etwas spannungsarm und wird wohl keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Sicario (Denis Villeneuve, 2015)
Sicario ist ein atmosphärisch sehr dichter Drogen-Thriller, angesiedelt an der Südgrenze der USA. Ich kann keinen Makel finden, die Bilder, der Ton, der Cast, alles ist vom feinsten. Nach Arrival ist das der zweite Film von Villeneuve, den ich gesehen habe. Beide machen Lust auf mehr.

Der unsichtbare Dritte (North by Northwest, Alfred Hitchcock, 1959)
Dazu is wohl alles schon mal gesagt worden. Im Laufe der Jahre habe ich gefühlt jede Szene auch schon außerhalb ihres Kontextes gesehen in Analysen, Listen-Shows usw. Und das zurecht, der Film ist meisterlich.

Tatort: Glück allein (Catalina Molina, 2019)
Gute Folge.

Girl on the Train (The Girl on the Train, Tate Taylor, 2016)
Ein spannender Thriller, der alles richtig macht. Besonders den Gaslighting-Aspekt der Geschichte mag ich, da ich diese Form des Mißbrauchs extrem spannend (und besonders perfide) finde, da sie nur aufgrund des schwierigen Verhältnisses des Menschen zur Realität funktioniert und viel über unser Wesen aussagt.

Tatort: Nachtgeflüster (Torsten C. Fischer, 2017)
Feine Folge aus Köln.

Lights Out (David F. Sandberg, 2016)
Der Film scheint bei mir einen Nerv getroffen zu haben. Jedenfalls fand ich ihn herrlich gruselig, etwas, das in meinen Augen leider ein recht seltenes Merkmal selbst im Horrorgenre ist.

Besser, Du bist vorbereitet (Ully Fischer, 2006)
Ein Amateurkurzfilm, der bestimmt beim Dreh viel Spaß gemacht hat. Ansehen muss man sich das nicht, aber bei der Kürze ist das Maß an Zeitverschwendung immerhin ein winziges.

Tatort: Fangschuss (Buddy Giovinazzo, 2017)
Nicht der beste Münsteraner, aber ich mag das Team und wurde gut unterhalten. Thiels vermeintliche Tochter hat mir gut gefallen, die hätte ruhig eine sporadisch auftauchende Nebenrolle werden dürfen.

Jane Got a Gun (Gavin O’Connor, 2015)
Außer der im Western seltenen weiblichen Heldin bietet der Film wenig besonderes.

Avengers: Endgame (Joe & Anthony Russo, 2019)
Wie meistens bin ich auch aus diesem Marvel-Film mit gemischten Gefühlen heraus gekommen.
So habe ich (wie auch schon beim Vorgänger) als jemand, der zwar alle MCU-Filme kennt, aber kein wirklicher Fan ist, etwas Probleme mit dem Behalten des Überblickes wegen der zahllosen Figuren, Orte und Handlungssträngen. Das nervt ein bisschen, aber das ist für mich zu verschmerzen und für Fans sicher großartig. Es stellt sich aber bei mir das Gefühl ein, dass auch die Macher in Details überfordert waren.
Nächster Kritikpunkt ist der Ton des Films. Für mich ist er gerade in der ersten Hälfte zu lustig. Klar, die Gags sind gelungen. Aber völlig deplatziert. Thor z.B. ist eine eigentlich zutiefst tragische Figur, der unnötig zum Hampelmann gemacht wird. Aber kaum ärgere ich mich darüber, werden Anspielungen auf den Bis Lebowski gemacht. Wie soll man da böse sein?
So könnte ich jetzt noch einiges an Pros und Contras nennen, aber auf dem Handy macht das wenig Spaß. Daher nur noch mein Hauptkritikpunkt: der ganze Film hätte nie gedreht werden sollen. Wie genial wäre es gewesen, das Ende von Teil 3 stehen zu lassen.

Tatort: Kaputt (Christine Hartmann, 2019)
Guter Durchschnitt, was die Qualität betrifft, aber nichts, was viele Worte lohnt.

Die gebrochene Lanze (Broken Lance, Edward Dmytryk, 1954)
Guter Western mit dem starken Spencer Tracy. Hier stimmt alles, Drehbuch, Regie, Kamera, Schauspiel. Besonders der westernaffine Zuschauer sollte einen Blick riskieren.

Der Mann aus dem Westen (Man of the West, Anthony Mann, 1958)
Teils hochgelobt von der Kritik, hat mich der Film eher kalt gelassen. Dabei ist er nicht schlecht, ich kann das Lob nachvollziehen. Wahrscheinlich waren meine Erwartungen falsch. Ein Urteil wäre daher nicht fair.

