Antwort auf: blindfoldtest #28 – gypsy tail wind

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gypsy-tail-wind
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dietmar_

gypsy-tail-wind@dietmar_ Zu #12 gibt es ausser ein paar Anspielungen meinerseits noch gar nichts, nein … Provinzgig eines einst (damals vielleicht knapp noch) halbwegs renommierten Leaders, von dem es nicht den Haufen an Aufnahmen aus der Zeit gibt (er machte später noch weitere, die ich nur lückenhaft kenne). Ich halte ihn für einen vergessenen/übersehenen Grossmeister

Aber die #12, da bin ich mir sicher, habe ich noch nie gehört. vorgartens Vermutung zu „All The Things You Are“ kann ich zumindest nicht eindeutig erkennen.

„Provinzgig“, „übersehener Grossmeister“ … ist wahrscheinlich fast chancenlos das zu erraten.

Ich spekuliere einfach ein bisschen und verstehe das so: ein … ich nenne das mal ein „One-Hit-Wonder“ spielt Jahre später in seiner Heimatregion mit Lokalhelden eine Livesession. Das könnte zu 100 Anderen auch passen. Doch warum taucht er in diesem illustren Kreis des bft28 auf?

Ein One-Hit-Wonder überhaupt nicht, nein … von Hits spricht man im Jazz nicht so schnell. Warum er dabei ist? Weil sein Tenor eine der eigenständigen Stimmen des Hard Bop ist, wie viele der hier vorgestellten anderen Musiker auch (das Alt in #2, das Alt in #5, das Tenor in #2 oder jenes in #4 etc.). Und da mir der Herr hier besonders nah ist, landete er halt auch im Mix. So viel Hintersinniges ist da nicht dabei … die ganz grossen Lieblingsstücke fielen oft weg, weil sie von zu bekannten Leuten und zu bekannten Alben stammen, aber das hier stammt auch von einem Lieblingsalbum (und #4 z.B. ist ein Lieblingstrack, ganz klar).

Ich glaub nicht, dass ich einen schlauen Hinweis geben kann, ohne zuviel zu verraten. Und Provinzgigs spielten damals viele, eigentlich alle … die Clubs änderten ja im Laufe der Sechziger ihre Buchungspolitik oder machten dicht, Jazz zog halt nicht mehr, das weisse Publikum wollte Rock, das schwarze dann zum Teil wohl auch, R & B lief ja weiter, Sam Cooke und Ray Charles erfanden den Soul, James Brown wurde gross, dann bricht auch Aretha endlich mit Musik durch, die ihr liegt usw. Was blieb da den alten Jazzern übrig? Studio-Gigs (viele zogen nach L.A., wo sie in Hollywood ein auskommen fanden), ein Platz in TV-Big Bands (Tonight Show), der Gang über den Atlantik, wo sich Paris und Kopenhagen als Zentren etablierten, einige landeten ja auch in der RIAS Big Band (Benny Bailey, der im BFT hier leider fehlt, Herb Geller, Joe Harris von #3, Nat Peck … Geller spielte danach viele Jahre eine Schlüsselrolle in der NDR Big Band, Harris, Peck und Bailey fanden auch in die Clarke-Boland Big Band, in der sie auch auf andere Exilanten trafen wie Johnny Griffin (ein Lieblingsmusiker des Hard Bop und überhaupt, der hier leider fehlen muss, viel zu einfach zu erkennen), Art Farmer (der Trompeter aus #5, das darf man jetzt ja verraten), Idrees Sulieman, der noch unerkannte Barisaxer aus #?, Jimmy Woode, und ja, auch Herb Geller spielte irgendwann mal mit der Band.

Das Stück bzw. seine Vorlage stimmt natürlich, es läuft unter abgeändertem Titel und mit eigenem Credit. Ich hätte den Daumen-Hoch-Smiley oder den hier nehmen müssen, damit das ganz klar ist  :yes:

Und bei #17 liegst Du natürlich goldrichtig. In der Band sass denn auch der Gitarrist/Flötist aus #18, zu anderen Zeitpunkten der Drummer aus #19 und der Saxer/Flötist aus #18, der Posaunist aus #4, der Saxer aus #5, ebenso Benny Bailey (der halt nicht zu hören ist hier) und ein paar weitere grosse Namen der Zeit.

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