Re: Frank Zappa

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kingberzerk

Registriert seit: 10.03.2008

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Dear itasca64, Zappa1,

nun ja, ich fange am besten mit The Yellow Shark an. Als ich zum Beispiel G-Spot-Tornado auf der Jazz from Hell hörte, fand ich das zwar nicht gut, aber interessant. Im Sinne von „Ach, das macht Zappa jetzt? Ist ja ein Ding.“ Die Synclavierkompositionen erschließen sich erst mit längerer Zeit, aber Dinge in diesem Stil mochte ich auf den Schnipseln von „The Lost Episodes“ am liebsten.

Es ist auch nicht so, dass mir zeitgenössische Orchestermusik nicht zusagen würde, meine Lieblingskomponisten sind da Schnittke, Brouwer, Dallapiccola und Klebe. Das Ensemble Modern habe ich schon einige Male live gesehen und mag es auch als Ensemble.

In der Philharmonie war Zappa 1993 leider zu krank, deshalb kam Moon Unit auf die Bühne und moderierte die Show an. Aber die Orchestermusik ging für mein Gefühl zum Schluss in eine Richtung, die mich eben nicht so sehr interessierte. Er konnte wunderbar schreiben, hatte ein tolles Gefühl für Rhythmik (tolles Interview mit Ruth Underwood auf „Classic Albums: Over-nite Sensation) und Melodien, und die Orchestermusik lag ihm auch sehr am Herzen. Nicht umsonst liegt mir „Them or Us“ so nahe, weil darauf Sinister Footwear Pt.2 drauf ist (die anderen Stücke finde ich außer dem hinreißenden „Truck Driver Divorce“ nicht so interessant). Das mit einem Ensemble gespielt hätte mich viel mehr interessiert oder wenn er diese Richtung noch ein Stück weiter verfolgt hätte (Update: deshalb mochte ich auch die Varése- und Strawinski-Anklänge auf „Drowning Witch“). The Yellow Shark war für mich eben nicht interessant, aber ich kann dem ohnehin nicht gerecht werden mit meiner persönlichen Privatwertung, nur meiner eigenen Haltung.

Hot Rats fluppt als Album und kann ich mir auch immer wieder anhören, aber es bedeutet mir nicht so viel, weil ich diesen Durchbruch als Jahrgang 1967 ohnehin nicht brauchte und ohnehin erst im Nachhinein mitbekam. Ich habe nur das Gefühl, dass es etwas völlig anderes darstellt, wenn man damals dabei gewesen ist. Es ist einfach nicht für mich, daher mag ich es auch nicht bewerten.

We’re only in it for the money finde ich vom Humor her sehr ansprechend, auch als Aussage zur Flower Power damals, dass sie nämlich auch ihre Schattenseite hatte. Musikalisch finde ich sie aber noch nicht besonders ausgereift.

Weasels Ripped My Flesh habe ich zwar schon lange, auch das Cover hängt bei mir im Arbeitszimmer, aber ich muss sie einfach noch häufiger hören. Ich erfreue mich nur immer wieder an „Directly from my heart“ und „The Eric Dolphy Memorial Barbecue“, diese Titel könnte ich immer wieder hören und komme daher gar nicht so richtig dazu, die anderen kennenzulernen. Daher: keine Wertung.

Das Prevention-Album: da bin ich einfach zu scheu. Als würde ich vor etwas im Museum stehen, was mir zwar irgendwas sagt, aber das ich nicht unbedingt bewerten will. Lieber warte ich ab, bis mal die Zeit kommt.

Die Live-Alben YCDTOSA 2 und The Best Band haben mir wirklich nicht gefallen. Ich mag diese fiesen Männer-Backgroundchöre nicht, bei Chad Wackerman an den Drums heule ich immer Terry Bozzio hinterher (auch wenn Wackerman ein toller Drummer ist) und diese Ike-Willis-Show auf der Bühne kann ich einfach nicht ausstehen. Ich mag auch diese Parodien oder Versionen nicht. Stairway to Heaven kann man so machen, klar, aber was kümmert’s mich? Und I am the Walrus, na ja, doll. Die Purple Haze-Version gefällt mir. Erinnert mich an Thing Fish. Überhaupt hatte Zappa seit Tinseltown Rebellion für mich weiter an Bedeutung verloren, als er immer mehr Ironie ins Spiel brachte und für mein Gefühl statt dessen Verbitterung vermittelte. Ich mochte ihn lieber, als er aggressiver, direkter, fröhlicher und leidenschaftlicher war. Vermutlich ist mir deshalb seine Zeit zwischen Roxy und Shut up die liebste mit Zoot Allures in der Mitte.

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Tout en haut d'une forteresse, offerte aux vents les plus clairs, totalement soumise au soleil, aveuglée par la lumière et jamais dans les coins d'ombre, j'écoute.