Re: Bob Dylan

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IrrlichtSokrates hat aus verschiedenen Phasen herausgegriffen und keine hat ihn offensichtlich vollständig überzeugen können. Verständlich und richtig, dass er es irgendwann wohl aufgegeben hat.

Naja, nicht ganz. Einiges hat ihm ja scheinbar schon gefallen („Oh Mercy“), da hätte er dann ja bei Interesse zumindest dort weitergraben können, wo es ihn nicht ganz so egal berührt hat. Oder eben auch nicht. Keine Ahnung, was besser/sinnvoller gewesen wäre. Der personifizierten Hobbyphilosophengestalt reichen scheinbar klitzekleine Happen aus den einzelnen Discographien.

Dick LaurentNunja, wenn man 9 Dylan-Alben kennt, dann kann man 9 Dylan-Alben vergleichen und beurteilen. Ganz sicher untereinander, ganz sicher aber auch im Vergleich zu den Hunderten/Tausenden an Platten anderer Künstler, die man sonst noch kennt. Und wenn Dylan dann eben nur *** oder ***1/2 Platten macht, dann wird man sich auch kaum tiefer in das Gesamtwerk einarbeiten wollen. Auf welchen Füßen (sprich Menge) die Besternung steht ist doch bekannt, dass man damit nicht das Gesamtwerk Dylans erfassen kann ist so offensichtlich, dass es weder der Rede noch der Kritik wert ist.

Das ist einerseits richtig, andererseits aber auch mindestens genauso kurz gefasst, wie bspw. im Umkehrschluss das vermeintlich pauschale Gegreine und Gemecker darüber, dass man Sokrates‘ schmale Karte mal wieder nicht nachvollziehen will und kann und somit seine liebgewonnenen Schäflein einem anstehenden Frevel ausgesetzt sieht.
Würde Barg… würde sich Sokrates zur Abwechslung auch die Mühe machen, jenseits seines verbissenen Universums aus versessenem Technikkrams und steriler Warencharakter-Rezeption zu arbeiten und eventuell mit sowas wie sinnlich erfassten oder zumindest halbwegs kugelsicheren Argumenten hantieren, würd ich ihm womöglich das eine oder andere gar aus der Hand fressen (obwohl das vielleicht gerade eine etwas abstoßende Vorstellung ist). Man meints ja nicht automatisch immer gleich bös‘.
Und mit viel, viel Geduld, Zutun, Ausdauer, heißen Wickel, nervenschonenden Teeaufgüssen, Kniebeugen oder sonstigem alternativem Stressprogramm würde vielleicht sowas ähnliches wie Verständnis und Akzeptanz entstehen. Zumindest würde sich der Berg der Antipathie ein gehöriges Stück verkleinern. So aber bleibts halt leider wohl der ewig gleiche, unverbindliche, traurige, tranige und steife Schmarrn (aber bitte: nicht nur auf Sokrates bezogen, sondern generell auf diese Art oberflächliche, gefühlskalte und gleichgültige Art von Rezeption!), der hier zumindest einen entscheidenden Vorteil hat: er kostet nichts.

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