Antwort auf: blindfoldtest #28 – gypsy tail wind

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gypsy-tail-wind
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Danke @udw für diese schönen Kommentare! Ich hoffe natürlich, dass Du für die restlichen Tracks auch mal noch Zeit findest.

udw
#1
Eine ziemliche Lo-Fi Aufnahme, eventuell live und nur mit einem Mikrofon? Die Mischung aus melodischem Saxophon, unterstützendem Klavier und Berserkerschlagzeug (allein das HiHat zerschneidet irrsinnig die Luft) gefällt mir sehr gut. Hier ist in unter drei Minuten sehr viel komprimiert enthalten (kann es sein, dass die Aufnahme auch erst mitten im Song anfängt?).
Ein starker Track, bei dem ich immer unwillkürlich an Coltrane denken muss, wobei das eventuell eher an der Struktur denn am Klang liegt.

Live nicht, aber ja, das entstand wohl unter einfachsten Bedingungen. Mir gefällt die Zuspitzung und das Drängende, die Haltung, die sich hier manifestiert – und da ist Coltrane wohl wirklich nicht weit, aber den gab es zu dem Zeitpunkt noch gar nicht, jedenfalls nicht als bekannte Marke.

udw
#2
Das hier swingt ordentlich und auch gleich in größerer Gruppe. In dem Bereich kenne ich mich allerdings sehr wenig aus. Bass und Schlagzeug halten den Motor gut am Laufen, auch hier wirken die Drums auf mich eine Spur harsch swingend, aber das mag ich. Das Klavier scheint am Anfang des Solos angenehm deplatziert, als müsse es sich in den Kontext erstmal einfinden, aber das Fremdeln ist nur von kurzer Dauer.

Der Drummer ja, der war damals schon eine Spur harscher als die meisten anderen … ich mag solche mittelgrossen Bands gerne, sehr zahlreich sind sie ja nicht.

udw
#3
Mit Schubladen tue ich mich immer schwer- ist das hier eine Art HardBop-Rag? Das Klavier spielt jedenfalls den Blues, aber auch hier mit einer gewissen Härte im Anschlag und vielleicht einer kleinen Abgründigkeit hinter den Idiomen. Eher eine Soloshow des Pianisten, Bass und Schlagzeug bleiben doch recht dienlich. Lässt mich manchmal an die bluesigen Momente in Waldrons Solos denken (dafür wird dann aber doch zu wenig mit der Faust auf die tiefen Töne gehauen).

Zuerst gefällt der Track @demon schon so gut, und jetzt Deine Beobachtung … Rag vielleicht nicht gerade, aber ja, das greift schon weiter zurück als das meiste, was ich zusammengestellt habe. Die Begleitung ist funktional, obwohl der Mann am Bass mehr konnte (den Drummer schätze ich nicht sehr, aber er richtet hier auch keinen Schaden an). Waldron spielte in der Zeit allerdings noch nicht so, das kam ja erst in seinem zweiten Leben als Jazzmusiker, ab Mitte/Ende der Sechziger. Oder er spielte vielleicht schon auch schon so, irgendwie, aber noch sehr anders als später (und der frühe Waldron ist so einfach zu erkennen – der späte eigentlich auch, oder sogar noch einfacher, wie beim BFT von mr-badlands gerade zu erkennen war – dass seine Alben in der Vorauswahl gar nicht ernsthaft in Erwägung gezogen wurden (obwohl es dort zwei feine Piano Trios gegeben hätte, an denen in der Auswahl – bzw. im Hard Bop im Allgemeinen – ja etwas Mangel besteht).

udw
#4
Solch ein leicht verschleppter Groove hat sofort bei mir gewonnen. Und noch schöner, wie das Ensemble erst bei der Wiederholung des Themas einsetzt, ganz groß!
Das Solo-Saxophopn weiß ganz genau, was es hier macht und spielt groß auf. Dagegen die Posaune (?) mit sehr verhaltenem Ton, nur vermeintlich bescheiden. Ein toller Gegensatz (der eigentlich keiner ist). Das Piano im Solo auch sehr rhythmisch und groovy, hat sich vielleicht ein bisschen was bei Silver abgeschaut? Und auch das abschließende Trompetensolo zeigt: in aller Kürze kann konzentriert viel gesagt werden. Insgesamt recht klassisch, aber eine tolle Gruppe und ein toller Track!

Schön, dass der Saxer bisher so gut ankommt! Der Pianist hatte es vermutlich damals nicht mehr nötig, sich Dinge abzuschauen, er klingt für mich deutlich klassischer als Silver und andere soulig/bluesige Hardbopper (die ich aber auch, eben wegen des hohen Wiedererkennungswertes, wegliess …) – eigentlich könnte man schon fast fragen, ob er ein Hard Bopper war oder nicht, aber klar war er das (auch), hört man hier ja. Die Trompete ist für mich wohl neben dem Sax das zweite Highlight, aber den Posaunisten mag ich schon auch ganz gerne.

udw
#5
Wie hier einem dieses kurze folkloristische Thema gleich in die Ohrmuschel springt (und auch beim Trompetenton), da muss ich doch sehr an Cherry denken. Allerdings ist der Kontext nicht ganz so frei, wie ich es von ihm kenne, wenn auch auf dem Weg dahin. Gerade auch der Schlagzeuger hat einen unglaublichen Drive und würde sich wohl auch in freieren Gefilden wohl fühlen.

