Re: Kraftwerk

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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Go1Muss es ja auch nicht. Der Songtext von „Spiegelsaal“ ist eine Einheit, keine Abfolge von Bonmots, und die zitierte Zeile ist Teil einer Reihe („entdecken sich selbst im Spiegelglas – finden ihr Gesicht im Spiegelglas – mögen sich nicht im Spiegelglas – verändern sich selbst im Spiegelglas – machen sich zurecht im Spiegelglas – leben ihr Leben im Spiegelglas“), Teil eines gar nicht naiven Songs zu einem zeitlosen Thema. Die eingedeutschten Schtars fand ich auch immer gut, wobei die natürlich etwas Zeitgebundenes in den Song bringen (das Starsystem hat es nicht immer gegeben und es kann auch mal wieder verschwinden). Und schlicht ist im übrigen nicht schlecht, wenn man mich fragt. Eine gewisse Einfachheit gehört zur Eleganz der Kraftwerk-Musik dazu.

Gegen Einfachheit habe ich nichts, im Gegenteil. Ich persönlich bin halt der Meinung, dass der Ruhm Kraftwerks zuallervorderst auf ihrer elektronischen Musik gründet, weit weniger aber auf ihren Texten. Dass man auch an den Texten Gefallen finden kann, will ich nicht bestreiten, aber bei mir funktioniert das in einigen Fällen eben nicht.

Go1Verstehe. Ich fand immer, dass Elektronik und Lied gut zusammenpassen. „Unpersönlich“ in dem Sinne, dass es nicht um den authentischen Ausdruck individuell empfundener Gefühle eines Künstlers geht, sind ja viele Songs, nicht nur die von Kraftwerk.

Es gibt ja das Genre Elektropop / Synth Pop von Human League über Depeche Mode und Soft Cell bis ich-weiß-nicht-wohin. Da sind deutliche Einflüsse von Kraftwerk drin, da hat der Gesang und der Sänger aber eine viel größere Bedeutung. Ralf Hüter und Florian Schneider kann man nicht mit Marc Almond vergleichen. Muss man aber auch nicht. Das Unpersönliche und die Anonymität sind bei Kraftwerk doch Programm. Ich meine das daher keineswegs abwertend.

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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)