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La Passion de Jeanne d’Arc (Carl Theodor Dreyer, FR 1928)
Gestern im Kino … leider passte die eine Vorführung mit Live-Musik nicht, stattdessen gab es eine ziemlich grauenvolle Orgelmusik, die für die aus dänischen Beständen neu hergestellte Digitale Kopie extra komponiert und vom Komponisten eingespielt wurde … aber das machte nichts, denn die Bilder entwickeln einen unfassbaren Sog, am Ende ist das so spannend wie ein Thriller, obwohl man doch ganz genau weiss, worauf alles hinausläuft. Wie ein Karussell beginnt der Reigen der Gesichter in Close-Ups sich zu drehen, doch so einfach ist das natürlich nicht – wie kunstvoll und doch mit allergrösster Klarheit Dreyer die Bilder setzt ist wirklich kaum zu fassen. Einer der Männermacht, die diese unbequeme Frau zerquetschen, körperlich zerstören, aus dem Weg räumen muss, damit die Dinge denn weiterhin ihren gewohnten Lauf gehen können, ist Antonin Artaud, der den einzigen halbwegs empathischen im Kuttenträgerverein spielen durfte und mit seinem kantigen Gesicht sehr photogen rüberkommt. Die Nähe der Kirche zur (militärischen) Macht wird auch bedrückend klar, obwohl Dreyer das wiederum in ganz wenigen Bildern ziemlich behutsam macht.
Grossartig!
Schade, dass das der einzige Film aus der Reihe war, die heute endet … vor 8 Monaten habe ich mein Abo erneuert und mir fest vorgenommen, hinzugehen – das gestern war der erste Besuch seither, aber ab 1.4. gibt es sechs Wochen mit Claudia Cardinale, da werde ich hoffentlich tatsächlich regelmässig hingehen, gerade von den nicht in den Kanon eingegangenen Filme (also nicht „Otto e mezzo“ und „Il gattopardo“, obwohl man beide immer wieder gucken kann) möchte ich sehr gerne einige sehen (und der Konzertkalender lässt das auch zu, was im März einfach nicht gegeben war, Dreyer hin oder her).
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