Antwort auf: Stan Getz

#10552792  | PERMALINK

gypsy-tail-wind
Moderator
Biomasse

Registriert seit: 25.01.2010

Beiträge: 68,254

Jetzt also eingebettet in andere Aufnahmen nochmal die neue von Frémeaux … sie ist besser, als ich beim ersten Eindruck fand, aber klanglich nicht erste Sahne, zumindest nicht der Live-Auftritt. Bei diesem sind die drei Solal-Features eindeutig Höhepunkte – „Lover Man“, das erste, ganz besonders. Weil der Applaus so gross ist, fragt Getz „encore?“ und lässt Solal gleich weiter spielen („Special Club“). Später kriegt Solal noch ein Feature in „The Squirrel“, und der Besen-Swing, den Kenny Clarke vorlegt, ist so irre, dass Getz dann spontan auch noch dazustösst. Sehr toll! Und den immensen Drive nehmen sie dann gleich mit in die abschliessende „Yardbird Suite“. Dass das Set ziemlich boppig ist, wird schon im Opener „Cherokee“ klar, mit 9 Minuten neben dem zehnminütigen „Softly as in a Morning Sunrise“ andere richtig lange Stück.

Was allerdings schade ist, ist dass Getz nicht schön aufgenommen ist, Klavier und Gitarre klingen besser, die Rhythmusgruppe alles in allem auch (Clarkes Becken, die „Cherokee“ und damit die CD öffnen, sind manchmal etwas problematisch, aber nie wieder so schlimm wie in den ersten, völlig verzerrten Sekunden). Getz ist einfach zu leise, denn gut drauf ist er auf jeden Fall, zu hören in „Softly“ oder eben den zwei erwähnten letzten Stücken des Mitschnittes. Auch in „Tenderly“ spielt er toll, aber einfach etwas zu leise, und den tollen „Biss“, den sein Ton manchmal hat (auf „At Large“ immer und immer wieder) hört man dann besser auf den drei letzten Stücken, die ohne Gourleys Gitarre im Studio eingespielt wurden und zusammen auch nochmal 21 Minuten dauern: „Too Marvellous for Words“, „Topsy“ und „Over the Rainbow“ – die Tracks klingen wie ab Vinyl überspielt, jedenfalls gibt es kleine Störgeräusche, die den Genuss aber nicht weiter schmälern, obwohl Clarkes Becken auch hier etwas verzerrt klingen.

Alles in allem sicherlich lohnenswert, für Getz- wie auch Solal-Fans, auch wenn die Umstände der Aufnahmen vor allem im Konzert hätten besser sein können.

--

"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba