Antwort auf: Bill Frisell

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friedrich

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Thx @vorgarten. Und das Bild mit der Eisscholle, die abtreibt, ist auch sehr schön.

Bill Frisells elektronische Manipulationen seines eigenen Spiels, das sind so Gedanken- und Ton-Schleifen, in sich versunkene Traumsequenzen. Ich denke, dafür muss man als Hörer auch eine besondere Empfänglichkeit haben, sonst könnte man auch das gute alte Bild der Farbe, der man beim Trocknen zuschaut, bemühen.

Spontane Assoziation: Mir scheint Bill Frisell damit viel näher an elektronischen Tüftlern wie Andrew Pekler dran zu sein, als an Jazz oder Americana. Und für mich sind das mit seine interessantesten Momente, bei den ich in einen eigenartigen Schwebezustand gerate. Auf seiner 2000er Soloplatte mit dem sehr passendem Titel Ghost Town lebt er das noch viel mehr aus. Wieder was mit Jahreszeiten:

@danielmiehe
… – Frisell ist so entsetzlich gemütlich geworden.

Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Auch auf Music Is hört man eigentlich nichts, was man nicht schon mal woanders von ihm gehört hat. Kaum zu glauben, dass zwischen Ghost Town und Music Is 18 Jahre liegen, so ähnlich klingt das. Und so sehr BF lange in Bewegung war und alles von Jazz über Noise über Kammermusik über Country bis zu Brazil ausprobiert hat, so sehr hat er sich inzwischen recht gemütlich in seinem eigenem Idiom eingerichtet. Und auch die immer mal wieder hervorbrechende Aggressivität hört man nicht mehr so oft. Oder nur noch ganz kurz. Aber er ist eben auch 67 Jahre alt.

Music Is ist für mich nicht überraschend oder besonders herausfordernd. Aber immer noch sehr gut und ich höre es daher gerne.

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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)