Startseite › Foren › Das Radio-Forum › StoneFM › 22.06.19 : Lucy’s Hotelverzeichnis / gypsy goes jazz #88 › Antwort auf: 22.06.19 : Lucy’s Hotelverzeichnis / gypsy goes jazz #88
demonWir sind jetzt im Oktober 1945 – richtig?
Und 1949 hat Miles Davis „Birth of the Cool“ eingespielt.
Wie geht das zusammen?
Eben dadurch, dass das, was wir hier hören, schon damals leicht antiquiert war, aus der Zeit gefallen, aber eben auch irgendwie nicht ganz leicht einzuordnen. Aber wenn Du den (weissen) Swing hörst, der so ab 1936 mit Goodman richtig in Fahrt kommt und sich die folgenden Jahre im Hauptstrom recht schnell zu Tode swingt … an den Rändern entstehen da aber immer wieder faszinierende Sachen, sei es die Band von Red Norvo (mit Mildred Bailey) oder die Band von Claude Thorhnill (die wirklich seeeehr angenehm war, aber eben auch Gil Evans einen ersten wichtigen Job gab, dem Arrangeur, der neben Davis das Mastermind hinter dem neuen „coolen“ Sound war). Es gibt eben nicht den einen Entwicklungsstrang in der Jazzgeschichte (das Modell hat übrigens ein Franzose erfunden, es hält sich vielerorts hartnäckig), es gibt immer wieder die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, wenn man so will, gerade im New York der Vierziger und Fünfziger konnte man über die Strasse oder in die nächste Strasse und zwischen Dixieland, Swing, Bebop und anderem hin- und herwechseln. Die Grenzen zu ziehen ist gerade in den Vierzigern (so ab 1944) nicht immer leicht. Es gab hier ja schon Sendungen zum Anfnag des Bebop, da tauchen auch Veteranen wie Coleman Hawkins auf – und ein genialer, altmodischer Pianist mit verschrobenen Ideen wird gar zum Hohepriester des neuen Stils, den er eigentlich gar nicht spielte …
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba