Antwort auf: blindfoldtest #28 – gypsy tail wind

#10572024  | PERMALINK

gypsy-tail-wind
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demon
Tja, das ist jetzt leider die Besprechung einer Kompilations-CD oder einer Folge von „gypsy goes jazz“ geworden. Eine ganz großartige HardBop-Kompilation, prima ausgesucht und kombiniert! Und dann noch die Liner Notes! (Flurins Ausführungen zur Frage „Was ist HardBop?“ vom 31. August 2018 um 13:31.)
Ich hoffe, ihr lasst mir das als Beitrag zum bft durchgehen…

Aber klar doch, danke für die erste Rückmeldung zur ganzen Zusammenstellung! Dass der Flow passt, war mir im Vorfeld nicht ganz klar, ich habe mir aber Mühe gegeben. Die Sache ist die, dass es nicht den Haufen an abwechslungsreicher Instrumentation gibt bzw. das manches dann eben sehr einfach zu erraten gewesen wäre … das gute daran war aber auch, dass ich einiges wieder anhörte, was etwas abgelegener ist und auch nicht in grosser Regelmässigkeit läuft.

Ich mache mal ein paar erste knappe Sammelkommentare, hoffe, das verwirrt nicht.

demon
Soderla… eben in einem Stück durchgehört. Nur paar Pausen eingelegt, um meine Gedanken niederzuschreiben. Natürlich habe ich nichts und niemanden gekannt oder erkannt.

01.
Mehr BeBop als HardBop (für mich). Heizt aber gleich mal die Stimmung an. Dem Sound nach eine der älteren Aufnahmen aus der Reihe?

02.
Verhältnismäßig traditionell. Swingt stellenweise sehr schön.

03.
„Oh boys, what are you doing to me?“ Möchte ich dem Pianisten und seinen Mitstreitern zurufen. Das swingt und groovt ja wie die Hölle! Obwohl es von Sound und Tempo her gar nicht mal so spektakulär ist. GANZ GROSSE KUNST – 5 Sterne!

04.
Schöne Abwechslung jetzt! Stimmungsvolle Nummer. Und eine wiedererkennbare Melodie – so ich sie denn überhaupt kennen würde…

05.
Gegniedel in hoher Geschwindigkeit, etwas arg nervös. Positiv: Der Ton der Trompete gefällt mir sehr gut.

06.
Schön das Tempo rausgenommen, jetzt! Für sich genommen mag ich solche Musik nicht unbedingt; Melodie und Harmonien sind mir bisschen zu süßlich und rückwärtsgewandt (erinnern mich an die Filmmusik alter Hollywood-Schinken), aber in dem Umfeld jetzt geht das i.O.

07.
Klasse! Schon wegen der Orgel. Harmonik und Arrangement klingen für HardBop nach meinem Verständnis sehr modern – das mag ich. 4,99 Sterne.

08.
A touch of Latin? Vor allem im Rhythmus.

09.
Gaaanz toller Sound! Nur finde ich die Nummer stellenweise etwas „zerrissen“; die Soli wirken auf mich z.T. unmotiviert und „übergangslos eingeflickt“.
Aus dem Thema hätte man die Titelmusik einer TV-Serie (Krimi?) machen können.

10.
Und wieder so wunderbare Abwechslung! Auch innerhalb der Nummer, die wird nie langweilig; das geht dauernd vorwärts!

11.
Hach… ist das schön! ****
12.
Wow! K.A., wer das ist, aber der spielt das Sax ja stellenweise wie eine Flöte. Das haut mich echt weg! Nicht dass ich seinen Ton als besonders „schön“ empfinde, aber er geht sowas von unter die Haut… *****

13.
Haut mich – für sich genommen – nicht vom Sessel, aber eine langsame Nummer an der Stelle kommt gut.

14.
Tolles Bläser-Arrangement. Wirkt am Anfang fast bedrohlich. Hier ist es der Bläser-Sound, sowohl im Zusammenspiel, als auch in den Soli, für den ich bedenkenlos 4 Sterne auswerfe.

15.
Ha! – wieder eine Orgel. Noch besser: Orgel und Gitarre – direkter kann man meinen Geschmack ja gar nicht treffen! Stark!

#1 – Das ist tatsächlich die älteste Aufnahme hier – sie entstand wohl auch nicht unter optimalen Bedingungen. Hier kommen Bebop und Hard Bop tatsächlich zusammen, aber das ist für meine Ohren doch ganz deutlich Hard Bop, wenigstens von der Haltung her. Und klar soll der Opener aufheizen :-)

#3 – Dass das Stück bei Dir gut ankommt, passt voll – Du wirst noch erfahren, weshalb ;-)

#4 – Hier finde ich das Statement des Tenorsaxophonisten unglaublich gut!

#5 – Achte Dich mal auf den Pianisten – der mag nervös scheinen, hat die Sache aber allzeit völlig im Griff. Der Trompeter ist der Lyriker hier.

#6 – Und hier gleich wieder die Trompete – etwas bitter im Ton, aber ein Musiker, den ich sehr mag, obwohl ich seine Sachen viel zu selten anhöre.

#7 – Modern? Ich weiss nicht … ist hier natürlich an der Schwelle zum Soul Jazz, wenn wir die Stilschubladen von oben nochmal nach vorn holen, aber hat auch noch einen Fuss drin beim Bebop :whistle:

#9 – Interessant, was Du hier sagst! (Der ersten Teil, nicht die Filmmusik, aber das würde sicherlich auch passen.)

#11 – Da kannst Du im Bedarfsfalls weiterhören … auch eher Soul Jazz als Hard Bop, aber eben: die Sache mit den Pianisten, die man nicht gleich erkennen soll (es gibt wenige Alben ohne Bläser, die in Frage kamen, weil zuviele der überhaupt recht wenigen sehr einfach rauszukriegen gewesen wären …)

#12 – Phantastischer Mann am Saxophon und tatsächlich ein Lieblingsmusiker von mir … das Stück kann man erkennen bzw. man kann heraushören, wovon das eine Art Variante ist.

#13 – Das ist auch für @vorgarten und nicht für Dich ;-)

#14 – Tolle Atmosphäre hier, nicht? Und ja, im Gegensatz zu #9 fügt sich hier alles aufs Schönste zusammen!

#15 – Ein vorgezogener Rausschmeisser für jene, die die vier letzten Tracks nicht mehr hören mögen … auch an der Schwelle zum Soul Jazz, aber jau, gut!

demon
Die Bonus-Tracks:

16.
Höchst unterhaltsam… Käme gut als Musik in einer TV-Show der späten 60er.

17.
Sehr gepflegter Big-Band-Sound, nicht zu schmalzig. Zählt man das echt zum HardBop? Ok…

18.
Flöten sind – für mich – sowas von 70er! (Und das meine ich durchaus positiv!) Leider erschlägt das Sax die Flöte dann; so arrangiert wie hier haut die Kombination nach meinem Empfinden nicht hin. Die Tonqualität ist auch nicht das Gelbe vom Ei. Summa summarum ist die Musik aber nicht schlecht.

19.
Jau, das ist HardBop mit einer Big-Band! Konsequent durchgezogen. War mir bis eben nicht bewusst, dass das überhaupt geht. Knackiger Rausschmeißer!

#16 – So ein „Amen“-Heuler musste halt auch noch rein … für geübte Hörer (hallo @vorgarten :bye: ) muss er Track aber eigentlich klar sein, drum stellte ich ihn hier hinten rein.

#17 – Hard Bop oder nicht? Gute Frage, denn so richtige Hard Bop Big Bands gab es eigentlich nicht, wobei man vielleicht die erst im Verlauf der 60er gegründete Big Band von Thad Jones/Mel Lewis in mancher Hinsicht als echte Hard Bop-Big Band bezeichnen könnte (auf Resonance kamen vor kurzem die allerersten Aufnahmen der Band heraus, unbedingte Empfehlung!) – ich wollte auch der Abwechslung halber noch eine Big Band drinhaben, es wurden dann gleich zwei, was kein Zufall ist … aber gut, hier ist auch das Solo toll, und das Stück müssten andere hier auch gleich erkennen ( @friedrich eigentlich auch) – jedenfalls ist das eine der grossen Big Bands aus der Zeit, die auch auf der Höhe der Zeit war, aber der Hard Bop war keine Big Band-Musik (und deshalb wie auch wegen des Stückes sollte das einfach zu identifizieren sein). Es gibt von Johnny Griffin, einem hier weil zu leicht zu erkennenden Lieblingsmusiker, das Album „The Big Soul Band“, das ein klares Hard Bop-Big Band-Album ist – Kostprobe vom souligen/gospeligen Ende des Spektrums:

#18 – Die Flöte hatte im Macho-Umfeld des Jazz natürlich einen schweren Stand … aber es war Frank Wess, der das Instrument in den Fünfzigern bei Count Basie durchsetzte (nach langem Bemühen, Basie wollte auch lange keine Flöte in seiner Musik haben …) – in derselben Band übrigens, in der auch Thad Jones spielte (und arrangierte) – die Flötisten waren in der Regel damals aber alles „doubler“, selbst Herbie Mann kann man damals noch am Tenorsax (und auf einem ganzen und schönen Album ausschliesslich an der Bassklarinette) hören … Eric Dolphy hatte wohl den schönsten Flötenton, aber der Mann hier ist auch super. Und ich mag dieses Stück enorm gerne, es ist aber auch wegen des Stücke sofort zu identifizieren.

#19 – Der zweite und endgültige Rausschmeisser … das ist eigentlich auch nicht deutlicher Hard Bop als das bei #17 der Fall ist, aber das spielt keine Rolle. Und natürlich hängt das auch alles irgendwie zusammen – manche Zusammenhänge bemerke ich aber erst allmählich, wo ich jetzt nochmal in den CD-Booklets blättere und Line-Ups nachlese …

demon

gypsy-tail-wind
Sollte auch absolut nichts drin sein, was bei Dir unter „schwierig“ verbucht wird – …

Richtig!

Siehste :good:

Danke nochmal!

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