Antwort auf: 2016: Jazzgigs, -konzerte & -festivals

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gypsy-tail-wind
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gypsy-tail-wind
: : Freitag 4.11. : :

Globe Unity Orchestra * * * *
Danach folgte die Gruppe, auf die ich am meisten gespannt war – und klar: Mut zur Lücke braucht man da nicht zu fordern, denn Lücken gibt es in diesem Universum schlichtweg nicht. 50 Jahre nach dem ersten Auftritt des Globe Unity Orchestra im Rahmen des Jazzfest Berlin 1966 trommelte man einige der damals beteiligten sowie Musiker jüngerer Generation zusammen. Das Line-Up muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Alexander von Schlippenbach (p), Paul Lovens & Paul Lytton (d), Evan Parker (ss), Ernst-Ludwig Petrowsky, Henrik Walsdorff (as), Daniele D’Agaro, Gerd Dudek (ts), Rudi Mahall (bcl), Manfred Schoof, Tomasz Stanko, Jean-Luc Capozzo, Ryan Carniaux (t), Axel Dörner (slide t), Wolter Wierbos, Christoph Thewes, Gerhard Gschlössl (tb), Carl-Ludwig Hübsch (tuba). Die ganze Truppe stand im Halbkreis auf der Bühne, links Schlippenbach am Klavier, rechts Lovens an den Drums, nur Lytton war seltsamerweise in die zweite Reihe relegiert worden. In der Mitte gab es in paar Solo-Mikrophone, zu denen sich die Bläser reihum hinbewegten, sich einst da ihren Platz aber bald wieder gegen die Meute verteidigen mussten – zunächst Luten mit Gehstock, dann die beiden Veteranen Dudek und Schoof, danach die jüngere Garde, Mahall natürlich als einziger dreimal. Es gab auch immer wieder etwas Bewegung im Halbkreis, Mahall ging zu den Posaunen rüber, die Trompeten spielten ihr Tutti ohne Dörner, der sich dann zu Posaunen und Tuba gesellte … insgesamt ein tolles, hochenergetisches Set, in dem aber zuwenig Platz war für ruhigere Momente – der beste: Parker am Sopran, wie üblich mit Zirkuläratmung – für einen Moment schien alles stillzustehen. Beim Publikum kam diese rohe Musik nicht gut an, ich hatte den Eindruck, dass viele v.a. wegen des Duos zu Beginn gekommen waren (direkt vor uns sassen zwei, die wohl statt Globe Unity zu hören essen gingen, aber nach zehn Minuten Melford waren sie dann auch schon wieder weg).

vorgartenglobe unity und eve risser laufen demgegenüber bei mir eher unter dem label „sympathisch“ […] beim globe unity kann man ja durchaus meckern (habe einige journalisten auch gemacht), dass da die ganzen tollen individualisten mit ihren stimmen im krawall untergehen, dafür braucht man eigentlich keinen stanko und keinen schoof, aber was solls, wenn der krawall solch einen großen spaß macht und man sich damit vom abgezirkelten entertainment von redman/mehldau erholen konnte…

Hatte ich zwar schon mal mitgekriegt, aber wieder vergessen … das Konzert ist gerade bei Intakt auf CD erschienen:


http://www.intaktrec.ch/298-a.htm

Eine Rezension gibt es auch schon:
https://www.allaboutjazz.com/globe-unity-50-years-alexander-von-schlippenbach-intakt-records-review-by-mark-corroto.php

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