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ford-prefect
Feeling all right in the noise and the light

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Nashville Pussy – Café Central, Weinheim, 12.11.2017

Eine immer wieder gern gesehene Gastcombo im Café Central: Die dampfende und rumpelnde Punk’n’Roll-Band um das Südstaaten-Ehepaar Blaine Cartwright und Ruyter Suys. Spielte in den Anfangstagen noch das tätowierte und Feuer spuckende Zwei-Meter-Bassweib Corey Parks den E-Bass, die nach dem Milleniumwechsel wegen Drogenproblemen aussteigen musste, zupft mittlerweile nach diversen Umbesetzungen ein Mädel namens Bonnie Buitrago den dicken Viersaiter. Zum ersten Mal hatte ich Nashville Pussy im September 2003 im Café Central live gesehen, an jenem Tag, an dem Johnny Cash verstorben war. Damals herrschte eine deutlich stärkere Pogo-Stimmung vor der Bühne. Der gestrige Auftritt des zurückgekehrten Quartetts ist dagegen bestenfalls als routiniert zu bezeichnen, ohne überdurchschnittliche Spielfreude der Combo aus dem nordamerikanischen Staat Georgia. Schnell klebten der Bassistin die schweißnassen Haare im Gesicht und der Lidschatten fing an, ihr die Wangen herunterzulaufen.

Während des Songs „Good night for a heart attack“ schüttete Frontmann Blaine Cartwright, der nebenbei die Gruppe Nine Pound Hammer betreibt, den Inhalt einer Bierflasche (Woinemer Hausbrauerei mit urigem Bügelverschluss) in seinen speckigen schwarzen Cowboyhut und trank das Gebräu darin aus, wobei ihm die Hälfte des Gerstensaftes über das T-Shirt rann. Später schnappte sich Gitarristin Ruyter Suys (Künstlername und versautes Wortspiel der Phrase „The rider sighs“) das Smartphone eines Besuchers in der ersten Reihe und spielte damit auf den Saiten ihrer Gibson SG ein mitreißendes Solo. Früher hatte die blonde Rockerin, die im Café Central anfangs eine graue Waschbärmütze mit Schwanz hinten dran trug, als Höhepunkt einer jeden Show stets einen Strip bis auf die Unterwäsche hingelegt. Worauf Ruyter Suys heutzutage verzichtet. Nach dem 80-minütigen Auftritt sprach mich im Foyer der neue Drummer Ben Thomas an, wohl schon leicht einen im Tee, der hatte gestern Geburtstag. 30 Jahre alt sei er geworden, wenn ich ihn richtig verstanden habe. „Where are some prostitutes? It’s my birthday“, wollte der Drummer wissen. Daraufhin antwortete ich, mal irgendwo gehört zu haben B-) , dass es im nicht weit entfernten südhessischen Städtchen Bürstadt einen kleinen feinen FKK-Saunaclub namens Night & Day geben soll. „I don’t understand any word you’re saying“, schaute mich der Drummer Ben ungläubig an. Dann musste ich ihm erst mal erklären, was man in Deutschland unter FKK versteht, woran ich mit der unbeholfenen Übersetzung „free body culture“ scheiterte. Anschließend signierte der Schlagzeuger mein Notizbuch mit der Widmung „FKK“. In solchen Momenten, wenn ich eine mir doch eher fremde versprengte Parallelgesellschaft aufsuche, denke ich mir meistens: Komische Sitten, diese räudigen Ami-Rocker ;-)

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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!