Antwort auf: blindfoldtest #28 – gypsy tail wind

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gypsy-tail-wind
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vorgartensehr schön, deine kommentare zur auflösung, @dietmar_ !

In der Tat, auch ich bedanke mich noch einmal! :good:

Die ganz frühen Sachen mit Kenny Barron als Sideman von Bill Barron sind übrigens sehr hörenswert … das hier ist das schönste Cover (äh, Telefonkabinen, da ging man rein, um Ferngespräche zu führen – kleine Botschaft an die Nachwelt … auf Blue Note gab es ja „Dexter Calling“):

Es gibt sogar eine richtige (ungleich „jazzdisco.org“, wo manchmal bei sehr bekannten Leuten Alben auf grossen Labeln fehlen):
https://jazzdiscography.com/Artists/BarronB/bb-disc.php

Das war auch ein Mann, den ich im Auge hatte bei der Zusammenstellung, aber da es länger her ist, dass ich seine Sachen hörte, liess ich ihn dann weg – keine Zeit, alles vorgängig nochmal in Ruhe durchzuhören … am besten holt man sich heute zum Einstieg wohl das Fresh Sound 2-CD-Set:
https://www.freshsoundrecords.com/bill-barron-albums/5706-bill-barron-quintet-sextet-3-lps-on-2-cds.html

Kenny Barron selbst halte ich eigentlich für einen eklatanten Spätzünder … und bei mir dauerte es obendrein auch ordentlich, bis ich ihn (erst letztes Jahr) plötzlich so wirklich schätzen lernte. Ich hörte ihn vor inzwischen bald 20 Jahren mal im Duo mit Mulgrew Miller, das war klasse, aber die Alben, die mir dann in die Finger kamen, oder die ich davor schon kannte, führten nicht zu Wiederholungen des Live-Erlebnisses. Wenn man’s sich anschaut: nach dem Debut mit Jimmy Owens ging es ein paar Jahre, dann folgten einige teils elektrische Alben auf Muse (die nähme ich aus den 1-5 Dollar Bins mit, aber hier findet man sie halt gar nicht oder für einen Zwanziger), die Bands sind allerdings gut, z.B. Ted Dunbar, John Stubblefield, bald auch ein Duo mit Tommy Flanagan (das ich nicht kenne – ich habe von Barron kein Piano-Duo-Album, von Flanagan schon, aber mit Hank Jones und mit John Lewis).

Das Xanadu-Album von 1981 gibt es glaub ich wieder, aber bei den Xanadu-Reissues hinke ich hoffnungslos hinterher, habe fast nur die zwei von Teddy Edwards, die ich sofort holte (und von ein paar habe ich ältere Reissues, die ich nicht unbedingt ersetzen werde). „Green Chimneys“ auf Criss Cross ist von den mir bekannten dann das erste wirklich tolle Album – da war Barron schon in seinem 40. Jahr. Das Enja-Album „Scratch“ kaufte ich schon früh, mit Dave Holland und Daniel Humair musste es wohl gut sein … ich holte die CD gestern wieder hervor, aber zum Hören komme ich erst nach meinem Urlaub wieder („What If“ liess ich in den 90ern regelmässig im Laden stehen, hörte aber auch immer mal wieder kurz rein, Stubblefield kannte ich von Abdullah Ibrahim und mochte ihn schon damals gerne – ich mag ihn immer noch, bin seinen Sachen aber bis heute nie ausführlich nachgegangen).

Damals kannte ich von den etwas überproduzierten/-konzipierten Verve-Alben „Other Places“, das wohl im Penguin Guide sehr gut weg kommt. Da, und auch bei „Things Unseen“, das ich dann noch dazu kaufte, habe ich bis heute keine richtige Verbindung (aber die zwei Alben auch seit sicher 10 Jahren nicht gehört, und natürlich keine Ahnung, wo sie stehen oder liegen). Ein drittes Verve-Album liess ich dann, Charlie Haden zum Trotz, den ich aber auch erst später wirklich zu schätzen lernte, weg: „Wanton Spirit“ (mit Roy Haynes – ein schlichtes Trio, da konnte auch von der Produktion her nichts übertrieben werden) – das Ding kaufte ich auch neulich erst mal nach, es ist ziemlich toll, reiht sich aber nicht unter die schönsten Klaviertrios mit Haden ein, finde ich (die Montréal-CDs mit Bley, Rubalcaba, Allen liegen bei mir alle vorn).

Die weiteren Verve-Alben liess ich dann aus, das Duo mit Haden kaufte ich auch erst vor einigen Jahren, als ich mich ausgiebig mit Haden befasste (auch das – ebenso wie das jüngere mit Dave Holland, das natürlich nicht in die Reihe gehört, aber zwangsläufig verglichen wird – kein Lieblings-Album unter den vielen feinen Duos, die Haden gemacht hat). Das nächste, das ich dann kaufte, war „Images“, wieder ein Quintett mit der ungewöhnlichen Besetzung Flöte/Vibes/P/B/D. Ich erinnere mich noch, wie ich damals einen Live-Auftritt dieser Band im Radio hörte und Holly Hoffman, die Flötistin, ziemlich toll fand (der Moderator laberte damals etwas von „sieht aus wie eine ganz normale Hausfrau“ oder so – gut, sind diese Zeiten vorbei! Mit Kim Thompson ist in der Band übrigens am Schlagzeug eine zweite Frau dabei). Das Album fristet aber seither auch eher ein Schattendasein und ich hörte danach auch auf, aktiv zu verfolgen, was voN Barron so herauskam. Ungefähr zur selben Zeit kaufte ich wohl auch noch Billy Cobhams „The Art of Three“ (mit Barron und Ron Carter), das mir sehr gut gefiel, aber nach den ersten paar Durchgängen ebenfalls nicht mehr oft lief.

Den Ausschlag, das wieder mal zu hinterfragen bzw. zu ändern, gab letztes Jahr (glaub ich) @soulpope, der „Green Chimneys“ wärmstens empfahl. Ich kaufte dann auch noch die zwei „Live at Bradley’s“ (rec. 1996, rel. 2001/2005), und es waren die, noch mehr als das ebenfalls hervorragende „Green Chimneys“, die mir endlich einen direkten Zugang zu Barrons Musik öffneten. Dass der Mann sehr viel drauf hat, war mir immer klar, aber mich sprach seine Herangehensweise irgendwie oft nicht wirklich an. Jetzt scheint das Eis aber gebrochen zu sein, mal schauen, ob sich das weiter so entwickelt bzw. wie das Wiederhören der vorliegenden Alben ausfallen wird …

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