Antwort auf: blindfoldtest #27 Mr Badlands

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friedrich

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@vorgarten
ich glaube, selbst als mitteleuropäisches weißbrot kann man ganz gut nachvollziehen, dass afroamerikanische künstler 1965 über afrika-bezüge nachdenken und sie dabei auf utopische potenziale hin untersuchen.
mir reicht da allerdings das material selber, das da zur beschäftigung einlädt. im genauen hinhören und nachlesen erweist sich so ein utopischer afrikanismus bei juno lewis und john coltrane ja als ziemlich reich und vieldeutig – wie sich der aus dem autobiografischen entwickelte poetische raum (mit den von mr-badlands schön herausgestellten flug- und unterwasser-motiven, den referenzen an das mythische „black atlantis“, wo ja offensichtlich die mutter lebt usw.) in eine musikalische textur übersetzt wird, in der auch das kreolische zur klangfarbe wird.
gestern zufällig, beim wiedersehen der ersten staffel von ATLANTA, folgender dialog zwischen dem weißen geschäftsmann mit außerordentlichem interesse an der afroamerikanischen kultur und seinem schwarzen gast, der einfach nur versucht, sein leben auf die reihe zu bekommen:

– What, you… you’ve never been to Africa? You got to go! Man, it’s your motherland. What are you? Huh? What? Where are your ancestors from? Congo? Ivory Coast? Southeastern Bantu region?

– I don’t know… this spooky thing called „slavery“ happened, and my entire ethnic identity was erased.

Da möchte ich meine Aussage etwas gerade rücken: Ja, Afrika als Utopie für Afro-Amerikaner ist Mitte der 60er Jahre absolut nachvollziehbar. Ich weiß nicht viel darüber, aber die paradox und fast unauflösbar scheinende Situation von Black America als unfreiwillig Fremde im unfreiwillig eigenem Land (oder so), fordert solche utopische Metaphern wie Black Atlantis ja fast heraus. Soweit ich weiß, hat die Befreiung vieler Afrikanischer Staaten von der Kolonialherrschaft in den 60ern auch viel Anlass zur Hoffnung gegeben. Ich fürchte, viele dieser Hoffnungen sind dann aber enttäuscht worden.

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)