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Dann wollen wir mal. Schließlich war Bob Dylan mein erstes wirkliches Idol, nachdem ich das Interesse an Manni Kaltz, Kevin Keegan und Rudi Kargus verloren hatte. Einige von Bob Dylans Alben habe ich noch oder wieder, bei einigen muss ich auf meine Erinnerung vertrauen. Insofern darf man dieser Liste nur bedingte Gültigkeit attestieren. Mit kurzen Kommentaren, sonst machts keinen Spaß.
Bringing It All Back Home ****1/2
The best of both worlds, akustisch und elektrisch. Und ein paar unvergängliche Hits gibts gleich mit.
Highway 61 Revisited ****1/2
Bringing It All Back Home 2.0. Schlagt mich tot, aber selbst dieses Album hat zwischen Rolling Stone, Thin Man, Highway 61 und Desolation Row auch einiges Füllmaterial. Mal ehrlich.
Blonde On Blonde ****
Gut aber zu lang. Kein einziges Stück auf dem Niveau von BIABH oder H61.
John Wesley Harding ***
Das mögen meinetwegen ganz tolle Songs sein, aber dass Dylan selbst Jimi Hendrix‘ Version von All Along The Watchtower besser findet als seine eigene, sagt schon sehr viel.
New Morning *****
Schlagt mich ein zweites mal tot, aber das ist vielleicht das Dylan-Album, dass ich am liebsten höre. Gefälliger Country Rock mit leichtgewichtigen Songs? Vielleicht. Aber musikalisch ist das eins seiner schönsten Alben. Und Father Of Night ist alles anderes als leichtgewichtig. Sign On The Window. Winterlude. The Gipsy. If Dogs Run Free. Das ist doch toll!
Planet Waves ***1/2
Gelassenes Musizieren mit alten Freunden. Nett. Going, Going, Gone liebe ich aber. In welchem Song gibt es noch mal die Zeile „I hate myself for loving you / And the weakness that it shows“? Das klingt wahr und tut weh.
Blood On the Tracks ****1/2
Confessional Songwriting? Seelenstriptease? Muss man wohl ernst nehmen. Musikalisch aber etwas spröde geraten.
Desire ****1/2
Mein erstes Dylan-Album. Ich verstand kein Wort, war von der Stimme aber sofort fasziniert. Die endlosen Räuberballaden! Emmylou Harris! Sara! Herzzereißend! Klingt immer noch gut, auch wenn sowas wie Mozambique eher was fürs Kuriositätenkabinett ist.
Hard Rain ***1/2, je nach Stimmungslage vielleicht ****
Scheiße aber toll! Ich habe dieses hingerotzte Gemecker damals einfach geliebt.
At Budokan ***
Mit der Doppel-LP bekam man damals ziemlich viel Musik fürs Geld und auch noch ein Poster obendrauf. Würde ich heute wahrscheinlich hassen. Man muss ihm immerhin zu Gute halten, dass er seine eigenen Songs hier völlig umgekrempelt hat. Vielleicht doch gar nicht so übel.
Street Legal ****
Noch mehr Gemecker und Genöhle wie auf Desire, aber mit professionellerer und dickerer Band. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon er da singt, aber Changing Of The Guards, Senor oder auch New Pony bleiben einfach im Ohr.
Slow Train Coming ****
Das Christentum finde ich eher aus akademischer Sicht interessant. Aber musikalisch traut er sich hier was. Gotta Serve Somebody ist toll.
Dylan and The Dead **
Der Titel klingt ja erstmal sehr vielversprechend. Aber die Musik? Habe ich kaum noch eine Erinnerung dran. Vielleicht gut so.
Oh Mercy ****
Return to form nach den vermutlich weitgehend vergeigten 80ern. Noch etwas unsicher und auch etwas knapp geraten. Aber Long Black Coat und Everything Is Broken sind tolle Songs. Der Text von What Was It You Wanted? könnte fast von den Talking Heads ca. 77/78 sein. Oder könnte auf True Stories passen. Nur Fragen. Daniel Lanois ist nicht zu überhören.
World Gone Wrong *** ½
Back to the roots. Schade und eigentlich eigenartig, dass das nicht so gelingt, wie er 1962 mal angefangen hat. Die Songs sind klasse. Aber die hat er nicht selbst geschrieben.
Time Out Of Mind ****1/2
Nochmals zimmert Daniel Lanois einen tollen Sound. Atmosphärisch ganz großartig. Ob das gute Songs sind, weiß ich nicht. Aber klingt toll. Highlands habe ich wohl niemals bis zu Ende gehört.
Love & Theft ****
Nochmal back to the roots, diesmal mit Band und eigenen Songs. Nicht sensationell aber sowas von grundsolide. Klingt so, als sei er damit nach langer Zeit wieder bei sich selbst angekommen. In der alten Musik. Darauf kann man aufbauen.
Compilations:
Bob Dylan Greatest Hits Vol. 2 ****1/2
Eine der erstaunlichsten Greatest Hits, nämlich ohne Greatest Hits, sondern mit all den kleinen Perlen, die ansonsten fast überhört wurden. Die bis dahin auf Alben oder sonstwo unveröffentlichten Stücke sind mit das beste. Und kann man gut durchhören.
Biograph ****
Toll aber scheiße. Grauenhaft zusammengestellt und gesequencet. Verstehe das wer will. Keine erkennbare Ordnung und wenn man das mal mit Neil Youngs Decade vergleicht, irgendwie enttäuschend. Kann man leider nicht durchhören. Aber dennoch eine ganze Menge gutes Material.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)