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herr-rossi(…) aber man bezeichnet inwzischen auch das Genre, das sich hier in den letzten Jahren herausgebildet hat, als PC Music. Soundtracks von Computerspielen sind dabei ebenso vorbildhaft wie japanische Popkultur mit ihrem Kult des Niedlichen („kawaii“).
Poppy sticht dabei als Gesamtkunstwerk noch mal heraus, ihre Videoserie wird ja häufig als „creepy“ und verstörend wahrgenommen und das ist auch so intendiert. Poppy ist ganz sicher Meta-Pop, weil das Projekt Pop-Kultur im Internetzeitalter reflektiert, ohne dabei eindeutige Aussagen zu produzieren (…) So wie einst „Trans-Europa Express“ oder „Die Mensch-Maschine“ auch als Pop-Alben funktionierten. Die Form der Inszenierung der Pop-Künstler als androide Wesen und Gegenentwurf zu einem ebenfalls von Authentizität besessenen Jahrzehnt finde ich auch sehr ähnlich.
Interessante Ausführung. Der Vergleich mit Kraftwerk und deren demonstrativer Künstlichkeit ist ebenso gewagt wie geistreich.
Poppy /PC Music, das scheint mir Pop für und über die Generation YouTube / Handy / Spotify zu sein. Nimmt diese Generation das auch so selbstreflexiv wahr? Ich selbst gehöre zur Generation Gleitsichtbrille und Du, @herr-rossi, kratzt – wenn man Deinem Profil glauben darf – auch an der Schwelle dazu. PC Music nehme ich daher eher interessiert aus der Distanz wahr, ohne dass ich persönlich eine Beziehung dazu aufbauen kann und will. Was ausdrücklich nichts über die Qualltät aussagen soll. Andy Warhol, Jeff Koons und Malcolm McLaren wären bzw. sind sicher von PC Music begeistert, und Diedrich Diederichsen hat bestimmt schon einen Essay darüber verfasst („Über PC Music“).
Ich denke mir ja gerne Szenarios aus: Poppy weitergedacht wäre eine virtuelle, 3D-computeranimierte Kunstfigur oder sogar ein Hologramm, das ausschließlich im Netz existiert und hinter der ein völlig anonymes Team steht, das deren Aktivitäten steuert. Oder sogar ein Algorithmus. Keinerlei materielle Existenz, keinerlei Dauerhaftigkeit, ein reines Mediengeschöpf, das man abonnieren kann oder – besser noch – das ausschließlich werbefinanziert ist. Aber wahrscheinlich komme ich mit dieser Idee schon zu spät und in Japan oder China gibt es das längst.
krautathaus
Mein elektronischer Höhepunkt dieses Jahr war Maya Jane Coles Triple Album „Take Flight“
@krautathaus: Noch nie von gehört. Eine weitere mir unbekannte musikalische Nebenwelt. Triple-Album? Ich dachte, diese Spezies ist seit Ende der 70er ausgestorben?
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)