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Anonym
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Heute möchte ich eine Künstlerin vorstellen, die mittlerweile auch schon seit über vierzig Jahren im Musikbusiness tätig ist und dabei etliche Alben veröffentlicht hat, hier im Forum aber wenn überhaupt nur ganz wenigen ein Begriff sein dürfte. ŌNUKI Taeko war am Anfang ihrer Karriere Teil der Band Sugar Babe, ehe sie eine Sololaufbahn einschlug, die eigentlich bis zum heutigen Tag andauert. Ich kenne und besitze lediglich die ersten drei Studioalben Grey Skies, Sunshower und Mignonne, deswegen werde ich vorerst auch nur über die ein paar Worte verlieren. Hoffentlich geht es irgendwann dann weiter. :)
Ihr Solo-Debüt Grey Skies erschien 1976 und ist mit einer herbstlichen Großstadtmelancholie bedeckt, die mir immer wieder ans Herz geht. Ōnuki klingt verletzlich, auf den zehn selbstverfassten Stücken erzählt sie von den eigenen Unsicherheiten, von Zeiten, in denen sie einfach nur weinen will (Toki no Hajimari) oder dass sie von keinem der vorbeigehenden Menschen in irgendeiner Form wahrgenommen wird. Und obwohl ihr Debütalbum nicht in die Kerbe von Alben wie Lovetune for Vacuum schlägt, gelegentlich doch ein paar Hoffnungsschimmer durchblitzen und mit dem Instrumental Breakin‘ Blue und einer Trost spendenden Melodie abgerundet wird, ist Grey Days wirklich eine berührende kleine emotionale Reise mit der Erkenntnis, dass Liebe eine Illusion ist (Ai wa Maboroshi)
Sunshower aus dem folgenden Jahr ist dann etwas sommerlicher unterwegs – und das nicht nur wegen seinem Opener Summer Connection (den ich aber in seiner japanisch betitelten Single-Version noch etwas geschmeidiger finde). Ōnuki wirkt mittlerweile wesentlich selbstsicherer und fügt sich mit ihrem schönen Gesang elegant zwischen den für die ersten drei LPs charakteristischen Mix aus Pop, Rock, Jazz und Funk ein. Die präsenteren Bläser und der höhere Funk-Anteil geben dem ganzen Soundgefüge zudem ein urbaneres Selbstverständnis – nicht umsonst waren die Protagonistin und so mancher der beteiligten Musiker, darunter ein gewisser Hosono Haruomi und auch Sakamoto Ryūichi (die beiden später ja beim Yellow Magic Orchestra vereint, so klein war der japanische Popkosmos in den 70ern) wegweisend in der Entstehung des Begriffs City Pop, der im Prinzip eine Unterart des J-Pop im oben angesprochenen Soundgewand und mit thematischem Fokus auf das Großstadtleben wie in Tōkyō darstellt. Auf emotionaler Ebene erreicht mich Sunshower letztlich nicht ganz so sehr wie der Vorgänger, im Hinblick auf Musikalität ist er aber noch vielschichtiger und spannender, auch experimentierfreudiger (Sargasso Sea). Alles in allem ein wichtiger Entwicklungsschritt.
Mit Mignonne, wiederum aus dem Folgejahr, ist die Verwandlung von der unsicheren Träumerin zur souveränen Pop-Künstlerin mit entwaffnendem Charme und Hitpotenzial (ich habe im Netz bei kurzer Suche leider nichts zu kommerziellen Erfolgen finden können) vorerst beendet. Zwar ist auch LP #3 verhältnismäßig introspektiver Natur und eher low key, doch ist Ōnukis Stimme endgültig als zentrales und verbindendes Element inmitten Flöten, groovenden Funk-Rhythmen und kleinen Backgroundchants (bei 4:00 A.M. sogar in einem Track vereint) auszumachen. Obwohl mir auf Mignonne ein wenig mehr von den „magic moments“ fehlen, die mir auf den ersten beiden Alben der Multiinstrumentalistin so eine Freude bereiten, höre ich sie nur unwesentlich schwächer und alle drei nahezu auf demselben Niveau.
Ōnuki Taeko ist, soweit ich das bei meinem limitierten Bestand überhaupt beurteilen kann, keine Pop-Großmeisterin der Marke Yano Akiko. Dafür bleibt sie gesanglich und textlich zu sehr in ihrer Komfortzone, während Yano mutiger ist und gerne Grenzen durchbricht. In ihrem Metier, dem etwas schwermütigen (City) Pop zwischen Jazz, Rock und Funk mit hübschen, aber nicht ganz so aufdringlichen Melodien und eigenwilligen Instrumentalpassagen oder harmlosen Soundexperimenten, dürfte Ōnuki zu den interessanteren japanischen Künstlern ihrer Zeit zählen. Ich kann ihre drei ersten Alben jedenfalls guten Gewissens empfehlen, vor allem jenen Leuten, die neben einer Affinität für japanische Pop-Musik auch eine kleine Schwäche für fließende Übergänge in jazzigere und funkigere Gefilde mitbringen.
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