Re: Bob Dylan

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bicho

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@gypsy
:bier:

monoton@ bicho

Da mir Deine „exotischeren“ Favoriten zum großen Teil bekannt sind, fällt mir der Vergleich zu „Blonde On Blonde“, „Kind Of Blue“, „Africa/Brass“ etc. pp. nicht ganz so schwer. Um den Knackpunkt direkt anzugehen Chico Buarque bspw. ist mit Bob Dylan nicht direkt vergleichbar, da anderes Genre. Aber eines kann man zweifelsfrei festhalten: er ist definitiv (im Gegensatz zu Deiner Aussage) „unwichtiger“. Bob Dylan hat populäre Musik grundlegend verändert und in vielerlei Hinsicht die Rezeption und das soziokulturelle Weltbild kommender Generationen geprägt. Chico Buarque nicht (annähernd in diesem Ausmaß).

Ob Dir Chico Buarque besser gefällt, ob Du ihn besser bewertest, ist Dir vollkommen freigestellt. Allerdings erreicht die (von Dir und Deinem Fürsprecher Gypsy proklamierte) alles-ist-Geschmackssache-Theorie seine Grenzen, wenn Du nahezu alle Errungenschaften des letzten Jahrhunderts herabwürdigst.

Es müssen realistische Relationen erkennbar bleiben. Wenn übrig bleibt, derzeit gefällt mir dieser oder jener Künstler nicht so, es könnte aber nächste Woche oder Jahr schon wieder anders aussehen, daher bekommt ein zweifelsfreies Meisterwerk **1/2, eine für (sonst) jedermann erkennbare Lebensleistung durchschnittlich ***, wird der Beurteilende unglaubwürdig. Je öfter es passiert, umso potenzierter der Eindruck.

Wenn dann noch der afrikanische (lateinamerikanische) Sampler aus Gründen von gefällt-mir-derzeit-am-besten ***** bekommt und „kanonisierte Meisterwerke“ aus Gründen von liegt bei mir auf Platz 677 und meine (abstrusen) mathematischen Schlüsse lassen dann nur eine **1/2 Wertung zu, sagen Deine Wertungen ABSOLUT NICHTS über das von Dir beurteilte Kunstwerk, sondern nur etwas über Dich aus.

Mir ist das zu wenig.

Es gäbe noch viel zu sagen, über Deine 5% beispielsweise, zu denen Coltrane (welcher? Ravi oder Alice? rein rethorisch!!) und James Brown, von dem Du max. 1 Studioalbum, ein paar Sampler und Live Alben (und natürlich Live @ Apollo… wer errät wieviel Sterne?? richtig, wieder volle ***) besitzt, gehören sollen. Wie gesagt, alles irgendwie unrealistisch und unglaubwürdig und voll masche und so. Abgesehen davon, warum sollten sich die Sterne von Platz 1 – 100 stark abstufen und danach alles zwischen 2 und 3 Sternen ansammeln? Auch nur rhetorisch. Ich finde einen Austausch mit Dir so unerquicklich wie umgekehrt. Schreib doch bitte mal Deine Stones Sterne in den entsprechenden Thread. Vielleicht erbarmt sich ja ein anderer.

Ich kann deine Einschätzung von Musik einfach nicht verstehen, bzw. halte von dieser Ansicht rein gar nichts. Die Musik von Bach, Beethoven, den Stones, oder den Beatles ist auch nicht mehr „wert“, als die Musik von ABBA, nur weil sie von vielen, die sich verstärkt mit Musik beschäftigen, höher geschätzt wird. Es gibt für Musik keine realistische Bewertung (und erst recht keine Relation), außer dem eigenen Geschmack (zumindest nach meiner Ansicht). Bewertungen sagen in erster Linie immer etwas über die Person aus, die etwas bewertet, sowie deren Geschmack und nicht über das bewertete Kunstwerk.
Und, die These, dass einem Werk wie „Kind of Blue“ oder „A Love Supreme“ eine höhere Leistung zugrunde liegt, als einem obskuren Free-Jazz-Album, nur weil es von mehr Menschen geschätzt wird, halte ich für sehr gewagt.
Von vielen Künstlern, die ich noch höher schätze, kenne ich weniger, was aber nichts daran ändert, dass er nicht zu den 5% gehört. Die Meinung, dass „Live at the Apollo“ nicht zu seinen besten Werken gehört, ist jedenfalls nicht besonders unpopulär.

@bullschuetz
:lol: http://forum.rollingstone.de/showthread.php?t=29279

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