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friedrich
Ich hatte dahinter irgendsowas pseudo-afrikanisches vermutet, eine Sehnsucht nach einem romantisch idealisierten Afrika, eine Utopie aus der Vergangenheit und weit, weit weg, die man mit klischeehaft mit Getrommel, Geplapper und Gesang beschwört. Aber auch da bin ich lieber etwas vorsichtig, denn Utopien und Sehnsuchtsorte sind in der Kultur von Black America wohl ein kompliziertes Thema. Ich bin ja nur ein mitteleuropäisches Weißbrot der oberen unteren Mittelschicht, das das alles nicht versteht.
ich glaube, selbst als mitteleuropäisches weißbrot kann man ganz gut nachvollziehen, dass afroamerikanische künstler 1965 über afrika-bezüge nachdenken und sie dabei auf utopische potenziale hin untersuchen.
mir reicht da allerdings das material selber, das da zur beschäftigung einlädt. im genauen hinhören und nachlesen erweist sich so ein utopischer afrikanismus bei juno lewis und john coltrane ja als ziemlich reich und vieldeutig – wie sich der aus dem autobiografischen entwickelte poetische raum (mit den von @mr-badlands schön herausgestellten flug- und unterwasser-motiven, den referenzen an das mythische „black atlantis“, wo ja offensichtlich die mutter lebt usw.) in eine musikalische textur übersetzt wird, in der auch das kreolische zur klangfarbe wird.
gestern zufällig, beim wiedersehen der ersten staffel von ATLANTA, folgender dialog zwischen dem weißen geschäftsmann mit außerordentlichem interesse an der afroamerikanischen kultur und seinem schwarzen gast, der einfach nur versucht, sein leben auf die reihe zu bekommen:
– What, you… you’ve never been to Africa? You got to go! Man, it’s your motherland. What are you? Huh? What? Where are your ancestors from? Congo? Ivory Coast? Southeastern Bantu region?
– I don’t know… this spooky thing called „slavery“ happened, and my entire ethnic identity was erased.
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