Re: The Black Keys

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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stef1205Wahrscheinlich ein bisschen von allen. Ihr letztes Album El Camino war gut (auf jeden Fall besser als das verunglückte Brothers) und kommerziell erfolgreich, aber für mich sind Thickfreakness und Rubber Factory immer noch MIT ABSTAND die besten Alben. Und sie funktionieren einfach als 2-Mann-Band am besten.

Aber wahrscheinlich bin ich einer jener Spinner, die sie am liebsten als obskures Lo-Fi-Duo erleben:lol:

THICKFREAKNESS und RUBBER FACTORY sind auch zwei meiner liebsten TBK-Alben. BROTHERS würde ich jedoch keineswegs als verunglückt bezeichnen. Sie haben sich damit sicher ein großes Stück weit von der sehr reduzierten und rustikalen Lo-Fi Ästhetik ihrer ersten Alben entfernt. Für mein Empfinden ist ihnen das aber sehr überzeugend gelungen und BROTHERS ist in dieser Hinsicht ein sehr stimmiges Album. Wenn man sie lieber als „Lo-Fi-Duo“ erleben will, ist man damit aber nicht an der richtigen Adresse.

Dan Auerbach und Pat Carney haben ja sogar öffentlich darüber geklagt, dass sie lange Zeit nicht den Mainstream-Erfolg hatten, den sie glaubten zu verdienen:

http://newsroom.mtv.com/2012/02/13/black-keys-mainstream-success-grammys-bieber/

Mir scheint, dass sie sehr gezielt daran gearbeitet haben, das zu ändern: beständiges Touren, wenn man die Solo-Alben/Seitensprünge mit einrechnet praktisch jährliche Veröffentlichungen und mit Danger Mouse die Wahl eines Produzenten, der der Musik den nötigen Schliff und Bumms gegeben hat, damit sie auch im Mainstream ankommt. Sie haben ja auch deutlich wahrnehmbare Veränderungen an der Musik vorgenommen um das zu erreichen – wobei der Kern aber immer erhalten geblieben ist. Ich finde es sympathisch, dass sie sich dabei nicht haben verdrehen lassen. Klar kann man EL CAMINO anhören, dass TBK damit ins Radio und in die großen Hallen wollten. Aber es ist trotzdem eine gute Platte.

Natürlich hätte auch ein Spinner wie ich TBK am liebsten als Lo-Fi Duo exklusiv für sich alleine gehabt, zumindest gefühlt. Aber das geht wohl nur über einen begrenzten Zeitraum. Hätten sie die Formel von THICKFREAKNESS oder RUBBER FACTORY wiederholt, hätte sich irgendwann keiner mehr für sie interessiert – oder nur eine handvoll Spinner. Dann hätten TBK schon längst frustriert und pleite aufgegeben und wären den Weg alles Irdischen gegangen.

LIVE AT THE CRYSTAL BALLROOM kenne ich leider nicht, nur THE BLACK KEYS LIVE (AT THE METRO THEATRE SYDNEY, AUSRALIA – MARCH 18th 2005). Eine etwas ruppige Performance, bei der gestapelte Autoreifen als Deko auf der Bühne liegen. Hier wird noch solide und ehrliche Arbeit geleistet: Dan Auerbach spielt Gitarre für zwei und singt noch dazu, während Pat Carneys Schlagzeugspiel den Körpereinsatz des ganzen Mannes fordert. Stelle gerade fest, dass sie auf dem Konzert mit NO FUN auch ein The Stooges-Cover spielen.

L’Also ich muß gestehen, daß ich zu den Leuten mit der „langen Leitung“ gehöre, ich habe sie erst mit El Camino entdeckt. Ihren Back Katalog mußte ich mir dann aber sofort nachkaufen und habe Spaß satt mit den Alben!!

Ich hoffe sehr, daß sie mal hier bei uns Konzerte geben, denn live stell ich mir das sehr geil vor!

Ich habe TBK ja auch bloß zufällig entdeckt. Ich glaube sie hatten lange Zeit einfach auch nicht die Publicity um beim breiten Publikum überhaupt anzukommen. Die lange Leitung muss man wohl an dieser Stelle verorten. Hat sich erst mit BROTHERS geändert und mit EL CAMINO ist dann der Knoten geplatzt. Live habe ich sie leider auch erst ein mal gesehen und da fand ich die Berliner ARENA als Örtlichkeit mit ihren miesen Sichtverhältnissen, der Akustik eines ehemaligen Straßenbahndepots (was es nun mal ist) und der Atmosphäre einer Sport-Großveranstaltung leider etwas enttäuschend. Aber die Zeiten, in denen sie in kleinen Clubs spielen gespielt haben, sind wohl vorbei.

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)