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Das Konzert von The Necks im Funkhaus Berlin am Samstag, dem 20. Oktober war wie erwartet.
Nach halbstündiger Anreise mit der Straßenbahn in die mittlere östliche Randlage Berlins nehmen meine Begleiterin C. und ich auf einer Stufe das großen Sendesaals Platz. Der Saal ist nicht ausverkauft, was aber eine sehr entspannte Athmosphäre schafft. Um den Abend möglichst angenehm zu gestalten, hatte ich Sitzpolster mitgebracht und eine Tüte Marzipankartoffeln.
The Necks fangen fast pünktlich an, Chris Abrahams spielt ein kleines Motiv auf dem Piano, Lloyd Swanton schließt sich ihm mit dem gestrichenen Bass an, Tony Buck am Schlagzeug streut etwas Perkussion ein. Das wird langsam dichter und dichter, bis der ganze Saal sanft zu vibirieren scheint. Einige Zuhörer sinken langsam hinten über bis sie auf dem Boden liegen. Die Intensität der Musik wird langsam wieder runtergefahren bis Stille herrscht. Nach einer ¾ Stunde freundlicher Applaus.
In der Pause machen wir uns über die Marzipankartoffeln her.
Der zweite Teil des Abends läuft genauso ab, aber anders. Wieder der verhaltene Einstieg, aber die Steigerung ist viel intensiver. Der Saal vibriert nicht nur, es dröhnt. Minutenlang hängt man in einem Rausch fest und ist wie beduselt. Am Ende einige Sekunden Stille bevor der Applaus einsetzt. Danach sagt C. zu mir: „Manchmal wünsche ich mir, dass man Applaus verbieten könnte.“
Auf der Rückfahrt lutschen wir auf den übrig gebliebenen Marzipankartoffeln rum.
Ich: „Eigentlich lief das so ab wie immer. Aber vielleicht geht es genau darum, das Immergleiche immer wieder zu variieren. Am Ende ist es doch jedesmal wieder anders.“
C.: „Klingen die Aufnahmen der Necks genauso?“
Ich: „Nicht immer. Die letzte Platte ist ganz anders: Da gibt es einen Bruch und es wird richtig rockig.“
Pause.
Ich: „Wenn ich der Manager der Necks wäre, würde ich ihnen sagen: Gefällt mir wirklich sehr gut, was ihr da macht! Aber habt ihr mal darüber nachgedacht, auch live etwas an der Versuchsanordnung zu ändern? Vielleicht mal mit den drums anfangen statt mit dem Piano? Oder mal laut anfangen und leise aufhören? Oder sogar mal die Instrumente tauschen?“
Es steigen ein paar Mittzwanziger in die Straßenbahn ein, in Wochenend-Partystimmung, ausgerüstet mit Bier und Rotkäppchen Sekt, den sie aus der Flasche trinken.
Ich: „Wo kommen die denn her?“
C.: „Die Frage ist doch eher: Wo wollen die denn hin?“
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)