Antwort auf: Der Kick linearer Medien

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krautathaus

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Beiträge: 26,166

talking-headWie ich ja eben schon nebenan schrieb, sehe ich das ganze eher so:

krautathaus

stormy-monday

mick67Ich würde mir heute auch nicht mehr die Nächte w/ irgendwelcher Rockkonzerte im TV um die Ohren schlagen. Wofür gibt es Streaming und Mediatheken? Es hängt also nicht nur an der austauschbaren Musik, sondern auch an den neuen Möglichkeiten. Manche Dinge hatte ihre Zeit und heute eben nicht mehr und das ist gut so.

Jaja, Streamingdienste…. Mediatheken… Nicht zu vergleichen mit der Vorfreude wochenlang , „Mööönsch, die Dead spielen und die Who auch….Schon gehört, Patti und Johnny Winter….“ Essen, Trinken, Dope organisieren, Sessel und Sofas, Platz für Tänzer….. Kriegt man nicht gestreamt, solche Erlebnisse. Genug OT.

Das Erlebnis ist auch nicht aus dem Röhrenfernseher gekrochen, dafür mußtest du damals selber sorgen…genauso wie heute, nur dass ich dafür hier auf eine Diagonale von 2 – 2,50m mit einem HD Beamer über eine mittelprächtige Surroundanlage Livekonzerte ansehen kann, wann ich will. Für diese Voraussetzungen und vor allem die unglaubliche Auswahl an Konzerten hätte ich vor 30 Jahren alles gegeben. Wer das heute nicht nutzt aber dafür den alten Zeiten nachjammert, dem ist eh‘ nicht zu helfen.

Deine Argumente, @krautathaus, wie auch die von @mick67 sind natürlich durchaus nachvollziehbar. Trotzdem bin ich da eher bei @stormy-monday. Heute ist (fast) alles an Musik jederzeit und überall verfügbar. Und das auch noch in technisch weit überlegener Qualität. So weit, so gut. Für mich hat das aber auch zu einem gewissen Verlust des Reizes geführt. Die Aufregung, wer würde kommen, wo werden wir uns das ansehen, wer wird es mitschneiden etc. Alles flöten gegangen. Heute um 01:00 Uhr die Leinwand für deinen Beamer aufgespannt und auf einer riesigen Projektionsfläche haarscharfe Bilder von z.B. Jack Bruce zu sehen, nö, sorry, das ist mir zu beliebig. Da bin ich doch lieber ein Gestriger als ein Heutiger, auch wenn mir nicht zu helfen ist.

Es ging mir um diese Ausage:

„Es ist schade, dass Musik so zur austauschbaren Konsum- und Massenware verkommen ist, dass solche Musiknächte keine Chancce mehr haben.“

Wenn er geschrieben hätte „mir fehlt das gemeinsame Erleben der Livekonzerte im TV“, kann ich das absolut verstehen. Was aber der Schmarrn von „austauschbarer Konsum- und Massenware“ soll, b.z.w. warum „Musiknächte keine Chance mehr haben“, erschließt sich mir überhaupt nicht.

Jedes Sylvester kommt eine Live-Konzertrevue im 3-Sat über 24 Stunden. Man muß nicht jedes Konzert mögen, aber es ist ein relativ abwechslungsreiches Angebot wenn auch mit Wiederholungen. Auch auf Arte werden Livekonzerte gesendet.

Nun frag ich mich als Musikfreund: wie kann man das breit gestreute Angebot seit Mitte der 90er auf DVD und seit Mitte der 00er auf Bluray, so komplett ignorieren. Es sind seit 10 Jahren etliche Liveauftritte von mir wichtigen Künstlern veröfentlicht worden, die Rolling Stone Fans im speziellen dürften mir zustimmen.

Ich hab mir hier über Beamer oder TV mit Freunden die Live Blurays & DVDs von den Rolling Stones, Led Zeppelin, The Who, Wilco, Frank Zappa (Roxy & Elsewhere), Fleetwood Mac, AC/DC, Allman Brothers und vielen anderen an Abenden zusammen angeschaut. Wie kommt man bei diesem inzwischen breiten Angebot auf „austauschbare Konsum und Massenware“?

Dazu bekommt man in wirklich guter Qualität über YouTube Liveaufnahmen zu sehen, die hier nicht lizensiert wurden. Z.B. auch von 10cc.

Wenn nun jemand sagt, daß das Angebot ihn überfordert, ist es halt so. Verstehen kann ich es nicht und für ein „früher war das alles besser“ reicht es mir erst recht nicht.

talking-head

krautathausWenn nun jemand sagt, daß das Angebot ihn überfordert, ist es halt so. Verstehen kann ich es nicht und für ein „früher war das alles besser“ reicht es mir erst recht nicht.

Irgendwie argumentieren wir aneinander vorbei. Ich meine nicht, dass früher alles besser war. Ich meine, dass früher auf Grund der Einmaligkeit des Ereignisses mehr Spannung aufgebaut wurde. Bei einer jederzeitigen Verfügbarkeit eines solchen Ereignisses verliert es für mich schnell seinen Reiz. Um noch mehr OT zu vermeiden, schlage ich vor, in dem eben von demon zu dem Thema eröffneten Thread unsere Diskussion fortzusetzen.

 

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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko