Antwort auf: 2018: Jazzgigs, -konzerte & -festivals

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nik bärtsch’s ronin | vijay iyer sextet (iyer, haynes, lehman, shim, raghavan, dutton)
berlin, admiralspalast, 12.11.2018

schräges event. der veranstalter, karsten jahnke, mittlerweile über 80, schickt die beiden bands als „ecm jazznight“ an offenbar zu große konzertorte (das debakel in der elbphilharmonie, in denen sogenannte saaltouristen während des iyer-auftritts zu hunderten die flucht ergriffen, steht hier nachzulesen, der admiralspalast gestern jedenfalls noch nicht mal zur hälfte gefüllt, wenn man den geschlossenen rang mitrechnet – wobei, meine sitznachbarin meinte, das iyer trio hätte in köln die philharmonie vollgekriegt). es gibt eine lightshow, die man hätte verwenden können, um einen konzertfilm aus den 1980ern zu fingieren), eine rock-mischung, die sich vor allem am schlagzeug oientiert, allerdings auch mit üblem hall zu kämpfen hat (wegen des halbleeren raums).

ronin zelebriert testosterongetränkten minimalismus aus der mathematikstunde, die lightshow hat dazu das programm „the scorpions“ eingestellt. applaus! zugabe! langsames wegdämmern.

dann das sextett, mit zweitbesetzung bass (super: harrish raghavan) und drittbesetzung schlagzeug (super: jeremy dutton), dem versprechen eines abenteuers, sehr sanftem beginn, aus dem sich übergangslos die explosion löst. freie wanderungen im material (woanders haben sie laut kritiken „nope“ gespielt, in berlin gab es stattdessen eine sextettversion von „hood“, das album setzt sich neu zusammen), lehmans parker-aktualisierungs-extasen, mark shims drecktenor, lässig am flügel angelehnt – und dann haynes, im ringen mit der apparatur, volles risiko, kreischende rückwärtsloops, sich selbst verstrickend (auch wenn man sich in der elektronik auskennt: unfassbar), das aber mit größter ruhe ausgebreitet. völlig irre energie, farbwechsel, noch ein drumsolo, das ernst macht, die lightshow verblasst. wie man sowas hinkriegt in solch uninspiriertem umfeld. wahrscheinlich geht das nur, weil sie alle bandleader sind und nur unter der prämisse zusammenspielen, sich gegenseitig nicht zu langweilen. sehr gute haltung. schon wieder ein super konzert.

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