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I Solisti Veneti, Claudio Scimone – Veneto Festival 2018 (Eröffnungskonzert) – Padua, Chiesa degli Eremitani – 18.05.2018
Anna Dennis soprano
Diletta Scandiuzzi mezzo-soprano
? tenor
Giovanni Furlanetto bass
Coro da Camera di Mosca (Vladimir Minin)
I Solisti Veneti
Claudio Scimone
Wolfango Dalla Vecchia O Padua felix (1991 – dedicato a „I Solisti Veneti“)
Gioachino Rossini Stabat mater per soli, coro e orchestra (nel 150.mo anniversario della morte)
Das ungeplante erste Konzert meines Kurzlaubs in Padua war die Eröffnung des diesjährigen Veneto Festivals in der Chiesa degli Eremitani, die direkt neben dem einstigen Komplex liegt, zu der auch die Scrovegni-Kapelle mit ihren famosen Giotto-Fresken gehört. Die Kirche selbst ist ebenfalls sehenswert, eine Kapelle mit weiteren Fresken von Giotto ist allerdings zu weiten Teilen dem 2. Weltkrieg zum Opfer gefallen – nur Fragmente, die nach Rom abtransportiert worden waren, haben überlegt und sind heute in eine s/w-Fotographie im Originalformat an den Wänden eingefügt. Für mehr als eine Idee reicht es aber bei den meisten Tafeln nicht, bloss ein paar wenige sind noch halbwegs gut erhalten.
In der Kirche sei die Akustik grauenvoll, ich solle nicht zu weit vorn sitzen, meinte der Herr, der mir im Plattenladen (demselben, an dem ich auch Barney Wilens „Wild Dogs of the Ruwenzori“ fand) das Ticket verkaufte. Die vordere Hälfte der Bankreihen war allerdings sowieso Mitgliedern der Gemeinde vorbehalten, ich sass also recht weit hinten, akustisch war das in Ordnung. Sehen konnte ich allerdings nicht viel, auch nicht gegen Ende, als Scimone wohl umkippte, die Leute sich erhoben, ein paar nach vorne rannten – Chor und Orchester brachten die letzten Takte aber zu Ende, alles setzte sich wieder … und danach gab es zwei Zugaben, die der Maestro (*1934) dann aber sitzend dirigierte. Einen Besetzungswechsel gab es auch noch, wenn ich die Ansage, die Scimone zu Beginn ohne Mikrophon und ins unruhige Publikum hinein machte: der Tenor war nicht wie angekündigt Aldo Caputo sondern ein anderer Sänger (Marco irgendwas?) – ich konnte leider im Netz nirgendwo etwas über das Konzert finden, bloss diverse Vorankündigungen.
Los ging es mit der Fanfare „O Padua felix“ von Wolgango Dalla Vecchia (Rom, 1923–Padua, 1994), der wohl in Padua und auch sonst in (Nord)Italien eine wichtige Figur war. Sein Werk widmete er 1991 den Solisti Veneti und es passte natürlich als Auftakt eines Konzertes in Padua und erst recht als Auftakt eines Festivals. Der Trompetensolist stand vorn, das Orchester spielte das Ding so festlich, wie es sich gehört. Aber wegen diesem „appetizer“ war ich natürlich nicht dort, sondern wegen Rossinis Stabat mater für Vier Solisten, Chor und Orchester. Ich hatte das Werk noch nie gehört und die Aufführung gefiel mir ausserordentlich gut – natürlich gibt es Passagen, die eher nach Oper denn nach Messe klangen, aber das ist mir eigentlich recht egal, wenn sich das Ganze so gut zusammenfügt wie bei Rossini. Das Solistenquartett überzeugte mich jedenfalls und Chor und Orchester waren superb. Schade, dass das Publikum so unruhig war – muss man in Italien ja leider immer drauf gefasst sein, aber diesmal fand ich es wohl so nervig wie noch nie – Flüstern, Reden, Husten, Schuhe auf dem Boden hin- und herschieben, mit Papier rascheln, sich mit Armreifen behängen und dann die Arme schütteln, die Handtasche mit dem Trageriemen aus Metall-Gliedern wählen und diese dann immer wieder bewegen … von all dem etwas viel und die Distanz zur Bühne war da eben auch nicht hilfreich, auch wenn es von meinem Platz, der wohl ungefähr in der Mitte des Kirchenschiffes lag, an sich ziemlich gut klang.
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Morgen geht es wieder in die Kirche, aber zum Konzert des Chiaroscuro Quartetts hier in Zürich – da werden kaum Leute kommen, die nicht wegen der Musik da sind und in der Regel können die auch ruhig sein.
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