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Anonym
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@pfingstluemmel Ich stimme Dir insofern zu, als die akustische Aufzeichnung eines Konzertes und auch eine audiovisuelle Konserve defizitaer bleibt gegenüber der authentischen Erfahrung des Dabeiseins (die andererseits allerdings ohne Aufzeichnung rasch zur Erinnerung wird, die sich nicht verifizieren, falsifizieren, prüfen lässt).
Ich verstehe nur die Schlüsse nicht, die du daraus ziehst.
Mein Schluss ist: zu Konzerten gehen! Und da, wo ich als Nachgeborener zu spät dran bin, eben hilfsweise das Klangdokument oder Filmdokument nutzen (und ergänzend gerne auch Zeitzeugeneindruecke). Das bringt viele tolle Hoererfahrungen und Erkenntnisgewinn.
Wenn man das alles verwirft, verhält man sich, wie ich finde, wie jemand, der sagt: Mit Geschichte befasse ich mich nicht, denn mit Hitler kann man sich ja nicht mehr unterhalten. Allenfalls höre ich sein Studioalbum „Mein Kampf“. Weiteres Quellenstudium, Lektüre, Forschung lehne ich hingegen ab, das bringt nur „geisterhaften Schemenbrei“. Die Haltung ist mir, wie oben schon gesagt, rätselhaft.
Vollends schleierhaft wird es für mich, wenn du nahelegst (zumindest habe ich das so verstanden), dass prinzipiell Konzerte unwichtig sind und nur die Studioalben zaehlen. Bei vielen Künstlern ist doch die Performance ein integraler Bestandteil. Das zu ignorieren, wäre doch, als würde man sich bei der Beurteilung von Picasso nur auf die Konturen stützen und die Farben für irrelevant erklären, bei der Beurteilung eines Films die Tonspur stumm schalten und nur die Bilder wirken lassen, bei einem Roman nur die Story würdigen und die Sprache für egal erklären oder bei einem Song nur die Melodie zur Kenntnis nehmen und nicht den Text.
Verstaendnisfragen meinerseits:
Gehst du auf Konzerte aktuell aktiver Musiker?
Findest Du Dylans Judas-Konzert nicht hörenswert?
Wie gehst du mit James Brown Apollo-Livealben um?
Findest du die Plugged-Nickel-Aufnahmen von Miles Davis irrelevant, um den improvisatorischen Ansatz seiner Musik besser verstehen und genießen zu können?
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