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Ich halte Waters wirklich nicht für einen Antisimiten…aber er tut auch nicht gerade sehr viel um das zu beweisen .
Das ist doch wirklich mal eine Basis auf der man diskutieren kann, weil das Thema offensichtlich nicht so einfach ist, wie es in vielen Einsilbenkommentaren hier verhandelt wird – nicht umsonst ist Israel ja auch von links nach rechts ein stetes Streitthema.
Natürlich ist nicht jede Kritik an der Politik Israels sofort antisemitisch, aber wenn sich eine Person derart auf den Staat einschießt, wie es Waters tut, dann hat das definitiv einen Beigeschmack.
Für mich sind Äußerungen die von einer „jüdischen Lobby“ sprechen, oder Israels agieren mit der NS-Zeit vergleichen per se erst einmal antisemitisch, auch das Schwein steht historisch definitiv in einer antisemitischen Tradition (ob es das besser macht, wenn auch andere Symbole gezeigt werden und das Schwein auch mit Waters eigener Musikgeschichte zusammenhängt, ist wahrscheinlich schon Abwägungssache – ich halte Waters für informiert genug, um zu wissen mit welchem Bild er da spielt). Trotzdem muss Waters deswegen noch keine 24/7 Antisemit per se sein – in Großbritannien hat man eventuell eh einen anderen Zugang zur israelischen Staatsgründung, weil die Beteiligung auch anders war. Die Äußerungen sind aber da und damit muss er leben. Wenn der Öffentlich Rechtliche Rundfunk in Deutschland deswegen auf eine Medienpartnerschaft verzichtet, ist das meiner Meinung nach legitim. Die Bundesrepublik ist nun einmal der Nachfolgestaat des NS-Regimes und hat in diesem Sinne auch Verantwortung zu tragen und diese Verantwortung hört auch nicht auf, nur weil man mit politischen Entscheidungen in Israel nicht d’accord geht.
Das muss auch gar nicht heißen, dass jede Person, die eine BDS-Kampagne unterschrieben hat gleich zur Persona non grate bei öffentlichen Veranstaltungen werden muss, viele Supporter von BDS sind ja durchaus auch anderweitig politisch aktiv.
Trotzdem muss die Staatsgründung Israels auch als eine Reaktion auf die Verbrechen an den europäischen Juden verstanden werden und nicht umsonst sagt das israelische Rückkehrgesetz, das Personen jüdischen Glaubens das Recht auf Einwanderung nach Israel genießen. Insofern ist Israel natürlich ein historisch gewachsener Schutzort für alle jüdischen Menschen weltweit und mehr als nur irgendeine Demokratie. Das Leute, die diesen Staat attackieren es deshalb mit dem Vorwurf antisemitisch zu agieren zu tun bekommen, halte ich für nachvollziehbar, jedoch ist es sicherlich nicht in jedem Fall gerechtfertigt.
Wenn ich dann allerdings bei BDS lese, dass zu den Zielen „Ending its occupation and colonization of all Arab lands and dismantling the Wall“ gehört, bin ich mir auch nicht mehr sicher, was hier mit Arab Lands überhaupt gemeint sein soll. Die Grenzen von 1967 oder vielleicht doch die vor der Staatsgründung? Das wäre dann schon eine Forderung nach dem Ende des israelischen Staates und eine Gefahr für Millionen jüdische Menschen, denn die würden darunter leiden und da könnte man schon von antisemitischen Tendenzen innerhalb der Organisation sprechen.
Klar, die Kampagne setzt auch sehr auf mediale Aufmerksamkeit und nicht jedes Ziel wird von allen Unterstützern explizit so gemeint sein, aber eine hinterfragende Auseinandersetzung, die dann auch mal zur Folge haben kann, dass man mit einzelnen Leuten aus dem BDS-Umfeld nicht zusammenarbeiten will und für die Kampagne selbst keine Fördergelder hergeben möchte, ist imho legitim und nichts anderes ist Waters passiert.
zuletzt geändert von slow-train--