Wanderlust – Der Trip ihres Lebens (Wanderlust, David Wain, 2012)
So eine Art Gegenstück zu Wir sind die Millers. Während sich dort ein paar Außenseiter als Spießbürger tarnen, ist es hier genau umgekehrt. Die Millers entdecken dabei ihren inneren Spießer, bewahren sich aber ein wenig Subversivität. Dagegen finden die Wanderlust-Hippies ihren inneren Kapitalisten. In beiden Fällen versöhnen sich beide Positionen jeweils und die Menschen gehen als bessere aus ihrem Abenteuer. Das ganze ist überraschend charmant, trotz des Lobliedes aufs Geld, u.a. weil die Hippies zwar lustig dargestellt, aber nicht lächerlich gemacht werden.

Das Schweigen (Tystnaden, Ingmar Bergman, 1963)
Mein zweiter Bergman. Wieder ein Meisterwerk. Der Film hat eine unfassbar bedrohliche Atmosphäre, obgleich eigentlich nichts passiert. An eine Deutung wage ich mich erstmal nicht. Ob es Bergman tatsächlich um Gott ging, ich weiß es nicht. Aber auch ohne philosophischen Überbau strotzen die Bilder nur so vor suggestiver Kraft. Den Film muss ich wohl noch mehrmals schauen.

Tatort: Klassentreffen (Kaspar Heidelbach, 2010)
Gerade bei weitestgehend vertikal erzählten Serien bin ich eigentlich sehr tolerant, wenn z.B. ein Kriminalfall und das Privatleben der Ermittler sich überschneiden, selbst wenn das in fast jeder Folge passiert. Aber dieser Tatort übertreibt es dann doch maßlos mit den Verwicklungen und Zufällen. Sehr schwache Folge.

Der Mann aus Virginia (California, Michele Lupo, 1977)
Diesen Italowestern habe ich durch Zufall auf eoTV gesehen, ein Sender, von dem ich nicht mal wusste, dass es ihn gibt. Auch vom Film selbst habe ich nie gehört. Um so größer meine Überraschung, eine echte Perle des Genres vor mir zu haben. Der Film spielt unmittelbar nach dem Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges. Das Land ist genauso zerstört wie die Seelen der meisten Menschen. Und wer vom Krieg noch nicht gezeichnet ist, der stirbt entweder im Verlauf der Geschichte oder erleidet Qualen an Körper und Geist, die ihn zerbricht. Freude, Freundschaft, Liebe, das alles währt nie lange. Finster. Und dabei wunderschön anzusehen.

Tatort: Ausgezählt (Katalin Gödrös, 2019)
Das Drehbuch hätte man deutlich verbessern können und müssen. Besonders wenn man mit „geborgten“ Ideen arbeitet sollten diese etwas besser umgesetzt werden, damit der Zuschauer nicht das Gefühl bekommt, dass er besser gleich das Original einlegen sollte.

Weg mit der Ex (Burying the Ex, Joe Dante, 2014)
Eine RomCom mit Zombie. Oder etwas ähnlichem. Leider befriedigt der Film weder den Zombiefan noch den Romantiker. Also ein doppelter Fehltritt, aber immerhin noch kein Totalausfall.

Alien: Covenant (Ridley Scott, 2017)
Nach dem enttäuschenden Prometheus gefällt mir dieser Teil wieder recht gut. Allerdings nutzen sich bestimmte Elemente ab, zum Beispiel die Sache mit den bösen Androiden. Letztlich bleibt es bei solider Unterhaltung, ein Meisterwerk wie Alien und Aliens liegt hier jedoch nicht vor.

Planet der Affen: Survival (War for the Planet of the Apes, Matt Reeves, 2017)
Ein würdiger Abschluss der Reihe. Die CGI ist beeindruckend, da kann sich manche andere Produktion eine Scheibe abschneiden. Die Inszenierung ist stark, sowohl in den Actionszenen als auch in seinen leisen Momenten. Letztere hätten schnell in Kitsch abrutschen können (ich denke da besonders an die Szenen mit Luca und Nova), doch Reeves umschifft diese Klippe. Eine besondere Erwähnung verdient auf jeden Fall auch Bad Ape, ein Neuzugang bei den Affen, der wirklich gelungen ist.

Tatort: Spätschicht (Thorsten Näter, 2007)
Nicht besonders gut, nicht besonders schlecht. Tut beim Schauen nicht weh, aber in Erinnerung bleibt nicht viel.

Zombi 1 (Richard Raaphorst, 1995)
Noch ein Zombie-Kurzfilm. Aber dieser hier macht Spaß. Optisch und inhaltlich ist eine einzige Hommage an die großen Klassiker des Genres.

Tatort: Kinderwunsch (Walter Bannert, 2009)
Bei dem Thema Betrug bei künstlicher Befruchtung wäre deutlich mehr drin gewesen. Richtig stark war nur eine Szene: ein Landwirt verstößt ein Kind, das nicht aus seinem Samen gezeugt wurde. Der Rest war bestenfalls Mittelklasse.