Das mit dem Schlagzeuger hast Du richtig beobachtet. Beim Pianisten weiss man es nicht so genau, unvorstellbar wäre es auch nicht. Der Trompeter kommt aus einer ganz anderen Ecke, ist eigentlich mehr der Lyriker (ich finde, auch hier) …

udw
#6
Gestrichener Bass, geisterhaftes Vibraphon, alles klar. Dazu noch eine an Dorham gemahnende Trompete, selbstbewusst und nachdenklich, sehr genau phrasierend. Irgendwann verschwindet das Vibraphon und ein Klavier spielt ein zauberhaftes, kleines Solo. Aber der Star bleibt die Trompete.

Dorham ist das hier nicht … aber ja, der Trompeter ist der Star. Das sind halt auch wieder alles Leute aus der zweiten Garde, bin gespannt, ob @vorgarten das rauskriegt.

udw
#7
Und hier sind wir schon bei etwas abstrakteren Blues-Riffs. Die Orgel hängt sich groovy an die Rhythmusgruppe an, während die Gitarre das erste Solo nimmt. Das klingt alles lässig, aber wenig überraschend. Als hätte man den Druck genau ausgepegelt. Das Orgelsolo und die simple Bassbegleitung, die nicht in den Walking Bass verfällt gefallen mir aber gut.

Die Rhythmsugruppe – das sind die Füsse des Organisten (Mann, ja) auf den Basspedalen und ein Schlagzeuger :whistle:
Auch hier bin ich – wegen der Gitarre – auf vorgarten gespannt … den Saxer kennt man leider viel zu schlecht, es gibt auch nicht gerade haufenweise Aufnahmen (was beides auch für den Mann in #4 gilt)

udw
#8
Wieder so ein Track, den ich schon gleich in den ersten Sekunden, mit den ersten Trommeltönen und dem Zusammenspiel von Klavier und Bass in mein Herz geschlossen habe. Erinnert mich etwas an Exotica der 50er, also Martin Denny und so, ist dann aber doch anders, obwohl in meiner Imagination weiterhin Urwälder, riesige Flüsse und flirrende Luft unter großen Bäumen evoziert werden. Kann es sein, dass der Drummer hier der Leader ist? Zumindest scheinen mir die Drums mit all ihren Wechseln und Antizipationen sehr im Zentrum zu stehen.
Sehr, sehr schön jedenfalls.

Das freut mich! Der Drummer ist hier nicht der Leader, aber das Ding ist durchdacht und geschickt arrangiert – gut möglich, dass es da detaillierte Vorgaben auch für die Rhythmusgruppe gab. Ich wählte hier diesen Track, weil ich das Piano total gerne mag – auf anderen wären auch die Bläser solistisch zu hören und das wäre unter Umständen wieder etwas zu einfach geworden.

udw
#9
Das Thema kommt mir bekannt vor, aber ich kann es nicht einordnen.
Ansonsten ist es hier so, dass mir viele Einzelaspekte gefallen ( u.a. wie immer wieder das Tempo heruntergefahren wird, zB für das Bass-Solo und das erste, wahnsinjig tolle minimalistische Gitarrensolo; das Trompetensolo ist auch schön), aber der Track als Ganzes mich dann doch nicht so recht zu begeistern vermag.

Glaub ich eher nicht, dass Du das Thema kennst – würde mich jedenfalls überraschen … und ja, dass der Track als ganzes nicht vollends überzeugt, passt schon (wurde ja auch schon beobachtet) – aber die Gitarre, die Trompete … und der Mann am Bass gehört auch in die Liga derjenigen, die zwar ordentlich herumgekommen sind, aber sich wohl nie so richtig einen Namen machen konnten (wobei man da schon gerne mal wusste, wie das 1955 oder 1960 oder 1965 in New York denn gewesen ist).

udw
#10
Eine wahnsinnig dicht und tight zusammen spielende Band. Spielt die Gruppe öfter zusammen?
Hier kann ich beim Zuhören jedenfalls kaum Atem holen und meine Füße wippen unweigerlich mit. Stehend würde ich wahrscheinlich tanzen. Das macht sehr viel Spaß.

Yep, das ist tight! Eine regelmässige Working Group war das meines Wissens nicht. Zwei der Musiker kenne ich eh nur von diesem Album, d.h. ich kenne sie nicht … die Liner Notes sind leider von der Hipster-Sorte und sagen über die Band nichts, vor allem aber: me, me, me, I, actually the liner note writer, er schlägt auch eine Kategorie „Jazz Liner Note Typewriter“ in den jährlichen Polls vor … ein richtiger Witzbold und ein D.J. halt, wie man sie damals öfter mal engagierte, auch wenn die nicht viel zu sagen hatten. Aber die Leute trafen sich wahrscheinlich nicht zum ersten Mal (vielleicht aber zum ersten Mal in exakt dieser Aufstellung?)

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