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Tim Berne-Marc Ducret-Tom Rainey „Big Satan“ – Moods, Zurich – 20.02.2018
Tim Berne – alto saxophone
Marc Ducret – guitar
Tom Rainey – drums
Ziemlich laut wurde es gestern, und doch wurde in vielerlei Hinsicht viel differenzierter musiziert als zwei Tage davor (wo vermutlich nur Braff auf einem musikalisch ähnlichen Level war, auch wenn David/Galland ihre Sache super machten). Berne im Schlabbershirt und mit launigen Ansagen stand vorne in der Mitte der Bühne, Ducret ihm gegen über (mit zwei Pedalen am Boden, von denen ich ihn aber nur das eine betatigen sah, das andere war wohl nur zwischengeschaltet) und dahinter Rainey. Dass auch beim dreizehnten Konzert noch in die Noten schauten, war bei der Musik nicht weiter verwunderlich (ist aber heute ja generell nicht selten der Fall: David Murray oder FLY hatten jüngst auch Noten mit und konsultierten sie einigermassen regelmässig).
Ich kriege die Musik von Berne nach wie vor nicht recht zu fassen, das Konzert macht da auch keinen grundlegenden Unterschied. Es half aber sehr dabei, die Intensität richtig einschätzen zu können, die auf den Aufnahmen für mein Empfinden oft nicht richtig wahrnehmbare Dynamik zu hören. Berne ist kein grosser Virtuose, doch er spielt seine Musik mit kraftvollem Ton und viel Überzeugungskraft, Ducret und Rainey sind dafür sehr gute Partner, deren Beiträge für das Ganze natürlich gerade so zentral sind wie Bernes. Die Musik stammte von Ducret und Berne, wie organisch sie ist, wurde manchmal klar, wenn Ducret oder Berne aussetzten, besonders wenn Berne mal alleine mit Rainey spielte – was nicht zu einem Schaulaufen wurde (wie man es zwei Tage davor mit Schwarz-Bart und Galland hören konnte) sondern einfach als Variante im Klangstrom, als Abwechslung und Erweiterung der klanglichen Palette. Diese lebte stark von Ducrets Gitarrenspiel, das zwischen konventionellen Linien, kantigen Einwürfen, schroffen Clustern und dem Nachforschern verschiedenster Klänge hin und herwechselte. Sein Ton ist scharf und durchdringend aber auch ziemlich warm, was in diesem Trio durchaus nötig war, denn Wärme ist nun nichts, was Berne am Saxophon im Übermass erzeugen würde. Rainey beeindruckte mal wieder mit fein ziseliertem Spiel, das aber auch ordnetlich laut werden konnte – und an ein paar Stellen sogar swingte. Seine kaum nachklingenden Becken fügen sich nahtlos ein zwischen die Trommeln, die er mit unterschiedlichsten Sticks (und Mallets) bearbeitet.
Je weiter der Abend gedieh desto unwichtiger (aber dennoch auch: desto besser, mitreissender) wurden einzelne Beiträge, desto grösser wurde der Flow. Die Pause war fast nur ein längeres Luftholen, die Stücke ergaben ein stimmiges Ganzes. Als Zugabe („If you don’t have anything better to do“, meinte Berne) gab es dann ein kurzes Lullaby – auch das als Ausklang sehr stimmig.
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