Antwort auf: Mikkos 7" Faves

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mikko
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Thunderclap Newman – Something In The Air / Wilhelmina (Polydor 59 314, 07/1969)

Diese Single war sehr präsent im Radio damals. Man konnte ihr eigentlich nicht entgehen. Und zumindest ich wollte das auch gar nicht. Ein ziemlich ungewöhnlicher Song mit einem ebenso ungewöhnlichen Arrangement. Tonart und Tempo wechseln mehrfach, und der eine Hippie Revolution beschwörende Text ist ebenfalls sympathisch. Hinter dem Ganzen steckte Pete Townshend, wie ich inzwischen weiß. Pete wollte seinem alten Kumpel Speedy Keene, der schon „Armenia City In The Sky“ für „The Who Sell Out“ geschrieben hatte, ein bisschen unter die Arme greifen. Hat geklappt. Die Single stand drei Wochen an der Spitze der UK Charts, und auch in den USA, in Holland und in Deutschland war sie ein Hit. Allerdings blieb es dann auch bei diesem einen Hit. Ein typisches One Hit Wonder also. Der Track tauchte immer wieder in Filmen auf, ein Evergreen bis heute.

Tommy James And The Shondells – Crystal Blue Persuasion / I’m Alive (Roulette DV 14902, 07/1969)

Tommy James And The Shondells kannte ich spätestens seit ihrem Hit “Mony Mony” aus dem Sommer 1968, aber auch ältere Singles wie „Hanky Panky“ oder „I Think We’re Alone Now“ waren mir geläufig. Und „Crimson And Clover“ hatte ich im Sommer 1969 noch in frischer Erinnerung. Diese Single hier knüpft in ihrer Machart dort an, erinnert also zunächst an „Crimson And Clover“, auch wenn sich Melodie und Arrangement natürlich unterscheiden. Der Rhythmus ist eh deutlich schneller. Gleich gekauft hab‘ ich die Single damals aber nicht. Irgendwann fiel sie mir dann in den 80ern auf einem Flohmarkt in die Hände. Da stellte ich dann auch fest, dass die B-Seite das gleiche „I’m Alive“ ist, das ich inzwischen in der Version von Don Fardon sehr liebe. Aber das nur am Rande. „Crystal Blue Persuasion“ ist eigentlich viel besser, als ich zunächst dachte. Eine toller, positiver und richtig aufbauender Popsong. Wieder gehört habe ich die Aufnahme übrigens kürzlich in einer Folge von „Breaking Bad“ und mich sehr darüber gefreut. Mit Crystal Meth hat der Song aber ganz sicher nichts zu tun.

Grapefruit – Deep Water / Come Down To The Station (RCA Victor 47-15151, 09/1969)

Im Spätsommer 1969 war ich mit meinen Eltern zum letzten Mal gemeinsam verreist. Wir waren in der Nähe von Bodenwerder im Weserbergland in einer Privatpension. Ich hatte mein Telefunken Bajazzo TS Kofferradio mit. Und ich hörte so oft es ging aktuelle Pop Musik. Ich weiß nicht mehr, welche Sender es da gab, aber ein Programm mit aktuellen Neuvorstellungen war auch dabei. Da hörte ich zum ersten Mal „Deep Water“ von Grapefruit im Radio. Ich war sofort begeistert und versuchte sogar noch im Urlaub, die Single in einem der Musikgeschäfte in der Umgebung zu bekommen. Klappte natürlich nicht. Aber zurück in Berlin wurde ich dann fündig bei Ton und Welle in Steglitz. Dort kaufte ich damals oft Singles. „Deep Water“ ist eine tolle Power Pop Single. Damals nannte man das natürlich noch nicht Power Pop. Knackiger Bass, treibender Rhythmus, und diese durchgehende Keyboard Begleitung zu einem mehr geshouteten als gesungenen Lied. Mitreissend! „Deep Water“ war der größte Hit der britischen Band in Deutschland (Platz 19). Ende des Jahres 1969 löste sie sich dennoch auf.

Spooky Tooth – Waitin‘ For The Wind / Feelin‘ Bad (Island 388 862 UF, 12/1969)

Spooky Tooth kannte ich bereits durch einen etwas älteren Freund, der ihre ersten beiden LPs schon damals Ende 1969, Anfang 1970 besaß. Aber meine eigene Begeisterung für die Band wurde vor allem durch diese Single entfacht, die Anfang 1970 in der Sendung „Hey Music“ des SFB neu vorgestellt wurde. Ich war gleich hin und weg. Dieses lange Intro mit dem verhallten Tom Tom, dann das Orgelriff, der Gesang setzt ein. Was für eine Stimme! Gänsehaut pur! Dieser schwere Sound! Es gab ja durchaus schon vorher harte Rock Singles. Aber nun war mein Interesse an dieser Musik, Hard Rock genannt, endgültig geweckt. Die Single wurde sofort gekauft. Später dann auch die LPs. Übrigens ist diese Single damals nur in Deutschland erschienen.

Them – It’s All Over Now, Baby Blue / Bad Or Good (Decca DL 25 618, 12/1973)

Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, wann und wie ich die Gruppe Them erstmals kennenlernte. Ich kannte die Single „Here Comes The Night“. Auch „Gloria“ und „Mystic Eyes“ hatte ich schon mal gehört Anfang der 70er Jahre. Mehr aber nicht. „It’s All Over Now, Baby Blue“ kannte ich von der LP der Band The Matadors aus Prag, die ich 1969 geschenkt bekommen hatte. Dass der Song von Bob Dylan ist, hatte ich nur so am Rande registriert. Dylan war damals noch kein Thema für mich. Und dass sich die Version der Matadors an der von Them orientierte, das wusste ich natürlich auch nicht. Ich kannte die Them Version ja gar nicht. Aber ich liebte die Aufnahme der Matadors, und ich liebe sie noch heute sehr. Dann lief im Februar 1972 im ZDF der Film „Die Rocker“ von Klaus Lemke über eine Hamburger Rocker Gang. Den sah ich eher zufällig. Und in dem Film kam die Aufnahme von Them immer wieder vor. Quasi als Theme Song des Films. Ich dachte mir nichts dabei, wunderte mich aber schon, dass ich diese Aufnahme vorher gar nicht gekannt hatte, obwohl sie doch schon aus dem Jahr 1966 stammte vom zweiten Album der Band „Them Again“. Das erfuhr ich wieder mal von jenem etwas älteren Freund und Musik Fan. Ende 1973 wurde „It’s All Over Now, Baby Blue“ von Them in Deutschland als Single veröffentlicht. Die Band gab es da nicht mehr, schon gar nicht mit Van Morrison. Der hatte Them Ende 1966 verlassen. Die Single wurde dennoch zu ihrem größten Hit in Deutschland (Platz 13).

Die Sendung mit diesen 19 Singles kann man bei Mixcloud hören.

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