Independence Day: Wiederkehr (Independence Day: Resurgence, Roland Emmerich, 2016)
Eine überflüssige Fortsetzung. Dem Zuschauer ist es komplett egal, was da vor ihm passiert, weil der Film zu hastig ist. Er nimmt sich keine Zeit für seine Figuren. Die alten braucht er ja nicht groß einführen, da man sie schon kennt, weshalb sie im Film noch am besten funktionieren. Die neuen Charaktere bleiben blass. Ein paar schöne Bilder gibt es aber immerhin zu sehen.

The Box – Du bist das Experiment (The Box, Richard Kelly, 2009)
Ich empfand den Film als relativ überraschungsarm und vorhersehbar. Ich dachte sogar, dass ich die zugrunde liegende Kurzgeschichte kennen würde. Nebenbei bemerkt: der deutsche Titel ist ein völlig unnötiger und dämlicher Spoiler. Warum machen Verleiher so was? Wie auch immer, richtig Spannung kam nicht auf, aber eine richtige Gurke ist The Box auch nicht. Gut aussehen tut er nämlich schon, auch der Cast ist gut.

Giganten (Giant, George Stevens, 1956)
James Deans letzter und bester Film. Das liegt aber nicht hauptsächlich an ihm. Nachdem ich jetzt alle seine Filme kenne sehe ich ihn als eher limitierten Schauspieler. Alles bei ihm wirkt wie eine reine Pose, gekünstelt und unecht. Hier passt das zu seiner Rolle, darum stört es weniger als in seinen anderen Filmen. Taylor und Hudson dagegen sind uneingeschränkt fantastisch.

Bronson (Nicolas Winding Refn, 2008)
Gut inszeniert ist der Film, die erzählte Geschichte eigentlich genau mein Ding. Und dennoch hat mich der Film ziemlich kalt gelassen.

Tatort: Borowski und das dunkle Netz (David Wnendt, 2017)
Eine schwache Folge. Scheinbar hat man bei der ARD Angst gehabt, dass der Zuschauer mit moderner Technik völlig überfordert ist. Deswegen hielt man es wohl für nötig, das Internet (und besonders das Darknet) noch mal zu erklären. Mit einer animierten Sequenz, die alleine schon zum Frendschämen reicht. Der Rest ist auch nicht besser.

Janis: Little Girl Blue (Amy Berg, 2017)
Gute Dokumentation über Janis Joplin.

Johnny zieht in den Krieg (Johnny got his gun, Dalton Trumbo, 1971)
Überraschend gut gealterter
Antikriegsfilm. Natürlich wird hier wenig subtil die ganz große Moralkeule geschwungen, aber das stört mich in diesem Kontext nicht. Das Ende ist daher auch düsterer als Mitternacht auf der Rückseite des Mondes. Da ich zudem selbst in der Pflege arbeite, betreffen mich bestimmte Aspekte des Filmes ganz persönlich.
Übrigens kennt der geneigte MTv-Seher der Neunziger einige Szenen des Films aus dem One-Video von Metallica.

Dunkirk (Christopher Nolan, 2017)
Endlich mal wieder ein moderner Kriegsfilm, der auch in seinen Actionsequenzen nicht in ein Schnittgewitter ausartet. Nicht zuletzt dadurch ist der Film optisch und akustisch ein Genuss. Sehr auffällig fand ich, gerade für einen Kriegsfilm, wie aufgeräumt seine Bilder wirken. Statt Chaos sieht man klare Formen (z.B. die Reihen der Soldaten am Strand). Statt hunderter Flugzeuge mit Kämpfen wie in ID 4 zeigt Fincher uns den Himmel fast leer, und selbst auf dem Meer ist trotz der erzählten Geschichte lange wenig los. Auf der Storyseite läßt der Film bekannte Details der Einkesselung und der Evakuierung einfach mal weg, was ich sehr sympathisch finde. Auch die gleichberechtigte, faire Darstellung klassischer Helden und eines vom Glück verfolgten „Feiglings“ gefällt mir gut.

Gone Girl – Das perfekte Opfer (Gone Girl, David Fincher, 2014)
Fincher enttäuscht mich nie. Hier ist die Ehe sein Thema, oder allgemeiner die Beziehung zwischen Menschen, die einander nahe zu stehen glauben. Wer Fincher kennt ahnt bereits, dass es aber letztlich auch in diesem Film wieder um eines geht: Menschen am Nullpunkt, an Ground Zero.

The Cloverfield Paradox (Julius Onah, 2018)
Es gibt ein paar hübsche Ideen und Bilder zu sehen, aber die Story hat einige Schwächen. Und den Film als Prequel zu Cloverfield auf den Markt zu werfen muss rein wirtschaftlichen Überlegungen geschuldet sein.

zuletzt geändert von motoerwolf

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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame