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nail75Ich schon. Wie so vieles andere auch. Nachdem mir Friedrichs Äußerungen über andere Platten ja gefielen, muss ich hier sagen, dass mir da wenig zusagt.
Muss Dir ja auch nicht zusagen. War auch ganz bewusst als sehr subjektive Einschätzung gemeint. Bin selbst ein bisschen überrascht von mir, einfach mal aufzuschreiben, dass ich New Morning am liebsten höre und die amtlichen Meisterwerke teilweise nicht so gern.
RosebloodOkay, über die Länge kann man diskutieren, aber was ist beispielsweise mit „Visions Of Johanna“, „I Want You“ (vor allem „I Want You“!) oder „Stuck Inside Of Mobile With The Memphis Blues Again“? Wirklich schlechter als die Highlights der beiden Vorgängeralben? Und „Sad-Eyed Lady Of The Lowlands“ ist für mich sein bester Track mit Überlänge.
Kein Song mit Hitqualitäten wie Tambourine Man, Subterranean Homesick Blues, Baby Blue, Rolling Stone, Highway 61 oder auch nur solch Großkaliber wie Desolation Row. Memphis Blues ist toll, I Want You ist hübsch und Sad-Eyed Lady nötigt mir Respekt ab. Aber nichts davon ist so prägnant wie die Höhepunkte der beiden vorhergehenden Alben. Und zu dünn gesät.
Roseblood“Biograph“ sollte auch nicht als Best Of verstanden werden und gerade deswegen mag ich es. Die Mischung aus Bekanntem und Unveröffentlichtem ist doch gerade der Reiz, wie das Demo zu „Forever Young“ oder das Basement-Take „Quinn The Eskimo“. Ich mag derartige Zusammenstellungen, gerade bei Musikern, die ich liebe.
Das kann man sicher so sehen. Aber auf einem Box-Set mit dem programmatischen Titel Biograph wünsche ich mir schon die bedeutenden Eckpunkte von Dylans Oeuvre versammelt. Das schließt ja nicht aus, dass auch eine paar Kuriositäten und Raritäten enthalten sind, aber die Studio-Version von Forever Young halte ich dem Demo überlegen und ich hätte mir lieber einige gute Albumtracks wie meinetwegen Hard Rain gewünscht oder Studiotracks von Desire. Und und und … Eine eigenartige, unvollständige Biografie und chronologisch und dramaturgisch chaotisch.
Ich möchte aber festhalten, dass ich weder BoB noch Biograph als schlechte Alben bezeichnet habe. Im Gegenteil. Vielleicht habe ich es bloß nicht deutlich genug gesagt.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)