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gypsy-tail-wind Danach ging es vom 14. bis zum 18. November nach Mailand, um dort die Premiere und die zweite Aufführung der Oper von György Kurtág, „Fin de partie“ (nach Samuel Beckett, das Photo stammt von der Scala-Website und ist von Ruth Walz) zu sehen – grossartig! Ich wage mich wohl nicht, dazu Weiteres zu schreiben, weil fast alle Rezensenten zu scheitern scheinen (auch der Professor, der vor der Aufführung am 17. eine Einführung machte, laberte ziemlich viel Stuss. Die schönste, weil ohne grosse Gesten und Superlative auskommende und vom eigenen Hören ausgehende Besprechung hat zweifellos Thomas Bächli für die Republik geschrieben: https://www.republik.ch/2018/11/22/das-erste-mal
Spät, aber ich möchte noch etwas dazu schreiben. Nicht um abzusehen von all den fantastischen Konzerten, die Du da auch noch hattest. Schönes Programm, Schostakowitsch und Mendelssohn, das ist sehr fiebrig. – Die Texte von Bächli finde ich in all dem Rezensentennebel auch sehr fein, zurückhaltend. In irgendeiner der Rezensionen stand, wie hübsch leicht es doch gewesen sei, aus der Scala, der Oper, hinauszugehen in den milden süßen Novembermilanoabend. Ich erinnere das anders: Bei der Scheiß-Galleria, in ihren Erkern, lagen die Obdachlosen. Das war Kurtág, Beckett.
Es ist ein Elend. Ich weiß nicht, wo sie inzwischen sind bei ihren Berechnungen, wie viel des Textes Kurtág nun „vertont“ habe; sie machen’s in Prozenten, die Rezensenten. Die Auswahl von Kurtág ist präzis, das sollte genügen. Die wichtigsten Sätze werden gesungen. Die große Mülleimertodszene („Poubelle“) ist mächtig und vergeht doch – weil, aufs vorläufige Ganze gesehen, wie im Goldenen Schnitt gemacht – wie nebenher. Hamm ist auch später das Arschloch und also bekommt er den größten Raum; ich wüsste nicht, warum das zu kritisieren sei. Es gibt kein Rechnen, Clov hat nicht gewonnen, Hamm nicht, Nell nicht, Nagg noch am ehesten. Aber ihm wäre das wohl egal mit seinen Schneidergeschichten.
Es ist ein Endspiel, das heißt, alles ist müßig. Schach. Man kann noch weitermachen. Ich lese bei Beckett, in den Briefen, dass er über Tote nicht trauern kann. Nur über die Überlebenden. Große Anteilnahme, dass sie noch nicht tot sind, dies allerdings mit vollem Ernst. Und dieser Abend in Mailand hat das sehr deutlich gemacht.
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