Antwort auf: Roger Waters

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slow-train

Registriert seit: 25.09.2008

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go1

slow-trainWenn ich dann allerdings bei BDS lese, dass zu den Zielen „Ending its occupation and colonization of all Arab lands and dismantling the Wall“ gehört, bin ich mir auch nicht mehr sicher, was hier mit Arab Lands überhaupt gemeint sein soll. Die Grenzen von 1967 oder vielleicht doch die vor der Staatsgründung?

Nur kurz als Hinweis, weil ich gerade unter Zeitdruck stehe: Der erste Satz nach dieser Überschrift lautet, „International law recognises the West Bank including East Jerusalem, Gaza and the Syrian Golan Heights as occupied by Israel.“ Den interpretiere ich, wie auch die folgenden Sätze, als Erläuterung der Forderung. Es geht also um die West Bank mit Ost-Jerusalem, den Gaza-Streifen und um die von Israel annektierten Golan-Höhen („all Arab“ deshalb, weil auch an Syrien gedacht wird). Da sollen Besatzung, Besiedlung und Beherrschung beendet werden, im Einklang mit dem Völkerrecht. Insofern mache ich mir da keine Sorgen. Und bei Rogers Waters, wie auch sonst oft, wende ich das „principle of charity“ an, das Prinzip der wohlwollenden Interpretation, vom Orwellschen Schwein („pigs can fly“) über die falsch benannte Israel-Lobby in den USA bis hin zu den arg moralisierenden Vergleichen. Ich finde es nicht hilfreich, immer gleich das Schlimmste anzunehmen, gerade nicht bei emotional belasteten Themen.

Kein Widerspruch soweit, weswegen ich ja auch darauf hingewiesen habe, dass ich nicht jede Aktivität von BDS und Waters als antisemitisch verurteilen möchte, sondern da durchaus auch Grauzonen erkennen will. Einig sind wir uns aber sicherlich darin, dass BDS Sprache sehr bewusst einsetzt. Nicht umsonst werden in den drei Punkten unter dem Link mit „Arab“, „Arab-Palestinian“ und „Palestinian“ drei Begriffe für etwas verwendet, das imho den gleichen Begriff benötigt, aber da wird man, wenn man drei Palästinenser fragt auch drei Antworten bekommen.

Ich sehe auch keinen Widerspruch zwischen dem „principle of charity“ und der Tatsache, dass Waters Dinge getan und gesagt hat, die man als antisemitisch deuten kann. Ich finde es nur legitim diese Dinge anzusprechen und darauf hinzuweisen, wenn man das Gefühl bekommt, dass hier jemand bewusst oder unbewusst als Grenzgänger auftritt. Menschen machen Fehler, aber sonderlich distanziert hat er sich davon anscheinend auch nicht (hier kann ich mich auch irren, ich kenne aber keine anderweitigen Aussagen) und das kann man ja auch mal mit einem einfachen Tweet oder zehn Zeilen auf Facebook erledigen, wenn man es denn möchte.  Hier mache ich ihm einen Vorwurf.

Das nächste eher an andere:
Ich glaube übrigens nicht, dass die Öffentlich Rechtlichen hier nur vor der Petition „eingeknickt“ sind. BDS ist ein sehr lautes Sprachrohr und man kann, besonders nach den Ereignissen der letzten Monate (Pop-Kultur Festival, Kate Tempest an der Volksbühne), auch davon ausgehen, dass sich mit BDS beschäftigt wurde und die Gremien derzeit eh daran arbeiten einen Umgang mit der Kampagne zu erarbeiten. Ich plädiere aber weiterhin vor Einzelfallentscheidungen.

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