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@ Stormy Monday
Ich versuche es Dir jetzt mal zu übersetzen.
bicho@Stormy Monday:
Dylan ist bei mir nicht gewachsen, eher das Gegenteil. Er gehört wohl zu den ersten Künstlern, die man entdeckt, wenn man damit beginnt, sich intensiver mit Musik zu beschäftigen, so dass er für die meisten zumindest ein nostalgischer Favorit bleibt, selbst wenn er irgendwann an persönlicher Bedeutung verlieren sollte und deshalb selten schlecht bewertet wird. Bei mir hat sich die Begeisterung für Dylan, durch die Entdeckung anderer Musik so stark relativiert, dass ich ihn mittlerweile nicht mehr als persönlichen Favoriten bezeichnen würde. Ich halte z.B. viele der mir bekannten Songwriter aus Südamerika (Tom Zé, Atahualpa Yupanqui, Dorival Caymmi, Chico Buarque, etc.), sowie fast die komplette mir bekannte Folk- und Blues-Musik vor 1960 und auch vieles aus dem Avant-Folk-Bereich (Big Blood, Exuma, The Cherry Blossoms, etc.), für deutlich besser als Dylan, Young, Van Morrison, Mitchell, Parsons…
Wenn man Dylan gut findet oder hoch ansieht, ist man entweder ein Musiknovize und stolpert bei den ersten Erfahrungen auch durch die einflußreichen 60er und kommt nicht umhin, Dylan knuffig und kultig zu finden. Oder man ist älter, erfahrener und verklärt diese ersten Musikerfahrungen. Man stellt nichts mehr in Frage, ist „hängen geblieben“ und gesellt sich in die Herde der anderen blökenden „Dylan-Schafe“.
Bicho ist dafür viel zu clever und diesem Stadium längst entwachsen. Daher schleudert er Dir eine Reihe Namen an den Kopf, die Du möglw. größtenteils zum ersten Mal hörst und durch die Du Dich musikalisch nicht gebildet genug fühlen sollst (das ist zumindest der Großteil der Intention des Urhebers).
Zum Schluß kommen wieder ein paar bekanntere Namen, die werden aber auch gebasht, wie nahezu alles andere was im letzten Jahrhundert die musikalische und gesellschaftliche Ordnung revolutionierte. Denn man sollte lernen: Was mehr als ein paar Insider kennen und goutieren und nicht vom Vordenker Bicho persönlich ins Spiel gebracht wurde, kann keine ausreichende Qualität besitzen (also mehr als überdurchschnittlich, denn *** von Bicho ist eine wirklich gute Wertung, in etwa so viel Wert wie ****1/2 von uns Normalos).
Im Grunde geht es hier nur um ein aufgeblasenes Ego, das keinen Respekt vor Leistung zeigen möchte. Bicho will uns einen Spiegel vorhalten, wie dämlich unser Herdentrieb ist und wie individuell und geistreich er selbst ist. Wie schon erwähnt, kann das funktionieren, wenn man am Stuhl des einen oder anderen allgemein hochgeschätzten Musikers, mit berechtigter Begründung selbstverständlich, sägt. Wenn man es aber bei allen macht, es nicht schafft das Muster zu verlassen, alle Großtaten des letzten Jahrhunderts mit maximal tollen *** abzuwatschen, steht man zum Schluß nur als Wichtigtuer da, der keine Ahnung hat. (auch wenn die ein oder andere südamerikanische, afrikanische oder avantgardistische Vorliebe bichos durchaus interessant und spannend ist)
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