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Und weiter geht’s mit meiner einsamen Werbetour für The Black Keys, der wahrscheinlich am meisten übersehenen Rockband around!
Eins muss noch erwähnt werden: TBK sind in den zwei Jahren seit 2008 keineswegs untätig gewesen. Außer fleißigem Touren im (leider) vor allem englischsprachigen Ausland veröffentlichte Dan Auerbach ein Soloalbum, Patrick Carney spielte auf dem Debut-Album der Band Drummer FEEL GOOD TOGETHER Bass, und außerdem veröffentlichten TBK eine Kollaboration mit diversen Rappern unter dem Titel BLAKROC.
FEEL GOOD TOGETHER kenne ich nicht und kann daher nichts darüber sagen.
Von einem Soloalbum erwartet man instinktiv eigentlich ein reduziertes Instrumentarium. Genau das Gegenteil ist aber der Fall bei Dan Auerbachs KEEP IT HID. Er macht dort weiter, wo TBK mit ATTACK & RELEASE aufgehört haben. DA geht auf KIH so richtig in die Vollen und deckt nicht nur eine große stilistische Bandbreite ab sondern fährt auch so manches an Instrumenten auf, was in der Konstellation eines Duos mit voc. + git und dr. nicht möglich ist. Es gibt country-beeinflusste Songs zur akustischen Gitarre mit Lagerfeueratmosphäre (TROUBLE WEIGHS A TON, GOIN’ HOME), schweren Rock (I WANT SOME MORE, STREET WALKIN’, ein berauschendes Meisterwerk im Aufbau und Verdichten von Gitarrensounds, bis die Lautsprechermembran platzt!), Balladen (WHISPERED WORDS, WHEN THE NIGHT COMES), einen „Beat Song“ (MY LAST MISTAKE) und so einiges mehr. Das alles unter Einsatz zahlreicher Musiker und offenbar so einigem, was es an verschiedenen Klangerzeugern, Fuzzboxes, Wah-Wahs und sonstigen Effektgeräten gibt. Sehr schön analog und organisch wirkender, satter Klang. Ein Fest für die Sinne! Ein hervorragender Songwriter und Sänger ist DA sowieso.
BLAKROC ist eine zunächst eher unwahrscheinlich erscheinende Hip Hop-Platte der TBK mit einigen Rappern. Wenn man sich ein wenig mit TBK beschäftigt hat, weiß man aber, dass ihr musikalisches Einzugsgebiet deutlich größer ist, als der Indie-Bluesrock, den sie vor allem zum Besten geben. TBK wirken hier zum größten Teil als eine Art Begleitband für die Rapper, ohne sich besonders in den Vordergrund zu drängen. In sofern sind TBK auf BLAKROC als Instrumentalstimmen bei weitem nicht so präsent wie auf „normalen“ TBK-Alben. Die Hauptrollen spielen hier die Rapper. Ich kenne mich mit aktuellen Hip Hop nicht besonders aus – meine Hip Hop-Kenntnisse stammen aus den 80er und 90er Jahren – daher sind mir die meisten der hier versammelten Rapper unbekannt. Alleine Q-Tip von A Tribe Called Quest ist mir aus Urzeiten in Erinnerung. Besonders hervorzuheben ist außerdem Nicole Wray, die hier aber mehr singt als rappt, und – Dan Auerbach, der auf WHAT YOU DO TO ME mit Nicole Wray ein Duett singt/rappt.
Ich finde BLAKROC okay und kann sie durchaus mit Vergnügen hören, so richtig begeistern kann ich mich aber nicht dafür. Vielleicht bin ich aber auch schlicht zu wenig Hip Hop-Fan, als dass ich das Album wirklich kompetent beurteilen könnte. Ich würde deshalb gerne auch eine andere Meinung dazu hören.
All das gesagt, darf man umso gespannter sein, welchen Einfluss dies auf BROTHERS hat. Morgen ist es ja so weit.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)