Antwort auf: Pharoah Sanders

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vorgarten

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august/september 1976
erste post-impulse-aufnahmen für india navigation, mit drei neuen originalen („harvest time“, „love will find a way“ und „memories of edith johnson“) und einer band, die neue klangfarben setzt: e-gitarre (tisziji muñoz) und hammondorgel (clifton „jiggs“ chase, dem späteren erfinder der rhythmussequenz von grnadmaster flashs „the message“). steve neil ist der neue in der reihe großartiger bassisten bei sanders, und greg bandy sitzt wieder an den drums. der treue percussionist ist einmal mehr lawrence killian.

das album hat eine große ruhe und geschlossenheit, es ist vom ersten ton an als sanders-album identifizierbar. dabei gibt es kaum ein sanfteres, ruhigeres stück in seiner diskografie als das 20-minütige „harvest time“, das mit minimalen (aber tollen!) variation erstmal 9 miuten lang nur aus muñoz‘ weichen phaser-akkorden, neils‘ einfachem bass-vamp und sanders schönen, diesmal recht introvertierten linien und hauchgeräuschen besteht. dann kommt unaufdringliche glöckchen-percussion, neil ändert den vamp, geht dann in ein solo über, während sich die klangfarben ändern. ein harmonium schickt sanfte wellen ins geschehen (sanders‘ frau bedria), muñoz befreit sich leise vom akkordschema, das stück steht still und die resonanzen übernehmen. wenn sanders wieder einsetzt, hält die band die ambivalenz zwischen diesem stillstand und der trance der ersten hälfte, schwingt mal hier-, mal dorthin, bis sanders ein gefühlvolles outro anstimmt.

in „love will find a way“ dann erstmals drums, und der großartige körperlich nahe sound der band wird verräumlicht (mit drums und percussion recht weit hinten). jetzt übernimmt die orgel das 4-akkord-schema, muñoz findet ein eigenes riff dazu (diesmal im zeittypischen santana-sound). das liebeslied singt sanders selber und gar nicht mal schlecht. es folgen schöne soli von sanders, muñoz und chase, die viel individualismus zulassen. am ende wird die band leiser und das schlusswort hat killian an den congas.

der schöne flow des albums wird mit einem etwas schmalzigen orgel-gospel beendet, zu dem es auch noch etwas background-geheule gibt, das zurecht keinen credit bekommen hat. das stück dauert allerdings nur 5 minuten und tut nicht sonderlich weh. es gibt etwas merkwürdige percussion dazu, mit kesselpauken und gongs. sanders spielt lediglich das simple thema.

der durchaus interessante gitarrist muñoz, der ja bis heute unterwegs ist, konnte 1978 selbst sein debüt auf india navigation einspielen (RENDEZVOUS WITH NOW), wo er allerdings sehr wie eine santana-kopie klingt. für sanders war er angeblich der einzige gitarrist, mit dem er spielen konnte, doch das sollten sich sharrock und ulmer nicht allzu sehr zu herzen nehmen bzw. genommen haben.

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