Antwort auf: blindfoldtest #28 – gypsy tail wind

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gypsy-tail-wind
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vorgarten

gypsy-tail-windüber Verwendung in Filmen weiss ich nichts … ausser bei #18, da ist die Vorlage ein Filmsong – Du findest den Youtube-Link oben. Enttarnt wurde der Track noch nicht (double doublers)

ist ja gut, ich hab’s. auf entwürdigende weise, weil es ja eben doch wahnsinnig viele versionen von „delilah“ gibt (die berühmteste wohl von brown/roach). und was macht man dann? auf amazon music downloads suchen, nach „jazz“ filtern, dann nach länge ordnen und schauen, ob irgendwann was mit ungefähr 7’34 kommt. wie gesagt: entwürdigend.
also: interessante double (nämlich flöte/gitarre), während der saxofonist eben auch als flötist unterwegs war… interessante moderne stimme hier am bass, auch der pianist ist nicht uninteressant. der leader, der in unzähligen guten bis tollen settings auftaucht, ist so jemand, den man nie „vertieft“, oder?

Ich kenne das ja nur zu gut (die Suche auf Youtube, Discogs, Amazon DL …), wenn Du mich ähnlich herausforderst (der Trost ist jeweils, wenn man in einigen Fällen eine Spur hatte, verwarf, dann aber auf dem entwürdigenden Umweg immerhin wieder dahin zurück kommt) – und ja, hier doublen sie eben auch wirklich beide, hab’s grad nicht im Ohr (es läuft gerade zum ersten Mal „Emanon“ von Shorter und ich will nicht unterbrechen), aber einmal (am Anfang?) hört man Flöte mit Tenor (d.h. Spann spielt die Flöte) und einmal (am Ende?) mit Gitarre (das ist dann Jerome Richardson selbst an der Flöte). Ich hatte gedacht, dass die Kombi mit der Flöte (eindeutig nicht Lateef und die meisten typischen Flötisten von damals – Mann, Moody, Wess – scheiden ja eh aus) und dem Stück einfach zu identifizieren wäre.

Jerome Richardson hat halt zwei Prestige-Alben gemacht, die durch die Reissues in der OJC-Serie ein gewisse Renommee besitzen, wobei ich „Midnight Oil“ das feinere der beiden finde … dann kam dieses hier, bei einem Label, das sein Jazzprogramm mehr als stiefmütterlich behandelte, aber ein paar schöne Sachen herausbrachte (es gibt z.B. ein ganz tolles Album von Thad Jones) … und dann 1997 noch ein letztes für TCB und das war es wohl (und eigentlich verdammt schade, dass TCB nicht den Pianisten von „Midnight Oil“ und hier holte, der ist ja noch unterwegs und war es 1997 auch … à propos Pianist, #6 hast Du inzwischen, ja?). Richardson grosser „claim for fame“ ist aber wohl das Sopransax auf „Black Saint and the Sinner Lady“ – auch da wird klar, dass er sehr viel mehr als ein kompetenter Studiomusiker war, den man wegen seiner Doubler-Fähigkeiten auf allen Holzblasinstrumenten einsetzen konnte (er spielte sicher auch Klarinette[n] in Sections?).

vorgarten
und à propos filmsongs – die meisten standards stammen ja aus broadway-musicals, und die wiederum sind, sofern sie erfolgreich waren, quasi immer verfilmt worden – natürlich nicht ohne die songs. ist in diesem fall allerdings nicht so, genauso wenig wie bei „moon river“, das es auch auf dem album zu hören gibt.

Ja, klar … das sind dann ja auch schon diejenigen Fälle, bei denen die Rede von „Standards“ nicht mehr unbedingt sinnvoll ist, weil das ja die grosse Broadwway-Zeit der Dreissiger impliziert, Gershwin, Porter, Berlin usw. Bei solchen späteren Songs („Day of Wine and Roses“ wäre noch ein schönes Beispiel) handelt es sich ja eher einfach um damalige Pop-/MOR-Songs, die erst durch das wiederholte Aufgreifen von Jazzmusikern doch zu Standards wurden (mit derselben Begründung kann man ja heute auch einstige Originals wie die „Blue Bossa“ oder diverse Bebop und Hard Bop-Stücke – „Anthropology“, „Ornithology“, „Round Midnight“, „Moanin'“ usw. – als Standards bezeichnen … der Abstand macht den Unterschied und korrigiert die Unschärfe).

Grüsse an den Strand @vorgarten :bye: (las gestern auf dem Weg zu Rhoda Scott und ihrem Lady Quartet übrigens die ersten Seiten im Buch von Maggie Nelson – das fängt ja irgendwie krass offen an, aber ich nehme an, man versteht später das eine oder andere etwas besser … und es ist natürlich Konzept und so gesehen ein toller Einstieg, der natürlich auch gleich Lust darauf macht, weiterzulesen, und vielleicht hoffe ich ja auch eher, dass vieles in der Schwebe bleiben darf, darf es ja viel zu oft gerade nicht …)

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